Seit zwei Jahren ist Karl Röckinger Landrat im Unruhestand. Am Montag feiert er seinen 70. Geburtstag.

Pforzheim - Schon 16-einhalb Jahre ist es her, da erfuhr der aus Dürrmenz stammende Karl Röckinger die Krönung seiner beruflichen Laufbahn – er wurde Landrat im Enzkreis. Zwei Jahre nach seiner Pensionierung blickt er heute mit Genugtuung auf gut fünf Jahrzehnte Tätigkeit im öffentlichen Dienst zurück – und sicher besonders intensiv am heutigen Montag, wenn er seinen 70. Geburtstag feiern wird.

 

39 Jahre lang war Röckinger im Landratsamt in Pforzheim tätig. Zunächst von 1979 bis 1984 als Landesbeamter, vom Stuttgarter Innenministerium „ausgeliehen“, und danach als Kreisbeamter und schließlich seit 2003 als Landrat. „In meiner Laufbahn war ich als Dezernent oder auch Stellvertreter in allen Bereichen der Kreisverwaltung tätig“, blickt Röckinger zurück und bringt damit zum Ausdruck, mit allen Aufgaben vertraut gewesen zu sein, die im Landratsamt jahraus, jahrein anfallen.

Sozialsystem heutiger Prägung „frisst zu viel finanzielle Ressourcen“

Ein Schwerpunkt seines Wirkens war sicherlich der soziale Bereich, wo er mit viel Herzblut am Aufbau eines Hilfesystems für Menschen mit Behinderung, für Betagte und ebenso für Kinder und Jugendliche mit Unterstützungsbedarf mitwirkte. „Wir hatten damals freilich noch weit mehr Gestaltungsmöglichkeiten mit frühen Hilfen aus einer Hand, als dies heute noch der Fall ist“, so der einstige Sozialdezernent. Die Regelungsdichte habe „extrem zugenommen“, Röckinger spricht von überzogener Bürokratie und auch davon, dass das Sozialsystem heutiger Prägung „zu viel finanzielle Ressourcen frisst“. Zu bemitleiden sei demnach, wer unter solch veränderten Rahmenbedingungen zurechtkommen müsse. Seine soziale Ader kam auch durch zahlreiches ehrenamtliches Engagement in entsprechenden Organisationen wie der Lebenshilfe, der Behinderteninitiative oder dem Verein „Miteinanderleben“ zum Ausdruck.

Den sozialen Bereich hatte Röckinger auch nie aus den Augen verloren, als er Chef der Kreisverwaltung geworden war. Unumwunden räumt er aber auch ein, im Status Sozialdezernent noch nicht das Ende der persönlichen Karriereleiter gesehen zu haben. Die berufliche Fortentwicklung habe ihn unter anderem auch in seine Heimatstadt Mühlacker blicken lassen, wo 1993 nach der Ära Gerhard Knapp der Oberbürgermeisterposten frei wurde. Doch er blieb dem Landkreis treu, sicher auch im Blick darauf, dass 1995 ein erster Wechsel an der Amtsspitze anstand.

Bei der Wahl zum Nachfolger von Heinz Reichert unterlag er freilich dem Landratstellvertreter Werner Burckhart, gleichwohl ging er mit dieser Niederlage gelassen um. „Ich hatte Flagge gezeigt und mein Interesse an diesem Spitzenamt kund getan“, sagt Karl Röckinger heute. Acht Jahre später war ihm der Wahlerfolg dann vergönnt – gegen drei Mitbewerber, darunter auch der Landratsvize Wolfgang Herz.

Im Verlauf des Jahres 2017 stand Röckinger vor der Entscheidung, ob er über seinen 68. Geburtstag hinaus nochmals antreten solle. Eine Gesetzesänderung hätte es ihm ermöglicht, das Amt noch bis zum 73. Lebensjahr auszuüben. „Ich entschied mich letztlich, meinen Ruhestand genießen zu wollen, ohne die an dem Amt hängende große Verantwortung“, sagt Röckinger rund zweieinhalb Jahre später.

Er hat zahlreiche Ehrenämter

Zum Teil ist es freilich auch ein Stück Unruhestand: So ist er Vorsitzender der Rolf-Scheuermann-Stiftung sowie Kuratoriumsmitglied der Alison-und-Peter-Klein-Stiftung in Eberdingen-Nussdorf sowie der Jugendstiftung Baden-Württemberg. „Es sind durchweg nachhaltige Projekte, die von diesen Stiftungen unterstützt werden“, so Röckinger. Allein die Scheuermann-Stiftung, benannt nach dem Gründer des Wiernsheimer Unternehmens für Zwischenverpflegung, habe in den vergangenen sechs Jahren unterschiedlichste Vorhaben mit über einer halben Million Euro unterstützt.

Bis vor einem halben Jahr war Röckinger auch noch ehrenamtlicher Vorsitzender des Kommunalverbands für Jugend und Soziales seit dessen Gründung 2005.

Wichtig ist dem Ruheständler die Pflege der Familienbande: So verfolgt er mit Interesse die Entwicklung seiner sieben Enkel (von sechs Kindern), wobei sich ein Kontakt weitestgehend auf elektronische Medien beschränkt – einen Sohn hat die Liebe nach Neuseeland verschlagen. Radtouren mit der Lebenspartnerin Ines Maronde sind eine weitere Leidenschaft des Pensionärs, wobei „ich mich nicht mehr geniere, auf einem E-Bike in die Pedale zu treten“. So werden dann auch vom Wohnort Grunbach aus auf dem Zweirad Besorgungen in Pforzheim erledigt.