Die beliebten Altjahrabende auf dem Marktplatz und in Eltingen fallen wegen Corona aus.

Leonberg - Zwei Weltkriege haben nicht geschafft, was nun aufgrund der Corona-Pandemie passiert. Die Altjahrabenfeiern sind abgesagt. Nach Recherchen des Stadtarchivs wurde das alte Jahr selbst in den Kriegsjahren feierlich verabschiedet. Zuweilen recht martialisch: „Das neue Jahr wurde nach alter Sitte in der Silvesternacht angeschossen wie noch keines vor oder nach ihm. Viele hatten noch Gewehre und Munition vom Krieg, Revolver, Leuchtmunition und eine wahre Schlacht entbrannte in der Stadt und in den umliegenden Dörfern. Eine Hölle schien sich zu Begrüßung des neuen Jahres in Freude, Krachen und Lärmen, mit Leuchtkugeln aus dem Krieg über die Bewohner zu ergießen.“ Das schreibt über Silvester 1919 Frieda Beutelsbacher, in ihrem Buch „Der Weg ins Leben“.

 

Brauch aus dem 17. Jahrhundert

Bereits seit dem 17. Jahrhundert ist es Brauch, am letzten Tag des alten Jahres Lichter in die Fenster zu stellen. Urkundlich belegen lässt sich ein Zusammenhang zwischen dem Lichterbrauch und einer Feier auf dem Marktplatz seit dem Jahr 1817 – die traditionelle Altjahrabendfeier.

Wegen der Corona-Verordnungen kann die Altjahrabendfeier nun nicht stattfinden. „Ich bedauere dies sehr“, sagt der Oberbürgermeister Martin Georg Cohn. Sowohl auf dem Marktplatz als auch auf dem Eltinger Kirchplatz breite sich eine ganz besondere Atmosphäre aus. „Das gemeinsame Zurück- und Vorausblicken sowie Musizieren hat einen besonderen Charme. Gern hätte ich wieder viele Bürgerinnen und Bürger begrüßt.“

Herkömmlich wird der Brauch, am letzten Tag des alten Jahres Lichter in die Fenster zu stellen, in Zusammenhang mit der Pestepidemie von 1635 gebracht. „Die Obrigkeit habe damals angeordnet, dass in allen Wohnungen, die noch bewohnt waren, ein Licht im Fenster aufzustellen sei, damit man sehe, dass noch Leben im Haus sei“, soweit mündliche Überlieferungen.

Urkundlich belegen lässt sich ein Zusammenhang zwischen dem Lichterbrauch und einer Feier auf dem Leonberger Marktplatz zumindest seit dem Jahr 1817. Jünger ist der Brauch, dass der Schultheiß beziehungsweise der Oberbürgermeister bei dieser Feier eine Rede hält. 1923 gab es dies zum ersten Mal.

Auch in Eltingen wird gefeiert

Die Altjahrabendfeier in Eltingen geht auf die Anregung von Schultheiß Emil Arnold zurück. Er hat im Jahr 1925 eine „Jahresschlussfeier“, eine „Silvesterfeier“ unter Beteiligung der Gesangs- und Musikvereine initiiert. Im Jahr 1933 wurde die Feier von dem stellvertretenden Bürgermeister Adolf Breitmaier verboten und erst 1951 wieder eingeführt.

Von Anfang an sind Chorgemeinschaft Eltingen und die Lyra eingebunden, hat das Stadtarchiv recherchiert. Der Ort ist immer beim Rathaus, nur in den Jahren 1951 und 1952 fand die Feier „beim neuen Schulhaus“ (Mörikeschule) statt. Wegen geringer Teilnehmerzahl wurde 1971 erwogen, die Feier in Eltingen aufzugeben.

Als 1975 die Schule abgebrochen, 1977 der Platz neu gestaltet und 1978 das Rathaus renoviert ist, wird auf Initiative des Kulturamts die Altjahrabendfeier 1978 in Eltingen verändert. Vereine und kirchlichen Gruppen sind stärker eingebunden. Der Bürgerverein schenkt Glühwein aus, Fackelträger rahmen die Feier ein.