Der Krankenhaus-Chef führt zwei Jahre die Geschäfte des Klinikverbundes allein. Danach befindet der Aufsichtsrat über eine Doppelspitze.

Region - Am Ende ging alles glatt über die Bühne: Einstimmig hat der Aufsichtsrat des Klinikverbundes Südwest den Vertrag mit dem bisherigen kaufmännischen Geschäftsführer Martin Loydl um fünf weitere Jahre verlängert. Zwei davon wird er den Zusammenschluss von sechs Krankenhäusern alleine steuern.

 

Damit ist ein vehementer Streit zwischen den Gesellschaftern des Klinikverbundes, den Landkreisen Böblingen und Calw, vorerst beigelegt. Zumindest vordergründig hat sich der Böblinger Landrat Roland Bernhard (parteilos) durchgesetzt, der das Modell einer einköpfigen Geschäftsführung, fachlich unterstützt durch die Ärztlichen Direktoren der einzelnen Kliniken, klar präferiert hatte.

Helmut Riegger (CDU), sein Kollege aus Calw, hatte am bisherigen Modell mit einem medizinischen und einem kaufmännischen Geschäftsführer festgehalten. Erstere Position hatte bis August der Chirurg Jörg Noetzel inne. Die Trennung zwischen dem wortgewandten Medizinmanager und dem Klinikverbund kam für viele in Ärzteschaft und Politik überraschend.

Nach anderthalb Jahren wird geprüft

Der Kompromiss zwischen beiden Gesellschaftern, in persona den Landräten, besteht aus einer zeitlichen Befristung des Ein-Chef-Modells. Nach anderthalb Jahren wird der Aufsichtsrat prüfen, ob sich die neue Geschäftsführerstruktur bewährt hat. Dann will das Gremium festlegen, ob man zur vorherigen Tandem-Lösung mit kaufmännischem und medizinischem Geschäftsführer zurückkehren wird.

Martin Loydl ist nicht auf sich alleingestellt: Ein per Aufsichtsratsbeschluss neu geschaffenes Ärztliches Direktorium wird künftig die Geschäftsführung, die Gesellschafter und den Aufsichtsrat beraten. Die Stimmen der Ärztlichen Direktoren aller sechs Standorte (Leonberg, Böblingen, Calw, Herrenberg, Nagold und Sindelfingen) erhalten somit mehr Gewicht bei Entscheidungen zur Ausrichtung der medizinisch-ärztlichen Strategie.

Riegger: Wollen Sicherheit und Konstanz vermitteln

Offiziell zeigen sich beide Landräte zufrieden: „Martin Loydl ist ein ausgewiesener Krankenhausexperte mit 28 Jahren Berufserfahrung im Klinik- und Gesundheitswesen. Er ist eine Führungskraft der ersten Stunde aus der Gründungszeit des Klinikverbundes Südwest im Jahre 2006“, hob der Aufsichtsratsvorsitzende Roland Bernhard hervor. „Die Verlängerung seines Vertrages ist nicht nur Zeichen der Wertschätzung seiner Arbeit, sondern auch ein starkes Signal für Konstanz im Hinblick auf die zahlreichen anstehenden beziehungsweise zum Teil schon laufenden Neubau- und Sanierungsprojekte mit einem Gesamtvolumen von über 800 Millionen Euro bis ins Jahr 2025.“

„Uns ist es ein großes Anliegen, mit der Wiederwahl von Martin Loydl den über 5000 Mitarbeitern diese Sicherheit und Konstanz gerade angesichts der Pandemie zu vermitteln“, unterstrich Helmut Riegger, der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende des Verbundes. „Das Personal in unseren Kliniken hat bereits im Frühjahr hervorragende Arbeit geleistet und ist jetzt wieder mehr denn je gefordert.“

Loydl hat viel Erfahrung

Der 50-jährige Loydl war in den letzten Jahren maßgeblich verantwortlich für die Ausgestaltung der neuen verbundweiten Medizinkonzeption inklusive der Neubauprojektplanungen. Seine Stationen führten den Betriebswirt mit Schwerpunkt Krankenhaushauswesen von den Kreiskliniken Reutlingen über die Uniklinik Tübingen 2006 zum Klinikverbund Südwest.

Nach Leitungsfunktionen in der Unternehmenssteuerung, im Patientenmanagement und Finanzwesen übernahm der vierfache Familienvater zunächst die Position des Verwaltungsdirektors, 2012 dann die stellvertretende Geschäftsführung im Unternehmen und ist seit 2016 kaufmännischer Geschäftsführer.