Was kann man mit Plastik alles machen? Das erforschen Gerrit Hülder und seine Kollegen bei Bosch.

Renningen - Plastik? Das gibt es doch überall – was kann man da groß forschen? Wer so gedacht hat, den hat der Praxistag der Kinderuni Weil der Stadt eines Besseren belehrt. Zum ersten Mal waren die kleinen Studenten dafür im neuen Bosch-Forschungszentrum in Malmsheim zu Gast und haben ein Seminar zu Plastik besucht.

 

„In fast allen Produktbereichen befindet sich Kunststoff“, erklärt Gerrit Hülder. Der Bosch-Gruppenleiter in einem Bereich  der Kunststofftechnik-Forschung hat selbst einen Sohn, der in die Weiler Kinderuni geht. So kam der Kontakt Hermann Faber, dem Leiter der Kinderuni, zustande.

Recycling ist ein wichtiges Forschungsthema

Und eben weil fast überall Kunststoff verbaut wird, ist auch hierzu Forschung gefragt. Am Anfang der Entstehung – und am Ende, wenn er nicht mehr gebraucht wird. „Kunststoffmüll gehört nicht in die Natur“, erklärt Hülder seinen jungen Zuhörern. „Zu unserer Forschung gehört daher auch, was man mit Kunststoffmüll alles machen kann.“ Die Wiederverwendung und das Recycling ist zum Beispiel eines der Themen, mit denen sich Hülder und seine Kollegen beschäftigen. Denn der Rohstoff von Plastik ist Rohöl – und das ist selten und begrenzt. „Andererseits werden auch nur fünf Prozent des Rohöls für Kunststoff verwendet“, berichtet der Ingenieur.

Nach so viel Theorie geht es dann rüber, in eine der großen Hallen des Forschungszentrums. Gerrit Hülder muss dort schon ein bisschen lauter reden, denn große Maschinen stehen hier herum. Und eine kleine Maschine, mit der der Experte die Entstehung von Plastik erklärt.

„Dieses Gerät, das aussieht, wie ein Fleischwolf, ist ein Extruder“, erklärt er, muss das aber nicht lange ausführen, denn ein Junge erinnert sich an den Theorie-Teil am Vormittag: „Durch die Hitze wird das Plastik hart“, ruft er und Hülder nickt. „Ja, genau, der Kunststoff wird im heißen Gewinde gebacken.“

Was herauskommt, sind dann die Teile, die Bosch in allen Geräten verwendet – ob im E-Auto oder in der Spülmaschine. Und die Tüftler versuchen, immer neue Anwendungsbereiche zu finden. Gerrit Hülder hält zum Beispiel ein besonders glattes und glänzendes Plastikteil nach oben. „Damit haben wir versucht, einen Spiegel zu konstruieren“, erklärt er. Den Spiegel braucht man, um im Auto die Geschwindigkeit oder Verkehrszeichen an die Frontscheibe zu projizieren. „Oder das hier“, sagt Hülder dann und zeigt auf einen kleinen, schwarzen Kasten. Der sei auch in jedem Auto verbaut, der Blitzer ist daran festgemacht.

3-D-Drucker erstellt einen Würfel

Und dann wartet eine Überraschung auf die Mädchen und Jungen. Mit Schutzjacke, Schutzbrille und Atemschutz ausgestattet und mit Löffel und Messer bewaffnet, machen sie sich an einem unscheinbaren, kleinen, weißen Würfel zu schaffen. Ein 3-D-Drucker hat den Würfel bearbeitet, Schicht für Schicht schaben die Kinder das weiße, feste Pulver ab, bis nur noch Würfel übrig bleiben – ein Kniffel-Spiel.

Gerrit Hülder und seine Kollegen haben den Würfel zuvor als 3-D-Modell am Computer erstellt. „Der Computer zerlegt das Modell dann in Schichten“, erklärt er. Der Drucker baut dann Schicht für Schicht auf und lässt das Pulver nur dort fest werden, wo das Bauteil entstehen soll. Der 3-D-Drucker ist nämlich auch eines der Forschungsobjekte der Bosch-Tüftler. „Wir prüfen, ob wir so etwas auch in der Serienproduktion einsetzen können“, erklärt der Ingenieur.

Denn der 3-D-Drucker hat einige Vorteile: Die Produktion ist viel schneller und teure Werkzeuge wie die Spritzgießen, in die man die Bauteile bisher gießt, fallen weg. An der Zukunft hautnah dran zu sein, da staunen die jungen Studenten. Und auch Gerrit Hülder ist am Ende begeistert. „Ich war fasziniert, wie konzentriert die Kinder bis zuletzt waren“, sagt er.