Der Anbau im Rutesheimer Schulzentrum für die Hortbetreuung der Grundschüler wird um fast 500 000 Euro billiger. Realschule und Gymnasium bekommen zusätzliche Räume.

Rutesheim - Die oder der ist goldwert, auch das und jenes ist goldwert. Warum soll es nicht auch mal ein gut funktionierendes städtisches Bauamt sein, wie das Rutesheimer, das goldwert ist? Immerhin hat es bei diesem Vorhaben der Stadt den Wert von mehr als vier Kilogramm des edlen Metalls erwirtschaftet. Es handelt sich dabei um den Anbau an die örtliche Realschule, in den nun zum 1. August der Hort einzieht. Die anderen Nutzer folgen mit Beginn des neuen Schuljahres.

 

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Doch was hat das Bauamt damit zu tun? Wie häufig in Rutesheim der Fall, haben der Gemeinderat und die Verwaltung das eigene Bauamt eingeschaltet, um das Projekt zu stemmen. Denn geplant hat das neue dreigeschossige Gebäude das Team des städtischen Bauamtes unter der Leitung des Stadtbaumeisters Bernhard Dieterle-Bard. Projekt- und Bauleiter ist Andreas Hofmann aus dem gleichen Amt gewesen. „Das hätte uns mehr als 200 000 Euro an Honoraren gekostet, wenn wir das an externe Büros vergeben“, sagt die Bürgermeisterin Susanne Widmaier.

Erfreuliche Rechenergebnisse

Und noch viel mehr Erfreuliches hat Andreas Hoffmann dem Gemeinderat und der Verwaltungsspitze bei einer jüngsten Stippvisite verkündet. Der an der Realschule angebaute Hort ist die größte Investition, die die Stadt gegenwärtig am Laufen hat. Für ursprünglich geschätzte vier Millionen Euro sollte hier im Schulzentrum eine weitere Betreuungsmöglichkeit für die Grundschüler geschaffen werden. „Die Kosten werden sich auf etwa 3,5 Millionen Euro belaufen“, erfreute Hoffmann das Gremium. Aus dem Fördertopf des Landes für Schulbau gibt es 588 000 Euro.

Corona macht das Bauen günstiger

Zusätzlich zu den guten Konditionen, zu denen viele der Gewerke an Handwerker vergeben werden konnten, hat auch Corona dazu beigetragen, dass einiges billiger wurde. „Bei einem solchen Volumen machen 16 anstatt 19 Prozent Mehrwertsteuer einiges aus“, sagt Hoffmann. Auch konnte wegen des Fernunterrichts an der Realschule auf teure Arbeit in den Abendstunden und an den Wochenenden verzichtet werden.

Barrierefreier Zugang

Denn für den Anbau an das Gebäude der Realschule mussten Mauern durchbrochen werden, damit es gelingt, mehrere Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Weil ein Fahrstuhl in den Hort eingebaut ist, um ihn barrierefrei zu gestalten, bekommt auch die Schule einen barrierefreien Zugang. Die Flure der benachbarten Schule wiederum können als zweiter Fluchtweg für den Hort genutzt werden.

Auch die Realschule und das Gymnasium profitieren von dem Neubau. Der Realschule werden hier zwei weitere Klassenräume zur Verfügung stehen. Das Gymnasium kann in den Schulpavillon einziehen, in dem bisher der Hort residiert hat – was auch dringend notwendig ist, denn ab Herbst gibt es eine Klasse zusätzlich durch die ersten G9-Abiturienten.

Speiseraum mit Spülküche

Der Hort wird auf drei Geschossen 900 Quadratmeter Nutzfläche haben. Die Räume für Werken, Spielen, Hausaufgabenbetreuung, Lesen und Arbeiten am PC orientieren sich in der Größe an den Klassenzimmern der Realschule. Zudem bekommt der Hort einen Speiseraum für 100 Menschen mit Spülküche.

Zwei Grundschulstandorte

Der Anbau wurde notwendig, weil aktuell im Hort und in der Kernzeitenbetreuung jeweils mehr als 80 Grundschulkinder am Standort im Schulzentrum und am Standort Hindenburgstraße angemeldet sind. „Tendenz steigend, und die neuen Räume bieten große Reserven“, sagt der Erste Beigeordnete, Martin Killinger.

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Den Bedarf bedingt auch ein „Rutesheimer Luxusproblem“, das viele andere Kommunen gerne hätten. Die Stadt hat sowohl in der Außenstelle der Grundschule in der Hindenburgstraße mit einem eigenen, 2017 gebauten Hort als auch im Schulzentrum jeweils drei Parallelklassen für jeden der vier Jahrgänge. Also werden an beiden Standorten jeweils zwölf Klassen unterrichtet. Denn ab dem 57. an einem Standort eingeschriebenen Kind kann eine dritte Klasse gebildet werden.

Hortbetreuung genießt Vorrang

Rutesheim gibt der Hortbetreuung Vorrang vor der „verlässlichen Grundschule“, weil so mehr Betreuungszeit angeboten werden kann. Das Konzept des Landes Baden-Württemberg für Ganztagsgrundschulen sieht vor: drei oder vier Schultage mit sieben oder acht Zeitstunden (inklusive Unterricht). „Das heißt, dass wir die zusätzliche kommunal organisierte und gewährleistete Betreuung immer benötigen“, sagt der Erste Beigeordnete. Auch für die Mittagspausen und das Mittagessen sind immer die Kommunen zuständig. An den beiden Hort-Standorten beschäftigt die Stadt jeweils acht Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Betreuung an fünf Tagen

Öffnungszeiten
Wie bisher werden auch in dem neuen Hort die Kinder von Montag bis Freitag zwischen 6.30 und 17.30 Uhr, also an fünf Tagen die Woche betreut. Und das auch an rund sieben Wochen während der Schulferien. Die Kernzeitbetreuung läuft durchgehend von 7 bis 13.30 Uhr. Zudem wird das Hort-Programm auch auf die örtliche Standranderholung abgestimmt.