Die Spiritaner verlegen ihren Sitz von Stuttgart nach Weissach. Pater Philip und Pater Gasto kümmern sich dann auch um Rutesheim und Renningen.

Weissach - Wer davon nicht angesteckt wird, dem ist nicht mehr zu helfen. Laut und herzhaft lacht Pater Philip, zum Beispiel, wenn er von seinem deutschen Lieblingsessen berichtet. „Sauerkraut“, sagt er dann – und lacht. Ein scheinbar ganz normales Einfamilienhaus in Weissacher Halbhöhenlage ist es, das er mit seinem Lachen ausfüllt. Von außen deutet nichts darauf hin, dass hier in der Eichenstraße seit dieser Woche ein kleines Domizil eines großen katholischen Ordens entstanden ist.

 

Auf dem Klingelschild sind zwei „P.“ vor den Namen der beiden neuen Hausbewohner zu finden. Zwei Patres wohnen hier, von der „Missionsgesellschaft vom Heiligen Geist“, kurz Spiritaner. Dennoch, das Wort Missionar mögen sie nicht besonders, sagt Pater Philip . Missionieren wollen sie nicht. „Wir machen einfach mit, wir sind ein Teil der Gesellschaft.“ Und wer dann vom Lachen angesteckt wird, von der Freude an Gott, dem erklären Philip Ojibo und Gasto Lyimo natürlich ihren Glauben.

„Ihre“ Gesellschaft, das ist von nun an die katholische Seelsorgeeinheit „Clebora“, die sich von Weissach über Rutesheim bis nach Renningen erstreckt. Philipp Kästle war hier die vergangenen beiden Jahre Priester, aber er hat sich nach Ulm verabschiedet. Und auch Pastoralreferentin Cäcilia Riedißer wird ihren Hut nehmen, im September wechselt sie nach Rottenburg in die Bischofsverwaltung.

Spiritaner bleiben in der Diözese

Weissach und Rutesheim wären dann ohne hauptamtlichen Seelsorger. Wäre da nicht ein Brief aus Rottenburg eingeflattert. „Es ist gelungen, die Ordensgemeinschaft der Spiritaner in unserer Diözese zu halten und ihnen den Umzug ihrer seitherigen Niederlassung in Stuttgart-Botnang nach Weissach zu ermöglichen“, hatte darin Domkapitular Paul Hildebrand im April verkündet.

Die Spiritaner sind in Weissach und Rutesheim keine Unbekannten. Einer von ihnen, Pater Alfons Wehrle, hatte hier schon von 2003 bis 2014 gedient. Wehrle ist damals noch aus Stuttgart dorthin gependelt. Das machen seine jüngeren Mitbrüder jetzt nicht mehr, sie sind nach Weissach gezogen. „Von Pater Alfons hatten wir schon von der Gemeinde hier gehört“, sagt Gasto Lyimo und versichert: „Nur Gutes!“

Ursprünglich stammt Pater Gasto aus Tansania. Nach dem Abi ist er dort den Spiritanern beigetreten. Nach Stationen in Uganda, dem Studium in Tansania und Kenia war er von 2009 bis 2011 schon einmal in Stuttgart – und jetzt wieder seit 2016.

Denn so international wie der Orden, der in 60 Ländern tätig ist, so international sind auch die Lebensläufe seiner Patres. Pater Philip ist in England geboren, wo sein Vater als Militärattaché von Nigeria eingesetzt war. Wieder daheim in Nigeria, lernt er in der Schule einen jungen Priester kennen. „Der hat mit uns alles gemacht, Mathe, Englisch und Fußball, er war für uns da“, erinnert sich Phillip. „Da hab ich mir gedacht – wow – wenn es solche Leute gibt, will ich auch so einer sein.“

Der junge Priester war Spiritaner. Jetzt sind es Philip und Gasto, die für die Weissacher und Rutesheimer da sind. Was ihnen dabei am wichtigsten ist? „Der Gottesdienst“, sagt Pater Gasto. „Da kommt die Gemeinde wie eine große Familie zusammen.“ Auch Pater Philip lächelt. „Ja, da spürt man dann, dass man Gott wirklich vertrauen kann.“ Das wollen sie auch ihren zukünftigen Mitbürgern zeigen, nicht nur denen, die ohnehin in die Kirche kommen.

Im Oktober kommt der frühere Oberer für ganz Deutschland

Wenn es ein Fest oder eine Hocketse gibt, dann werden sie dort auftauchen – das kündigen sie an. Und zukünftig dann auch zu viert. Denn der kleine Konvent in dem unscheinbaren Einfamilienhaus wird noch wachsen. Im Oktober wird Chidi Emezi dazustoßen, ein erfahrener Pater, der auch schon Oberer der Spiritaner für ganz Deutschland war. Vierter im Bunde wird bis zum Jahresende der 82-jährige Pater Bernhard Wiederkehr sein, der sich dann vor allem um die Hausgemeinschaft kümmern wird.

Zur Seelsorgeeinheit gehört auch Renningen. Dort ist im Moment zwar noch Franz Pitzal der alles dominierende Pfarrer. Aber dessen Zurruhesetzung sei „jederzeit in Betracht zu ziehen“, heißt es in dem Brief der Bischofsverwaltung. „Damit ist mittelfristig die Frage der Leitung gesichert – im Sinne von Pfarrer Pitzal mit weltkirchlichem Erfahrungsschatz“, schreibt Domkapitular Hildebrand. Und auch vor Ort ist man glücklich. „Die Herzen fliegen den Patres nur so zu“, hat Pastoralreferentin Cäcilia Riedißer festgestellt. „Ich hab mich von ihrem Lachen auch schon anstecken lassen.“