Statt zu lamentieren, muss der Gemeinderat den Weg für neue Quartiere freimachen: Auch an der Berliner Straße.

Leonberg - Die Neujahrsempfänge sind vorbei, in dieser Woche geht im Leonberger Rathaus die Gremienarbeit wieder los: Die Ausschüsse und der Gemeinderat tagen, wichtige Weichen werden schon im ersten Halbjahr gestellt. Mit dem Schwung des Anfangs wird Martin Kaufmann genau darauf achten, dass die zentralen Themen nicht so weit zerredet werden, dass ihre Umsetzung sich über Jahre erstreckt – so wie es früher der Fall war. Nicht immer, aber immer wieder.

 

Auf einige harte Nüsse wird schon sehr lange gedrückt, ohne dass sie bisher geknackt werden konnten. Eine der härtesten ist zweifelsfrei das ungelöste Wohnungsproblem. Hier ist jetzt ein stärkerer Druck erkennbar. Der Oberbürgermeister hat am Altjahrabend den Bau von Sozialwohnungen klar den Kommunen zugeordnet und diese Haltung beim Neujahrsempfang der Freien Wähler bekräftigt.

Keine kommunale „Leo-Bau“

Rückendeckung bekommt er hier von seinem Parteifreund Ottmar Pfitzenmaier. Im Interview mit unserer Zeitung zweifelt der Chef der SPD-Fraktion Kaufmanns zweite These allerdings an: Ob eine eigene Wohnbaugesellschaft tatsächlich günstiger zu schnellen Ergebnissen führt, stellt der frühere Banker in Abrede. Pfitzenmaier setzt stattdessen auf Kooperation mit bereits bestehenden kommunalen Siedlungsgesellschaften.

Auch in den anderen Fraktionen hält sich die Begeisterung über eine Art kommunale „Leo-Bau“ in Grenzen. Ein ähnlicher Versuch ist vor vielen Jahren bereits grandios gescheitert.

Drängende Platzproblematik

Dringlicher als die Frage, wer denn nun als nicht profitorientierter Investor ins Rennen geht, ist hingegen die Platzproblematik. Denn es ist ja weiß Gott nicht so, als hätte Leonberg Flächen ohne Ende.

Und die rund 800 neuen Wohnungen, mit denen in den nächsten drei Jahren zu rechnen ist, sind in der großen Mehrheit nur auf dem freien Markt zu haben. Der allenthalben herbeigesehnte bezahlbare Wohnraum soll es lediglich zu einem Viertel auf dem jetzigen TSG-Gelände geben. Verkauft ist der Stammsitz des im SV Leonberg/Eltingen aufgegangenen Traditionsvereins bisher noch nicht. Mal schauen, ob die Umsetzung wie geplant in den kommenden zwei Jahren funktioniert.

Vor diesem Hintergrund ist es bemerkenswert, dass CDU und Freie Wähler so vehement wie dauerhaft gegen ein Quartier an der Berliner Straße sind. Wer sich das Gebiet angeschaut hat, weiß dass von einer Stadtpark-Bebauung keine Rede sein kann. Es ist absolute Randlage und liegt brach.

Zähe Debatten

Und das Argument, dass es mit der Lobensteiner Straße bereits in direkter Nachbarschaft ein Sozialwohnungs-Viertel gibt, greift nicht wirklich. Denn auch neben dem TSG-Areal gibt es sozialen Wohnungsbau.

Die Frage ist, wie lange sich Leonberg solche zähen Debatten noch leisten kann. Gerade in der Berliner Straße könnte sehr schnell gebaut werden. Die Fläche gehört der Stadt. Lange Verhandlungen fielen weg.