Weil im Oberlinhaus viele Eltern die Notbetreuung nutzen, fehlen Kapazitäten für andere Kindern im Regelbetrieb.

Leonberg - Drei Mal je fünf Stunden Betreuung – nicht in einer Woche sondern über einen Zeitraum von sechs Wochen. So oft durfte die fünfjährige Tochter einer LKZ-Leserin das Oberlinhaus während der reduzierten Regelbetreuung wegen der Corona-Pandemie besuchen. Obwohl sie sonst einen Ganztagsplatz hat. „Da verliert man als Eltern wirklich den Glauben“, sagt die Frau, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte.

 

Einen Termin am Anfang hat die Familie nicht wahrnehmen können, weil sie verreist war. Dazu war der evangelische Kindergarten in den Pfingstferien für eine Woche geschlossen. „Einigen Eltern erging es ähnlich“, sagt die Leonbergerin. Aber nicht allen. Im eingeschränkten Regelbetrieb durften die Kindertageseinrichtungen nur 50 Prozent der Plätze in den genehmigten Gruppen belegen. Viele Kitas, etwa die städtischen Einrichtungen in Leonberg, legten ein rollierendes System auf. Mal kommt die eine Hälfte der Gruppe, am nächsten Tag die andere.

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Warum das im Oberlinhaus nicht funktionierte? „Von unseren fünf Gruppen waren allein drei durch die Notbetreuung belegt“, erklärt Jessika Pfeiffer, die pädagogische Fachleiterin der evangelischen Kitas im Kirchenbezirk Leonberg. Kinder in der Notbetreuung haben Anspruch auf ihre üblichen Betreuungszeiten. Von den übrigen 70 Kindern des Hauses konnten somit nur 20 verteilt auf zwei Gruppen gleichzeitig da sein. Dass so viele Kinder in der Notbetreuung waren, ist auch der LKZ-Leserin aufgefallen. „Viele Eltern waren ganz panisch, ihre Kinder in der Notbetreuung unterzubekommen, weil sie arbeiten wollten oder mussten“, sagt sie. Und viele Arbeitgeber hätten entsprechende Bescheinigungen über eine Präsenzpflicht am Arbeitsplatz ausgestellt.

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Auch der Arbeitgeber ihres Mannes hätte dies angeboten, obwohl er zu 100 Prozent im Homeoffice arbeiten kann. „Die Unternehmen sehen, dass der Staat da versagt und handeln entsprechend“, meint sie. Jessika Pfeiffer vom Dekanat Leonberg betont, dass dies ein sehr lokales Phänomen sei. „Im Elly-Heuss-Knapp-Kindergarten war kein einziges Kind in der Notbetreuung“, erklärt sie. Die Corona-Verordnung verhindere aber einen Austausch von Personal oder Räumlichkeiten zwischen den verschiedenen Kitas.

Die Leonberger Mutter, die sich mit ihrem Problem an die LKZ gewandt hat, wünscht sich für die Zukunft Notfallpläne für Kitas und auch Schulen. „Die Kinder fallen einfach hinten runter und die Eltern werden allein gelassen“, meint sie. Der Elternbeirat des Oberlinhauses habe einige Vorschläge unterbreitet, wie man andere Räume nutzen und damit mehr Gruppen ermögliche könnte. Auch die Kommunikation per Brief sei veraltet und unzureichend. Sie sagt aber auch: „Der Träger muss die Hausleitung dabei auch mehr unterstützen.“