Die evangelische Kirchengemeinde gibt die Trägerschaft der Kindergärten an den Kirchenbezirk ab. Weil der Stadt will folgen.

Renningen - Von Schwierigkeiten und Engpässen in der Kinderbetreuung kann die Stadt Renningen ein Lied singen. Doch auch die evangelische Kirchengemeinde, die in der Stadt zwei jeweils zweigruppige Kindergärten betreibt, stieß in den vergangenen Jahren des Öfteren an ihre Grenzen. Vor allem kurzfristige Ausfälle waren nur schwer zu kompensieren, gerade, wenn mehrere Erzieher gleichzeitig betroffen waren.

 

Daher hat der Kirchengemeinderat beschlossen, die Trägerschaft für die Kindergärten an den Kirchenbezirk Leonberg abzugeben. Der Gesamtkirchengemeinderat hat die Entscheidung am Dienstagabend bekräftigt. Der Wechsel der Trägerschaft erfolgt zum Jahreswechsel.

Die evangelischen Kindergärten in Renningen befinden sich in der Kronenstraße und in der Blumenstraße. Eng mit der Verwaltung betraut ist dort vor allem die Kirchenpflegerin Margit Sinn. Sie kümmert sich seit circa fünf Jahren um das Verwalten der Gebühren für die Kronenstraße. „Die Gebäude für unsere Kindergärten gehören der Stadt, mit der Unterhaltung haben wir daher glücklicherweise nichts zu tun“, erklärt sie. „Für alles andere, quasi für die ,Software’, sind aber wir zuständig.“ Das beinhaltet also auch alle Personalfragen.

Viele Krankheitsausfälle

Genau dieser Punkt erwies sich in der Vergangenheit als sehr beschwerlich, berichtet die Kirchenpflegerin. „Wir hatten viele Krankheitsausfälle und sogar einen Todesfall. Und wir haben als Kirchengemeinde keinen so großen Pool an Aushilfen, auf die wir in solchen Fällen zurückgreifen können.“ Zuletzt sei es immer schwerer geworden, den Betrieb aufrecht zu erhalten. „Ende letzten Jahres mussten wir deshalb tatsächlich den Kindergarten in der Kronenstraße für einen Tag schließen. Und im Frühjahr war es fast wieder so weit.“ Die zweite Schließung konnte abgewendet werden, da viele Mütter ihre Kinder zuhause behielten und nur wenige Kinder zu betreuen waren. Dank der Unterstützung von Ehrenamtlichen – auch Mütter, die stundenweise aushalfen, – konnten noch weitere Engpässe vermieden werden. Eine Dauerlösung könne das aber natürlich nicht sein.

Der Wunsch nach einer Entlastung in diesem Bereich besteht allerdings schon sehr viel länger, sagt Margit Sinn. „Das war immer schon ein Thema. Vor allem für mich und den geschäftsführenden Pfarrer ist das Ganze ein sehr großer Aufwand.“ Das Amt des geschäftsführenden Pfarrers ist seit vergangenem Jahr zudem vakant. Bereits 2018 wurde daher auf Wunsch der Beteiligten der erste Schritt gemacht, die Kita-Angelegenheiten an den Kirchenbezirk abzugeben.

Dort stieß die Gemeinde auf offene Ohren. Die Zusammenlegung von Organisationsstrukturen bei der Kinderbetreuung ist beim Kirchenbezirk kein Novum mehr. Bereits vor Jahren haben die evangelischen Gemeinden in den Leonberger Ortsteilen beschlossen, dass es sinnvoller wäre, die Organisation der Kinderbetreuung zusammenzulegen, erklärt Wolfgang Vögele, Dekan des evangelischen Kirchenbezirks Leonberg.

Leonberg hat den Schritt schon gemacht

„Bis 2010 hat jede unserer Kirchengemeinden ihre Kindergärten selbst verwaltet“, so Vögele. Neben sechs Stück im Leonberger Stadtgebiet sind das noch die zwei in Renningen, einer in Weil der Stadt und einer in Malmsheim. „Die Anforderungen im Bereich Kinderbetreuung sind aber immer weiter gestiegen, weshalb es schon sinnvoll ist, hier mehr zu zentralisieren und Kapazitäten zusammenzulegen“, findet Wolfgang Vögele. Keiner Kirchengemeinde werde das aufgedrängt. Wenn die Initiative allerdings von dort ausgeht, werde man gerne aktiv. Weil der Stadt hat mittlerweile einen entsprechenden Antrag auf Wechsel der Trägerschaft gestellt. Auch in Malmsheim war das schon Thema, die Entscheidung wurde aber aufgeschoben, bis der neue Kirchengemeinderat gewählt ist.

Für Eltern und Kinder, sagt Vögele, ändert sich durch den Wechsel nichts. „Die Erzieher bleiben dieselben und sind auch weiterhin die Ansprechpartner für die Eltern.“ Auch die Strukturen vor Ort, wie die Netzwerke mit den pädagogischen Kräften der anderen Renninger Kindergärten, bleiben ebenfalls erhalten. „Die Kirchengemeinden behalten außerdem ein großes Mitspracherecht.“ So stellen sie unter anderem Mitglieder im Kindergartenausschuss. Und wenn es um die Suche nach einer neuen Kindergartenleitung geht, hat die betreffende Gemeinde ein Vorschlagsrecht.

Am vordergründigsten ist die Zusammenlegung der Verwaltung. „Da haben wir ganz andere Möglichkeiten“, so Vögele. Zum Beispiel hat der Kirchenbezirk für seine Kitas eine pädagogische Fachleitung angestellt sowie eine Heilpädagogin, die vor allem für die Integration von Kindern mit körperlichen und geistigen Behinderungen zuständig ist.

„Mittlerweile haben wir in der Kinderbetreuung 70 Ganztagsstellen, verteilt auf rund 130 Personen.“ Die Mitarbeiter in Renningen sind da noch nicht mit eingerechnet. „Somit lassen sich auch Ausfälle in den einzelnen Einrichtungen leichter kompensieren.“