Und: Auch bei Regen werden kurze Strecken nur noch mit dem Fahrrad abgeradelt, erzählt sie. Größter Antrieb sind für sie ihre drei Kinder und ein schlicht existenzieller Drang. „Es geht hier um den Erhalt unserer Art und darum, unseren Kindern keinen Scherbenhaufen zu hinterlassen.“
Lesen Sie aus unserem Angebot: Die Sinne für das Klima schärfen
Die 60-jährige Inge Bücker sieht sich und ihre Generation in der Pflicht. „Ich bin schon älter und weiß, was ich schon alles kaputtgemacht habe“, sagt sie. „Auch wir Älteren müssen etwas tun.“ Mit der Teilnahme wollte sie vor allem für sich herausfinden, was man als Individuum alles tun kann. „Ich habe meine vegetarische Ernährung zum Beispiel deutlich verstärkt, ich bin mehr mit dem Fahrrad unterwegs und möchte mehr mit der Bahn verreisen statt mit dem Auto.“
Ein positiver Effekt dank der Teilnahme sei für sie persönlich vor allem der, „dass man viel mehr darüber nachdenkt, was man tut und wie man lebt, und sich aktiver damit auseinandersetzt“. Die Klimawette brachte ihr einige Anreize und neue Erkenntnisse. Ein etwas höherer Druck bei den Autoreifen zum Beispiel sei wegen der geringeren Reibung energiesparender. „An solche Kleinigkeiten denkt man beim Thema Klimaschutz oft gar nicht.“
Das Ziel: Eine Tonne CO2 pro Person einsparen
Das Ziel der Klimawette lautete: Für 1,5 Prozent der Bevölkerung sollte pro Person eine Tonne CO2 eingespart werden. „Das ist nicht ohne, aber man konnte es schaffen“, erzählt Inge Bücker. Zwar blieb Renningen bei der Teilnehmerzahl unter den angestrebten 1,5 Prozent. Diejenigen, die mitgemacht haben, waren aber so fleißig, dass das Gesamtziel trotzdem erreicht wurde und das fast aller anderen Kommunen weit überstieg.
Die Klimawette
Organisation
Im Februar 2020 gründete sich der Verein „3 fürs Klima“. Er wirbt bei der Bevölkerung für ein klimaneutrales Leben nicht erst 2050, sondern jetzt. Die Klimawette ist eine Aktion auf dem Weg, den eigenen CO2-Fußabdruck reduzieren und den persönlichen Handabdruck, also das gesellschaftliche Wirken, zu vergrößern. Unterstützt wird die Aktion vom Bundesumweltamt und vielen Kooperationspartnern.
Ablauf
Das symbolische Ziel lautete: 1,5 Prozent der Bevölkerung sollten pro Person eine Tonne CO2 einsparen. Möglichkeiten, CO2 einzusparen, waren zum Beispiel der Austausch von Glühlampen durch LEDs, eine fleischhaltige Mahlzeit pro Woche weniger, höherer Reifendruck, kürzer duschen und mehr. Auf Vertrauensbasis konnten die Teilnehmer ihren persönlichen Beitrag online angeben.
Ergebnis
Mit Beginn der UN-Klimakonferenz in Glasgow ging auch die Klimawette zu Ende – mit einem großen Erfolg für Renningen. Die 206 Teilnehmer haben nicht nur das Ziel erreicht, sondern sich auch gegen fast 1420 andere teilnehmende Städte durchgesetzt. In der Wertung der Kleinstädte unter 20 000 Einwohnern liegen sie auf Platz eins, in der Gesamtwertung war nur Backnang noch besser. Um die Ergebnisse der unterschiedlich großen Städte vergleichen zu können, wurden die Zahlen je 10 000 Einwohner gerechnet.