Neben den im Landtag vertretenen Parteien treten auch neun kleinere Parteien und Gruppierungen am Sonntag im Wahlkreis 6 an.

Kreis Böblingen - Auch wenn die Linkspartei im Bundestag und vielen Länderparlamenten vertreten ist, in Baden-Württemberg hat es vor fünf Jahren gerade Mal zu 2,9 Prozent gelangt. Ob es bei dieser Wahl mit einer jungen Spitzenkandidatin besser läuft? Im Wahlkreis 6 (Leonberg-Herrenberg-Weil der Stadt) jedenfalls geht die Linke eher mit „altem Eisen“ an den Start. Robert Schacht aus Weissach gibt als Beruf „Kapitän außer Dienst“ an. Immerhin ist er gebürtig aus Schleswig-Holstein.

 

Außer den Linken treten am Sonntag noch weitere Parteien und Wählerinitiativen an, die noch nicht im Landtag vertreten sind: Schon für einige Schlagzeilen hat die neue Klimaliste Baden-Württemberg gesorgt, die sich bewusst als die ökologischere Alternative zu den Grünen präsentiert. Im hiesigen Wahlkreis tritt Guido Mennicken an. Er lebt seit zehn Jahren in Leonberg, ist promovierter Biologe, arbeitet als Produktmanager von Trinkwasseranalysatoren in Gerlingen und ist Vater von zwei Kindern. Dass die Klimaliste der etablierten Mehrheitspartei von Ministerpräsident Winfried Kretschmann empfindliche Stimmenverluste beibringen kann, halten Beobachter für durchaus möglich. Ob es auch mit der Fünfprozenthürde klappt?

Die PARTEI sagt „Nein zu Baden-Württemberg, ja zu Duschen-Württemberg“

Für einige Aufregung haben auch im Wahlkreis 6 die Freien Wähler gesorgt – nicht zu verwechseln mit der Freie Wähler Vereinigung. Die Partei Freien Wähler, die ursprünglich aus Bayern kommt, hat nichts zu tun mit den in vielen Gemeinderäten im Land vertretenen Wählervereinigungen. Als Kandidat im Wahlkreis 6 tritt allerdings kein Unbekannter an: Dieter Seipler. Zuletzt ist er acht Jahre lang als Vorsitzender der Geschäftsführung der Firma Mann und Hummel in Ludwigsburg tätig gewesen und durch seine Aktivitäten für den Diesel einer größeren Öffentlichkeit bekannt.

Die PARTEI – das Akronym steht übrigens für Partei für Arbeit, Rechtsstaat, Tierschutz, Elitenförderung und basisdemokratische Initiative – ist vielen besonders durch ihren Vorsitzenden, den Satiriker Martin Sonneborn, bekannt.

Im Wahlkreis 6 bewirbt sich die Studentin Jessica Emminghaus. Obwohl die Botschaften der 2005 gegründeten Partei wie „Nein zu Baden-Württemberg, ja zu Duschen-Württemberg“ auf den ersten Blick nicht ernst gemeint erscheinen, sind die kritischen Zwischentöne unübersehbar. Im Satireduktus zielen sie auf Themen wie Digitalisierung, Wohnen, Umweltschutz und Bildung ab.

„Die Basis“ entstand als Protestpartei

Für die Ökologisch-Demokratische Partei (ÖDP) geht der Ehninger Hardware-Ingenieur Joachim Paret ins Rennen. Ein Fokus der Partei liegt auf ökologischen Themen, aber auch auf der aktiven Mitbestimmung etwa über Volksentscheide. Anders als die Grünen ist die ÖDP deutlich wertkonservativer.

Die Basisdemokratische Partei Deutschland, kurz „die Basis“, entstand vergangenes Jahr aus der Corona-Protestpartei „Widerstand 2020“. Im Wahlkreis 6 tritt für „die Basis“ Kurt Ebert aus Leonberg an, der als Datenschutzbeauftragter arbeitet. Die grundlegenden Forderungen der Partei sind uneingeschränkte Freiheitsrechte und ein basisdemokratisches Konzept, das direkte Bürgerbeteiligung vorsieht.

Ebenfalls noch relativ jung ist die pro-europäische Bürgerbewegung Volt, die 2017 als gesamteuropäische Partei anlässlich des Brexit-Votums gegründet wurde. Im Wahlkreis 6 tritt der Gesundheits- und Krankenpfleger Jonathan Messinger aus Leonberg an.

Die Landespartei für Baden-Württemberg hat 12 Mitglieder

Für die noch junge Partei Wir 2020 tritt Wahlkreis Leonberg-Herrenberg-Weil der Stadt die Lehrerin Anja Stäbler aus Herrenberg an. Der Gründungsimpuls für die Partei war die Kritik an den Coronamaßnahmen, doch sie hat sich insgesamt der Beschäftigung mit einem „kulturell-geistigen, politisch-sozialen und wirtschaftlich-ökologischen Dreiklang“ verschrieben.

Erst im Oktober 2020 hat sich die Partei „Eine für alle“ als „Landespartei für Baden-Württemberg“ gegründet. Der Wahlkreis 6 ist landesweit der einzige, in dem die Gruppierung antritt, was vielleicht daran liegt, dass sie nur zwölf Mitglieder hat. Das Grundprinzip ihrer politischen Arbeit ist die Mitbestimmung, sowohl innerhalb der Partei als auch in der Tagespolitik, etwa über Bürgerentscheide.