Der Gemeinderat rettet die Zukunft des Kepler-Marktes und beauftragt den Esslinger Til Maehr.

Weil der Stadt - Am Ende blieb die Entscheidung ohne Alternative. Alle Weil der Städter wollen ihren Weihnachtsmarkt behalten – es hatte sich aber kein Ehrenamtlicher mehr gefunden, der sich die Last der Organisation zumuten wollte. Dass es auch in der Stadtverwaltung im Rathaus keine Kapazitäten für eine solche Mammutaufgabe gibt, das machte Bürgermeister Thilo Schreiber den Gemeinderäten am Dienstagabend klar: „Ein solcher Weihnachtsmarkt läuft nicht einfach so nebenher“, sagte der Verwaltungschef.

 

Mit dem Weiler Strandsommer und anderen Veranstaltungen seien die Mitarbeiterinnen im Citymanagement und im Tourismusbüro schon genügend ausgelastet. Angesichts all dieser Voraussetzungen blieb am Ende nur noch eine Möglichkeit, um den traditionellen Kepler-Weihnachtsmarkt zu retten: Ein professioneller Veranstalter muss her.

„Das Fazit war: Er macht es super“

Einstimmig entschied sich das Ratsgremium für Til Maehr. „Er organisiert seit fast 30 Jahren Märkte“, berichtet die Weiler Citymanagerin Marion Beck, die zusammen mit dem bisherigen ehrenamtlichen Weihnachtsmarkt-Organisator Steffen Rüger gleich mehrere Organisationsprofis zum Vorstellungsgespräch gebeten hatte. Seit zehn Jahren ist Til Maehr zum Beispiel Veranstalter des Weihnachtsmarktes in Blaubeuren (Alb-Donau-Kreis). „Ich habe mit meinen Kollegen in der dortigen Stadtverwaltung gesprochen“, berichtete Marion Beck. „Das Fazit war: Er macht es super.“

Til Maehr betreibt in Esslingen eine Agentur, die mehr als 40 Märkte pro Jahr organisiert, zum Beispiel den Antik- und Flohmarkt in Ulm, den Büchermarkt am Postmichelbrunnen Esslingen oder die Klostergartentage Blaubeuren. In Weil der Stadt war Maehr im vergangenen Jahr schon mit dem Sommermarkt Anfang August 2018 zugegen. Erleben können ihn die Weil der Städter auch schon beim Ostermarkt, den es in diesem Jahr im Städtle ganz neu in der Altstadt geben wird.

Die genauen Konditionen für den Weihnachtsmarkt will Marion Beck jetzt mit Maehr in einem Vertrag aushandeln. Klar ist, dass sich auch die Stadt beteiligen muss – finanziell und personell. „Wir übernehmen sämtliche Beschilderungen, die Absperrungen und die Toiletten“, sagte Beck. Dazu kommt die Elektroversorgung, für die ein Techniker der EnBW kommen muss, um Leitungen zu allen Ständen zu legen. Das wird mit einem Betrag zwischen 5700 und 6700 Euro in der Stadtkasse zu Buche schlagen. Bisher haben diesen Betrag die Organisatoren gestemmt, die das aber nur leisten konnten, weil sie ehrenamtlich gearbeitet haben. Verdient haben sie deshalb wenig, wie die Rechnung des letzten Marktes zeigt: Einnahmen von 22 450 Euro standen Ausgaben in Höhe von 22 185 Euro gegenüber.

Kritik an Infrastruktur der Stadt

Steffen Rüger, bisheriger Organisator und grüner Stadtrat, ist zufrieden mit der Entscheidung seiner Ratskollegen. „Til Maehr hat ein Gefühl für Märkte“, sagte er. Zugleich wies er darauf hin, dass die Subvention von 6000 Euro kleiner sein könnte, wenn die Infrastruktur in der Stadt besser wäre. „Wenn wir auf dem Marktplatz einfach nur Steckdosen hochklappen könnten, würden da 100 Euro reichen.“ Weil eigens die EnBW-Techniker in die Stadt kommen müssen, lässt das die Kosten in die Höhe schnellen.

„Der Markt wird sein Gesicht verändern“, stellte Rüger zudem klar. Allein den Kraftakt, den das bisherige Team und der Bauhof gestemmt haben, nämlich 30 Holzhütten aufzubauen, könne sich kein professioneller Veranstalter leisten.

Die Stadträte hatten am Dienstagabend gleich einige Wünsche an den neuen Veranstalter. „Mir wäre wichtig, dass die Standgebühren nicht ins Unermessliche schießen“, sagte Markus Kling (Freie Wähler). Sonst könnten Vereine und Schulen nicht mehr teilnehmen. „Wir müssen aufpassen, dass der Kommerz nicht zu sehr einzieht“, fand auch Michael Borger (Freie Wähler). „Schließlich haben die Einnahmen für die Vereine eine ungeheure Bedeutung“, ergänzte die FDP-Rätin Brigitte Benzinger-König. Und für eine „langfristige Lösung“, plädierte Martin Buhl (CDU).