Der Leonberger Guido Mennicken will für die „Klimaliste“ in den Landtag. Bislang war ihm die Politik zu wenig wissenschaftlich.

Leonberg - Das sei eine „ernste Angelegenheit“ hatte Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) im Oktober gebruddelt. „Es kann gravierende Folgen haben – zum Beispiel, dass es nicht für eine Regierung reicht, weil es sich zersplittert.“ Kretschmann meint die neue „Klimaliste“, die sich Ende September in Freiburg gegründet hatte und zur Landtagswahl im März antritt.

 

Vier Mitglieder hat die Klimaliste nach eigenen Angaben im Wahlkreis Leonberg/Herrenberg – und jetzt auch einen Landtagskandidaten. Guido Mennicken (48) lebt seit zehn Jahren in Leonberg, ist promovierter Biologe, arbeitet als Produktmanager von Trinkwasseranalysatoren in Gerlingen und ist Vater von zwei Kindern. „Andere Parteien sind bisher viel zu mutlos beim Klimaschutz“, sagt Mennicken. „Wir brauchen in den Parlamenten mehr Leute, die dazu wirkliche Visionen aufzeigen.“

Das will er tun – und deshalb in den Landtag einziehen. In der „Taz“ habe er zum ersten Mal von der Klimaliste erfahren, und er war sofort so begeistert, dass er beschloss, für den Landtag zu kandidieren. „Für mich war ausschlaggebend, dass die Klimaliste auf der Basis von wissenschaftlichen Fakten Politik machen will“, erklärt er. „Da kann ich mich als Naturwissenschaftler total identifizieren.“

Kurz war er Mitglied der Grünen

In Düsseldorf ist Guido Mennicken aufgewachsen, in Aachen hat er Biologie studiert und darin promoviert. Beruflich bedingt ist er dann vor zehn Jahren in Leonberg gelandet. Politisch engagiert hat er sich noch nicht viel, bei den Grünen war er während des Studiums kurz Mitglied. „Damals hatte ich mich zunächst entschieden Wissenschaftler zu werden“, sagt Mennicken.

Nicht nur bei Kretschmann, auch bei den örtlichen Grünen wächst die Nervosität wegen der neuen Konkurrenz. Peter Seimer, der Leonberger Landtagskandidat der Grünen, sagt zwar: „Konkurrenz belebt das Geschäft.“ Er rechne aber nicht damit, dass die Klimaliste über die Fünfprozenthürde springt und in den Landtag einzieht. „Und dann ist jede Stimme für die Klimaliste eine verlorene Stimme“, findet Seimer. Aber hat sich seine Partei bislang zu wenig für das Klima eingesetzt? Der 26-Jährige könnte sich zurücklehnen und auf seine Vorgänger verweisen. „Ich bin natürlich nicht rundum zufrieden, deshalb kandidiere ich ja für den Landtag“, sagt er. „Aber ich bin auch nicht unzufrieden.“ Peter Seimer weist darauf hin, dass Landespolitiker nicht im luftleeren Raum agieren, sondern mit dem Koalitionspartner, mit dem Bund und den Kommunen kooperieren müssen.

Beispiel Windkraft: Da habe der Bund die Vorgaben so verkompliziert, dass Investoren abspringen. Beispiel VVS: Da hätten es die Landkreise abgelehnt, ein Angebot des Landes anzunehmen und die Tariferhöhung zu verhindern. Beispiel Radwege: Da seien Kommunen gefragt.

Auch Seimers Vorgänger, der bisherige grüne Abgeordnete Bernd Murschel, nennt diese Beispiele. „Wir müssen dringend weiter vorankommen, um die Pariser Klimaziele zu erreichen“, sagt er. „Aber wir sind in Baden-Württemberg auf einem guten Weg.“ 2011, beim Beginn der grünen Regentschaft, sei noch die Hälfte des Stroms im Land von Atomkraftanlagen gekommen. „Und heute machen die Erneuerbaren ein Drittel des Stroms aus.“

Spaltet die Klimaliste das ökologische Lager?

Was sagt Guido Mennicken zu dem Vorwurf, er spalte das ökologische Lager und schwäche es damit? „Wenn ich durch Stuttgart laufe, sehe ich nicht, dass hier seit Jahren in Stadt und Land ein Grüner regiert“, findet er. Der Ausbau des Nahverkehrs und der Radwege müssten schneller gehen. Mennicken gibt zu, dass seine Klimaliste zwar bislang noch kein ausführliches Parteiprogramm hat – im Landtag geht es ja um mehr, als nur um Klimapolitik. „Wir treten für die ökologisch-soziale Transformation der Gesellschaft ein“, meint der 48-Jährige. Das müsse jetzt ausformuliert werden, er selbst wolle sich als Biologe um den Artenschutz kümmern.