Reguläre Kinderbetreuung unter Corona-Bedingungen – was bedeutet das? Ein Besuch im Martha-Johanna-Haus Leonberg.

Leonberg - Die gläserne Eingangstür des Martha-Johanna-Hauses ist abgeschlossen. „Bitte klingeln“, steht auf einem Schild. Für die Eltern der Kinder, die hier den Kindergarten oder die Krippe besuchen, ist am Eingang Schluss. „Wir nehmen die Kinder hier in Empfang, aber die Eltern müssen draußen bleiben“, sagt Heike Jordan, die Leiterin des Martha-Johanna-Hauses. So sehen es die Hygienevorschriften wegen der Corona-Pandemie vor. Auch wenn am kommenden Montag, 29. Juni, wieder der Normalbetrieb in den Kindertageseinrichtungen in Baden-Württemberg starten soll – kleine Corona-bedingte Einschränkungen werden bleiben. So auch die Vorgabe, dass Eltern weiterhin draußen bleiben müssen.

 

Eltern müssen draußen bleiben

Eine weitere Vorgabe ist, dass die Kinder – wie schon in der Notbetreuung – in festen Gruppen zusammenbleiben müssen. Nur sind diese von Montag an wieder in voller Größe genehmigt. „Wir haben ein offenes Konzept im Martha-Johanna-Haus. Das bereitet uns jetzt schon Probleme“, sagt die Leiterin. Offenes Konzept bedeutet, dass die Kinder in den dafür vorgesehenen Zeiträumen, etwa zwischen den Mahlzeiten, sich selbst aussuchen dürfen, womit sie sich beschäftigen und in welchem Raum sie das tun. Also ob sie beispielsweise im Garten spielen oder lieber drinnen basteln und malen.

Das ginge jetzt nur noch eingeschränkt. „Wir werden da ein rollierendes System haben. Den Kindern stehen dann zu bestimmten Zeiten nur bestimmte Funktionsräume zu, aber da dürfen sie dann gern machen, was sie möchten“, erklärt Heike Jordan.

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Für die Erzieherinnen bedeutet das mehr Planungsaufwand. Wo vorher zwei Gruppen Platz im Garten hatten, darf nun nur noch eine Gruppe draußen spielen. Ausnahmen gibt es nur in den Randzeiten, also früh am Morgen oder spät am Nachmittag, wenn ohnehin weniger Kinder betreut werden. „Diese Zeiten sind aber je nach Kita unterschiedlich“, sagt Ute Keilbach, die bei der Stadt Leonberg die Abteilung Kindertageseinrichtungen leitet. Jede Kita habe zudem andere örtliche Gegebenheiten. Was also in der einen Einrichtung möglich ist, kann in einer anderen unter Umständen nicht funktionieren.

Die Risikogruppe will arbeiten

Über die Einzelheiten informieren die Kitas die Eltern selbst. Im Martha-Johanna-Haus geschieht dies bereits über die städtische App fürs Smartphone. Diese wird von der Stadt gerade für alle städtischen Einrichtungen eingeführt. „Viele Eltern rufen aber auch noch an“, berichtet Heike Jordan. Bald soll es dann auch wieder Einzelgespräche mit den Eltern über die Entwicklung ihrer Kinder geben.

Personell sei das Martha-Johanna-Haus gut aufgestellt. „Wir haben nur eine Kollegin über 60 Jahre. Aber die möchte gern arbeiten“, sagt die Leiterin. Von den fünf Auszubildenden sind zwei bald fertig und werden übernommen. Nicht überall war dies aber so einfach. „Wir haben derzeit sieben schwangere Kolleginnen“, berichtete Ute Keilbach. Diese hätten ohnehin ein Beschäftigungsverbot. Anderen Mitarbeitern, die zu einer Risikogruppe gehören, habe man in Zusammenarbeit mit dem Betriebsarzt eine persönliche Schutzausrüstung zur Verfügung gestellt. „Diese sind damit alle arbeitsfähig. Und sie möchten auch arbeiten“, betont Ute Keilbach.

Mehr Spielraum beim Personal

Die neue Corona-Verordnung des Landes wird wohl auch die Personalsituation im Sommer etwas entspannen. „Wir haben mehr Spielraum bekommen, geeignete Aushilfen einzustellen“, erklärt Ute Keilbach von der Stadt Leonberg. Man habe viele Bewerbungen erhalten, etwa von Studenten der Sozialpädagogik. Dies sei auch dringend notwendig. Denn um den Eltern „aufgrund der momentanen Ausnahmesituation und der hohen Belastung in den vergangenen Monaten entgegenzukommen“, wie Oberbürgermeister Martin Georg Cohn sagt, hat die Stadt entschieden, die Kitaferien von drei auf zwei Wochen zu verkürzen.

Zu Beginn der Corona-Pandemie habe man noch Überstunden bei den Angestellten abbauen können, jedoch kaum Urlaub. „Doch die Notbetreuung war personell sehr aufwendig“, merkt Heike Jordan, die Leiterin des Martha-Johanna-Hauses, an. „Im Moment brauchen wir alle Mann an Bord.“ Sollte das Kita-Leben wieder normal laufen, werde man auch wieder damit beginnen, neue Kinder einzugewöhnen. Dies war in allen Einrichtungen seit März nicht mehr möglich gewesen. „Bei den meisten Kindern verschiebt sich die Eingewöhnung um rund zwei Monate“, erklärt Ute Keilbach. Dies werde aber noch über Monate so bleiben.