Statt 35 Stunden mit Mittagessen sollen Eltern ab sofort 37,5 Stunden buchen. Das neue Modell geht Hand in Hand mit einer Gebührenerhöhung.

Weissach - Gleich zu Beginn des siebten Punktes auf der Tagesordnung der jüngsten Gemeinderatssitzung gibt es ein Lob: „Ich will meinen Dank aussprechen für diesen Kompromiss“, betont Gemeinderat Pierre Michael (Grüne). Angesichts der ausführlichen Diskussion, für die das Thema vor einigen Monaten gesorgt hatte, gibt es nun: schnelle Einigkeit unter den Räten.

 

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Worum geht es? In Weissach soll die Benutzungs- und Gebührensatzung der Kindertageseinrichtungen angepasst werden. Dass die Kosten für die Kinderbetreuung steigen werden, war bereits klar. Unstimmigkeiten gab es bisher aber noch in puncto Mittagessen.

Protest wegen wegfallendem Mittagessen

Im Juni hatte die Verwaltung dem Gemeinderat zum ersten Mal eine Reform der Kindergartenbetreuung inklusive einer Preiserhöhung von drei Prozent vorgelegt und damit einigen Gegenwind bekommen. Wo angesichts der Preiserhöhung weitestgehend Einsicht herrschte, gab es besonders aufgrund einer geplanten Sparmaßnahme Ärger. So sah die Reform vor, dass Kinder erst ab einem Betreuungsumfang von 40 Stunden oder mehr ein Mittagessen erhalten sollen – obwohl einige Kitakinder in Weissach und Flacht aktuell auch im Rahmen einer 35-Stunden-Betreuung etwas zu Essen kriegen.

Als Grund für diese Maßnahme wurde unter anderem der personelle Mehraufwand für die Verpflegung der Kinder genannt. Dieser werde erst bei Betreuungsangeboten ab 40 Stunden berücksichtigt. Die Gebühr für das 35-Stunden-Modell sei für alle Kinder, ob mit oder ohne gebuchtem Mittagessen, gleich. Von der vorgeschlagenen Maßnahme betroffene Familien hätten ihr Kind also entweder zuhause versorgen oder von 35 auf 40 Stunden umbuchen müssen. Letztere Möglichkeit hätte für die Familien allerdings wesentlich höhere monatliche Betreuungskosten mit sich gebracht.

37,5-Stunden-Modell soll Zwischenlösung sein

In puncto Mittagessen drehte man also eine erneute Runde durch die Gremien: Im Oktober traf sich eine Arbeitsgruppe, zusammengesetzt aus Gemeinderatsmitgliedern, Einrichtungsleitungen, Mitarbeitenden des Sachgebiets Kinder, Jugend und Familie und Elternbeiratsvorsitzenden. Das Ergebnis: Eine Zwischenlösung. Um klar zwischen Ganztagseinrichtungen und Einrichtungen mit verlängerten Öffnungszeiten (VÖ) zu unterscheiden, wurde das Modell mit 35 Stunden letzterer Gruppe zugeordnet. Familien, die 35 Stunden gebucht haben, werden also ab sofort zu den herkömmlichen VÖ-Angeboten ohne Verpflegung gezählt. Familien, die trotzdem noch ein Mittagessen buchen wollen und bisher die Betreuung mit 35 Stunden in Anspruch genommen haben, können nun auf das Mittagessen verzichten oder auf ein eigens eingeführtes Modell mit 37,5 Wochenstunden umsteigen. Dieses zählt zu den Ganztagsangeboten.

Gestaffelte Preiserhöhung geplant

„Der neue Betreuungsumfang von 37,5 Stunden liegt genau in der Mitte zwischen dem 35-Stunden- und dem 40-Stunden-Modell“, heißt es in der Beschlussvorlage. Entsprechend soll der Preis für das neue Modell in der Mitte liegen. Zusätzlich wird der Preis gestaffelt angehoben. So kostet die 37,5-Stunden-Betreuung ab dem 1. Februar 2022 zunächst 183 Euro, ab dem 1. September dann 220 Euro.

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Die betroffenen Familien werden nun informiert. „Das ist erfahrungsgemäß nicht die Gruppe, die am größten ausfällt“, betont Bürgermeister Daniel Töpfer (CDU), bevor der Gemeinderat dem Beschluss schließlich zustimmt. „Ich denke, ein Großteil der Familien, die ein Mittagessen gebucht haben, werden das auch weiterhin machen.“