Das Servicebüro Leonberg ist für Normalbürger zu. Den Oberbürgermeister ärgert das gewaltig.

Leonberg - Wer gerade sein Auto an- oder ummelden will, steht in Leonberg vor verschlossenen Türen. Die Zulassungsstelle der Kreisverwaltung in der Nachbarschaft zum Krankenhaus ist coronabedingt für den allgemeinen Publikumsverkehr geschlossen.

 

Nur Autohändler dürfen hier für ihre Kunden die Formalien erledigen. Privatpersonen müssen nach Böblingen oder gar Herrenberg fahren. Denn dort sind die Dienststellen seit Mittwoch wieder offen.

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Dass in Leonberg keine Laufkundschaft zugelassen wird, begründet Benjamin Lutsch, der Sprecher des Landratsamtes, mit Platzproblemen. „Die Räumlichkeiten dort sind so beengt, dass Kunden die Mindestabstände nicht einhalten können“, sagt er auf Anfrage unserer Zeitung. „Auch für Menschen in einer Warteschlange vor der Tür ist die Situation unzumutbar. Die Kunden würden beim zu erwartenden Andrang vor der Tür unmittelbar in der Zufahrt oder sogar auf der Straße stehen.“

Für den OB „nicht nachvollziehbar“

Für den Leonberger Oberbürgermeister ist das kein haltbarer Zustand. „Es ist nicht nachvollziehbar, warum für Händler eine andere Regel gilt als für die Bürgerinnen und Bürger“, schreibt Martin Georg Cohn in einen Brief an Landrat Roland Bernhard. Zumal nicht nur Autohändler aus dem Raum Leonberg in die hiesige Zulassungsstelle kommen würden. Auch die Mitarbeiter der Geschäfte aus dem südlichen Kreisgebiet würden nach Leonberg geschickt, um die dortigen Zulassungsstellen zu entlasten, beklagt sich der OB.

„Dass bei uns die Bürger draußen bleiben müssen, war mit mir nicht abgestimmt, sondern wurde einfach per Brief mitgeteilt“, kritisiert Cohn. „Sollte das Landratsamt Unterstützung brauchen, helfen wir gerne weiter.“ So könne die Stadt beispielsweise mobile Plexiglasscheiben für die Schalter bereitstellen.

„Ich gehe davon aus, dass Sie Ihre Haltung überdenken und die Zulassungsstelle in Leonberg unverzüglich wieder öffnen“, schreibt Cohn an Bernhard.

Plexiglas ist nicht die Lösung

Doch mit einer unverzüglichen Öffnung dürfte es nichts werden: „Die Arbeitsplätze in Leonberg sind vom Arbeitsschutz her ebenso gut ausgestattet wie in Herrenberg und Böblingen“, erkläret der Landkreis-Sprecher Lutsch. Plexiglas sei also nicht „die Lösung“ für das Platzproblem. „Wir wollen nun den ersten Ansturm abwarten und über Böblingen und Herrenberg abfedern“, erklärt Lutsch. „Wenn sich die Situation beruhigt hat, werden wir auch Leonberg wieder öffnen. Wir hoffen, dass dies Ende Mai der Fall sein könnte.“ Eine Antwort, die Martin Georg Cohn kaum zufriedenstellen wird.