Die Stadt Renningen will einen externen Träger. Wegen der hohen jährlichen Kosten ist eine europaweite Ausschreibung nötig.

Renningen - Der Bedarf an Kindergartenplätzen in Renningen und Malmsheim ist ungebrochen groß. Gleichzeitig wünschen sich immer mehr Eltern auch alternative Konzepte zu den traditionellen Betreuungsangeboten. Die Stadt hat sich daher entschieden, einen Waldkindergarten einzurichten, allerdings unter einer externen Trägerschaft. Mittlerweile hat ein Standort dafür gefunden. Die Stadt hat das Gelände, das nicht nur Platz für den neuen Waldkindergarten bietet, sondern auch Optionen auf eine weitere Entwicklung bieten würde, sogar schon gekauft. Es handelt sich um die Perouser Straße 95 in Malmsheim.

 

Bis der Waldkindergarten in Betrieb geht, wird es noch ein Weilchen dauern. Der Gemeinderat hat nun aber den nächsten Schritt gemacht. Der Verwaltungsausschuss hat die europaweite Ausschreibung, wie von der Verwaltung vorgelegt, abgenickt, in etwa zwei Wochen geht das Papier noch einmal über den Tisch des Gemeinderats.

Jährliche Zuschüssen in Höhe von 150 000 bis 170 000 Euro

Der Betrieb wird zunächst auf eine Dauer von zehn Jahren ausgeschrieben. Auch bei einem externen Träger wird die Stadt die Kosten, zumindest anteilig, übernehmen. Die Verwaltung geht von jährlichen Zuschüssen in Höhe von 150 000 bis 170 000 Euro aus. Aufgrund der Höhe des Betrags ist eine europaweite Ausschreibung ist nötig. Die Thost Projektmanagement GmbH hat die Stadt bei der Erstellung der Ausschreibungsunterlagen unterstützt. Die Bewerber müssen ihr Konzept vorlegen, zum Beispiel im Hinblick auf Pädagogik, Kosten und Management. Am stärksten wird das pädagogische Konzept mit 50 Prozent gewichtet. Das beinhaltet die Einhaltung des baden-württembergischen Bildungsplans, den Natur- und Artenschutz, die Einbeziehung der Kinder in die Tagesabläufe und mehr. Danach werden Punkte vergeben. Am Ende entscheidet wieder der Gemeinderat über die Vergabe.

Das Verfahren wirkt ziemlich aufwendig. Größere Verzögerungen, die der europaweiten Ausschreibung geschuldet sind, befürchtet Daniel Dreßen, Leiter der Abteilung Kinder und Familie im Rathaus, aber nicht. Beim Gelände jedenfalls hat die Stadt ein glückliches Händchen bewiesen. Es befindet sich etwa auf Höhe des Flugplatzes. „Es gibt dort ein Waldstück mit jungen Bäumen und Gräsern“, erklärt Daniel Dreßen. Damit ist es ideal für den Betrieb eines Waldkindergartens geeignet. „Der Bauhof fängt schon an, das Gelände herzurichten.“ Ein besonderer Vorteil des Grundstücks sei außerdem, dass dort noch ein Wohnhaus steht. Für die Zukunft biete das vielerlei Optionen, was die Weiterentwicklung des Geländes angeht. „Aber das wäre erst in einem nachgelagerten Schritt.“ Jetzt geht es zuallererst um das Schaffen eines Kindergartens mit zunächst einer Gruppe. In einem Waldkindergarten besteht eine solche aus maximal 20 Kindern.

Die Entscheidung, den Waldkindergarten an einen externen Träger zu vergeben, hatte mehrere Gründe. Einer davon liegt darin, dass die Stadt bei ihren eigenen Einrichtungen zum Teil mit großem Erziehermangel zu kämpfen hat. Bei einem externen Träger besteht die Chance, dass dieser sein eigenes Personal mitbringt, so die Stadtverwaltung.

Es gibt wieder mehr Erzieher

In der Zwischenzeit hat sich die Mitarbeitersituation deutlich gebessert, berichtet Daniel Dreßen. Die Sportkita zum Beispiel ist mittlerweile voll besetzt. Gleichwohl gibt es noch Einschränkungen in manchen Kindergärten. Anfang des Jahres mussten in drei Einrichtungen Öffnungszeiten reduziert werden aufgrund des Erziehermangels, die zum Teil auch nach der Corona-Krise andauern. Das soll sich aber bald ändern. Es gab bereits mehrere Einstellungen und weiterhin Bewerbungsgespräche. „Und wir haben deutlich mehr Bewerber als offene Stellen.“ Was merklich zugenommen habe, sei die Mund-zu-Mund-Propaganda, also dass Bewerber über persönliche Empfehlungen und Kontakte den Weg nach Renningen finden. „Das ist für uns ein gutes Zeichen.“

Viele Waldkindergärten im Umkreis

Waldkindergärten gibt es im Altkreis Leonberg bereits in Weil der Stadt, Heimsheim und Mönsheim. Träger ist der Verein „Naturkinder Flacht“. Darüber hinaus wird die durch den Verein FISH Leonberg initiierte Naturkindergartengruppe mit 20 Plätzen im Gebiet Lohlenbach ab dem Kindergartenjahr 2020/21 in den Bedarfsplan der Stadt Leonberg aufgenommen. Es fehlt nur noch die Betriebserlaubnis vom Kommunalverband Jugend und Soziales.