Eltern haben nach wie vor viele Fragen wegen der Nachmittagsbetreuung für Grundschüler und suchen das Gespräch. Antworten gibt es aber weder von der Verwaltung noch vom Verein Honigtopf.

Friolzheim - Die Betreuung für Grundschüler unter neuer Leitung, die in Friolzheim so hohe Wellen geschlagen hat, ist seit den Sommerferien angelaufen. Davon, dass inzwischen alle Wogen geglättet wären, kann aber keine Rede sein. Viele Fragen sind noch immer offen, mehrere Eltern wünschen sich deshalb mehr Transparenz und eine offene Kommunikation mit den Verantwortlichen. Vor allem an der Organisation im Hintergrund hapert es nach ihrer Ansicht. Doch Informationen sind nicht nur für die Eltern Mangelware – auch auf Anfragen unserer Zeitung bei den Verantwortlichen gab es kaum oder gar keine Rückmeldungen.

 

„Die Betreuer geben ihr Bestes“, stellt Maren Fink klar, deren Kind das Betreuungsangebot nutzt. Sie setzten sich wirklich für die Kinder ein „und haben organisatorische Mängel in Eigenregie ausgeglichen“, sagt die ehemalige Elternsprecherin Jane Brosch. Leider aber gebe es im Hintergrund zu viele offene Stellschrauben, finden auch Daniela Grünkorn und Thomas Hock. In Sachen Datenschutz und Versicherung zum Beispiel sei vieles im Argen. „Wer eigentlich für welches Kind verantwortlich ist, ist auch ein unklares Thema. Jede Woche fragt man sich: Wer ist das eigentlich?“, so Fink.

Wechsel in der Nachmittagsbetreuung

Die Nachmittagsbetreuung der Grundschüler in Friolzheim erfolgte bis vor den Sommerferien durch die Volkshochschule. Die Erzieher und Mitarbeiter kümmerten sich sowohl um die vielgenutzte Kernzeitbetreuung – diese betrifft kurze Zeitspannen direkt vor und nach dem Schulunterricht – und den Hort, bei dem die Kinder zum Teil bis abends betreut werden. Im Frühjahr entschied der Gemeinderat, die Schulkindbetreuung an den Verein Honigtopf mit Sitz in Ispringen abzugeben. Anlass war die lange Warteliste mit Eltern, die nach bisherigem Konzept keinen Betreuungsplatz für ihr Kind bekommen konnten.

Was viele Eltern an dieser Entscheidung irritierte und zum Teil auch erboste, war der Umstand, dass diese Entscheidung im Vorfeld nie mit Vertretern aus der Schule oder den Elternbeiräten besprochen worden war. Und noch etwas bereitete vor allem den Hort-Eltern Sorgen: Die VHS war mit dem Hort an die strengen Vorgaben des Kommunalverbands für Jugend und Soziales gebunden. Wie viele Erzieher anwesend sein müssen und wie viele Kinder maximal in einem Raum untergebracht sein dürfen, war klar geregelt. Der Verein Honigtopf ist an diese Vorgaben nicht gebunden. Vornehmlich wird mit Betreuern auf 450-Euro-Basis gearbeitet, die nach Möglichkeit aus der näheren Umgebung stammen und schon Erfahrung mit der Kinderbetreuung haben sollen. Vorgeschrieben ist das aber nicht, auch gibt es keine Vorgabe für die genutzten Betreuungsräume und wie viele Kinder darin untergebracht sein dürfen. Bei zusätzlichen Kindern, aber gleichem Raumangebot, fragten sich einige Eltern: Wo sollen die Kinder hin, oder werden die Räume dann „überbelegt“?

Keine Informationen aus dem Rathaus

Als Optionen für den Übergang nannte der Friolzheimer Bürgermeister Michael Seiß bei einer Infoveranstaltung im April Klassenräume sowie das Jugendhaus. Ob sich die Frage nach den Räumen inzwischen geklärt hat, dazu wollte sich der Bürgermeister auf Anfrage unserer Zeitung nicht äußern. Auch die Fragen, wie viele Kinder das Betreuungsangebot aktuell nutzen und in welchen Räumen sie betreut werden, blieben unbeantwortet. Alfred Soltner, der Vorsitzende des Vereins Honigtopf, war über Wochen weder telefonisch noch per E-Mail zu erreichen.

Von Eltern habe es bereits einige positive Rückmeldungen gegeben, heißt es in einer Stellungnahme von der Verwaltung, die Betreuung sei „gut angelaufen“. Bei anderen Eltern wiederum zeigt sich ein entgegengesetztes Bild: „Immer wieder passiert etwas, bei dem man sich hinterher wundert, was das soll“, erzählt Maren Fink.

Wunsch nach Elterngesprächen

Es gebe zum Beispiel keine Pläne darüber, wann welches Kind kommt und geht. Ein kleiner Junge, der eigentlich zur Kernzeitbetreuung sollte, sei mal eine ganze Weile draußen herumgestanden und wusste nicht, wo er hinsollte. „Dass er fehlt, ist niemandem aufgefallen“, beklagt Brosch. Ein pädagogisches Konzept vermissen die Eltern ebenfalls, eine Linie, der die Betreuer folgen sollen, wenn es zum Beispiel zu Streitigkeiten oder anderen Problemen kommt. Aufgrund der Minijob-Lösung sind bis auf das Stammpersonal auch nicht jeden Tag die gleichen Mitarbeiter da. „Wir haben nach wie vor keine schriftliche Information darüber, wer sie eigentlich sind.“

Leider gebe es mittlerweile nicht mal mehr einen Elternbeirat. „Und es gibt auch keine Elterngespräche mehr“, bedauert Thomas Hock. Ein „konstruktiver Austausch“ mit den Verantwortlichen wäre aber mit der größte Wunsch der betreffenden Eltern. „Wir suchen weiter das Gespräch“, sagt Jane Brosch.