Die 800 Jahre alte Laurentiuskirche in Flacht erstrahlt nach aufwendigen Arbeiten im Innen- und Außenbereich in neuem Glanz.

Weissach - Etwa 20 Jahre hat die evangelische Kirchengemeinde um ein Konzept gerungen. Zukunftsfähig sollte sie werden, die rund 800 Jahre alte Laurentiuskirche in Flacht. „Das war dem Kirchengemeinderat wichtig“, betonte Pfarrer Harald Rockel. Dass dies nach über zweijähriger Bauzeit und jahrelangen planerischen Vorarbeiten gelungen ist, davon konnten sich am Sonntag die Gemeindemitglieder bei einem Gottesdienst zur Wiedereinweihung des umfangreich sanierten Gotteshauses selbst ein Bild machen.

 

Schon von weitem sichtbar sind die glänzende Turmzier mit dem neu vergoldeten Hahn sowie die renovierte Turmuhr. Auch das sanierte und farblich frisch gestaltete Mauerwerk sowie die komplett neue und barrierefreie Gestaltung der Außenflächen kamen an diesem sonnigen Reformationssonntag zur Geltung.

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„Die Renovierung der Kirche stellte uns vor große Herausforderungen“, sagte Albrecht Volle, der als Architekt die Sanierung betreute. Schäden im Holztragwerk verursachten Risse im Mauerwerk. Dessen Stabilität musste mit Stahlankern wiederhergestellt werden. Die Beseitigung der Schäden war kostenintensiv und aufwendig. Bei allen Erneuerungen mussten Vorgaben des Denkmalschutzes beachtet werden. Dazu kamen behördliche Auflagen zum Schutz der Fledermäuse im Dachraum.

Besonders augenfällig sind die Änderungen im Innenraum: Die alte Orgel im Chor ist verschwunden – und wird heute in einer Musikschule in der Nähe von Moskau zu neuem Leben erweckt. Stattdessen füllt jetzt eine kleine elektronische Orgel den Kirchenraum mit Klang. Die Wände haben einen neuen hellen Putz erhalten, die Wandmalerei wurde aufgefrischt, der Großteil der alten Kirchenbänke gegen helle Bänke und Stühle ausgetauscht, die marode Heizung modernisiert, ausgeklügelte Konzepte für anlassbezogene Beleuchtung, für die Heizung und die elektrische Verkabelung wurden umgesetzt.

Der Innenraum der Laurentiuskirche wurde neu gestaltet. Böden und Kirchenmöbel wurden ausgetauscht, die Wände hell gestrichen und mit Wandmalereien aufgefrischt. Foto: Simon Granville

Der alte, teils schadhafte Sandsteinboden musste erhalten werden, doch darüber wurde ein neuer Holz- und Natursteinboden verlegt, samt Fußbodentemperierung. Moderne Medientechnik macht die Übertragung des Gottesdienstes nicht nur auf einen Bildschirm auf der Empore, sondern auch in das neue Nebengebäude möglich.

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Doch nicht nur die Kirche selbst wurde technisch und baulich auf einen neuen Stand gebracht. Die Kirchengemeinde schaffte es auch, direkt neben der Kirche ein kleines Gebäude mit Sanitärräumen und Küche zu errichten. Dort können für Eltern mit kleinen Kindern die Gottesdienste übertragen werden und es gibt Raum für Zusammenkünfte und Feiern. Bevor jedoch gebaut werden konnte, verlangte das Denkmalamt eine kostenintensive archäologische Voruntersuchung, die aber keinen Befund brachte. Das Haus, das man vielleicht Laurentiushaus nennen könnte, erläuterte der Architekt, sei viel mehr als ein Funktionsgebäude, nämlich eine wertvolle Ergänzung der Kirche.

„Eine siebenjährige Planungs- und Bauzeit geht jetzt zu Ende“, sagte Architekt Volle. „Wir hinterlassen einen baulich-gestalterischen Fußabdruck in der langen Geschichte der Kirche, wenn auch nicht alle Wünsche erfüllt werden konnten“, meinte er mit Blick auf den noch fehlenden Windfang am Eingang. Neben dem traditionellen symbolischen Schlüssel überreichte der Architekt für den künftigen Windfang ein Glasbild mit den Farben, die auch auf den neuen, vom Frauenkreis gespendeten Paramenten auf dem Altar und der Kanzel zu sehen sind.

Die Sanierung kostet rund 1,7 Millionen

Als Leiter des Bauausschusses der Kirchengemeinde hatte Armin Thiel, unterstützt von Rolf Frech, die Sanierungsarbeiten gelenkt. „Das war eine sehr nervenaufreibende Zeit“, sagte er und erinnerte an Diskussionen mit dem Denkmalschutz und dem Oberkirchenrat. Für ihren zeitintensiven Einsatz erhielten die beiden viel Beifall von den Gemeindemitgliedern und eine Dankes-Urkunde des Landesbischofs, überreicht von Dekan Wolfgang Vögele. Dieser lobte die „wunderschön renovierte Laurentiuskirche, das neue Laurentiushaus und den Platz mit dem Labyrinth“. „Ich denke, dass dieses Dreigestirn künftig die geistige Mitte von Flacht darstellen wird“, so der Dekan.

Die Gesamtkosten belaufen sich auf etwa 1,7 Millionen Euro. Rund 900 000 Euro muss die Kirchengemeinde mit ihren 1450 Mitgliedern selbst aufbringen. Neben Rücklagen kamen viele Spenden zusammen, sei es durch Benefizkonzerte, Sponsorenläufe und Fund-Raising-Aktionen. Außer Geldern von der Landeskirche und dem Kirchenbezirk Leonberg gab es auch Mittel vom Denkmalamt und von der Gemeinde Weissach.