Die Möglichkeit, in Leonberg bei der Wahl auch für Christoph 41 abzustimmen, ist genial.

Leonberg - Kommunen wird bisweilen vorgehalten, sie reagierten arg bürokratisch, seien nicht flexibel genug oder verhinderten durch Auflagen wohlgemeinte Aktionen und Initiativen. Beispiele hierfür dürften überall zu finden sein, aber es gibt auch Gegenbeispiele.

 

Die Reaktion der Stadt Leonberg auf die noch nicht ausreichende Resonanz bei der Petition zugunsten des Rettungshubschraubers Christoph 41 ist so eine. Die Rathausspitze um Oberbürgermeister Martin Georg Cohn belässt es nicht nur bei Lippenbekenntnissen und Wehklagen. Nein, sie trägt aktiv mit dazu bei, dass mehr Unterschriften abgegeben werden können.

Großes Autobahndrehkreuz

Die Idee, das Umfeld der Wahllokale zu nutzen, um für den Helikopterstandort Leonberg unterschreiben zu können, ist einfach wie genial: Viele Menschen, die ohnehin in Sachen Wahl unterwegs sind, werden das pragmatische Angebot nutzen.

In der Sache selbst spricht alles für den Standort Leonberg: Hier ist mit dem Leonberger Dreieck eines der meistbefahrensten Autobahndrehkreuze von ganz Deutschland. Im Großraum Stuttgart ist das Unfallaufkommen besonders hoch. Im Ernstfall zählen Minuten, wenn nicht Sekunden. Und: Direkt beim Hubschrauber ist das Krankenhaus mit einer kompetenten chirurgischen Unfallklinik. Auch verschiedene Chefärzte der großen Stuttgarter Kliniken betonen die Bedeutung des Hubschrauberstandortes beim Kampf um Menschenleben.

Erst Geld, dann Menschen

Der Hinweis auf das vermeintlich unterversorgte Gebiet hinter Tübingen greift insofern nicht, als dass es nicht hilft, ein Loch zu stopfen, um damit ein noch viel größeres aufzureißen. Vielmehr ist die Diskussion um die Helikopter-Standorte ein Beleg mehr für die These , dass es bei der medizinischen Versorgung zu allerst ums Geld und dann um die Menschen geht. Man könnte in dem betroffenen Gebiet ja einfach einen weiteren Hubschrauber platzieren.

Aber die Erfahrung, dass die gerade in Corona-Zeiten von vielen Politikern als höchstes Gut gepriesene Gesundheit buchstäblich weniger wert ist, machen Krankenhäuser und Pflegepersonal schon seit vielen Jahren. Der Trend, in Kliniken keine Hilfseinrichtungen, sondern Profitcenter zu sehen, ist ungebrochen.