Jetzt ist es amtlich: Die Kita Nord am Engelberg wird gebaut. Doch der Weg dorthin war steinig.

Leonberg - „Wir könnten sehr viel weiter sein. Aber die Verzögerung liegt nicht am Gemeinderat.“ Die kleine Spitze von Elke Staubach ist der einzige Hinweis auf eine dieser Leonberger Geschichten, die sich über mehrere Jahre strecken, bei denen es zwischendurch so richtig rappelt, aber am Ende es doch irgendwie funktioniert.

 

Die Rede ist von der Kindertagesstätte Nord, die auf dem Engelberg gebaut wird. Das steht jetzt fest. Der Gemeinderat hat den, wie es amtlich heißt, Satzungsbeschluss gefasst und damit den entscheidenden Schritt hin zur Realisierung gemacht. Der Bebauungsplan ist nun rechtsgültig. Vier Gruppen sollen in dem Neubau Platz haben. Dazu kommen fünf Wohnungen im Obergeschoss.

Geld reicht hinten und vorne nicht

Genau diese Konzeption hatte der Gemeinderat schon vor zwei Jahren beschlossen. Und gleichzeitig einen Kostenrahmen festgelegt: Eine Kindergartengruppe dürfe höchstens 600 000 Euro kosten. Die Obergrenze für einen Wohnquadratmeter sollte bei 2500 Euro liegen.

Doch diese Vorgaben waren offenbar zu optimistisch. Fachleute des beauftragten Architekturbüros Arp stellten bei genauerer Planung fest, dass die Beträge vorne und hinten nicht reichen und teilten die deutliche Verteuerung Anfang des vergangenen Jahres dem Gebäudemanagement der Stadt mit. Vielmehr würde pro Kita-Gruppe knapp eine Million Euro fällig, der Wohnquadratmeter müsse bei 4380 Euro angesetzt werden.

Anwohner befürchten zu viel Verkehr

Unabhängig davon verfolgten Anfang 2019 Anwohner die Pläne für die neue Nachbarschaft oberhalb der Oberen Burghalde mit Argwohn. Sie befürchten zu viel Verkehr und wendeten sich an den Oberbürgermeister. Martin Georg Cohn empfing einige Vertreter der Nachbarschaft zu einem persönlichen Gespräch.

Der Gemeinderat ahnte in diesen ersten Monaten des vergangenen Jahres von alldem nichts. Erst als durchsickerte, dass sich Anwohner bei Cohn beschwert hatten und sich Eltern wunderten, dass das Projekt nicht vorankommt, wurden die Lokalpolitiker hellhörig. Jutta Metz von den Freien Wählern fragte nach und erhielt vom OB die Antwort, dass es neue Pläne gebe. Martin Georg Cohn ahnte, dass die Stadträte die neuen Kosten, rund eine Million Euro pro Gruppe und 4380 Euro pro Wohnquadratmeter, nicht widerspruchslos hinnehmen würden. Um die Kosten zu senken, schlug er im Mai des vergangenen Jahres vor, auf die Wohnungen in der Kita zu verzichten, stieß aber damit auf heftigen Widerstand.

Unmut im Gemeinderat über OB

Dass ausgerechnet ein sozialdemokratischer Oberbürgermeister auf Wohnraum, der für die Erzieherinnen vorgesehen ist, verzichten will, sei unverständlich. Auch die massive Kostensteigerung stieß fraktionsübergreifend auf Unmut. Vor allem aber störten sich die Stadträte daran, dass sie der OB nicht früher informiert hatte, auch über Proteste der Anwohner.

In einer turbulenten Gemeinderatssitzung musste sich der OB viel Kritik anhören. Die CDU-Fraktionschefin Elke Staubach brachte gar einen Untersuchungsausschuss ins Spiel. Immerhin gelang es den Fachleuten des städtischen Gebäudemanagements und Architekturbüros, die Mehrkosten sachlich zu erklären.

Lärmgutachten für Tennisplatz

Die Sicherheitsauflagen sind höher als zu Zeiten des ersten Ratsbeschlusses. Selbst wegen des benachbarten Tennisplatzes musste ein Lärmgutachten gemacht werden. Durch die Hanglage des Gebäudes sind Außenflure, Treppen und Aufzüge nötig. Zudem macht lediglich eine Wohnungsetage über dem Erdgeschoss das ganze Projekt besonders teuer.

Am Ende beschloss der Gemeinderat die ursprüngliche Konzeption mit den fünf Wohnungen. Die Gebäudehöhe wurde auf elf Meter festgelegt.

Nach dem jetzigen Satzungsbeschluss laufen die Ausschreibungen. Der Baubürgermeister Klaus Brenner erwartet, dass im Herbst die Arbeiten losgehen. Bis auf weiteres werden die Kinder rund um den Engelberg in der provisorischen Tagesstätte betreut – wenn sie denn wieder in vollem Umfang betreut werden können.

Platz für Kinder wird nicht nur am Engelberg geschaffen. Der Gemeinderat hat zudem grünes Licht für eine Kita zwischen Gartenstadt und Bahnhof gegeben. Dort sind auf drei Etagen sechs Gruppen und vier Wohnungen geplant. Ärger wie an der Burghalde gab es hier nicht.