Der Maler Dieter Groß malt an Karfreitag das Schweißtuch in der Peter-und-Paul-Kirche.

Weil der - Seit 1985 malt der Stuttgarter Künstler Dieter Groß in der Nacht auf Karfreitag im Gedenken an das Leiden Jesu Christi Schweißtücher in seinem Atelier. Diese persönliche Tradition des Malers hat sich seit 2014 mit der Tradition der Kirchengemeinde St. Peter und Paul verbunden, in dieser Nacht im Gebet das Schicksal Jesu am Ölberg zu betrachten. Die katholische Kirchengemeinde Weil der Stadt lädt zusammen mit den Kolpingsfamilien Weil der Stadt und Merklingen zu dem Projekt mit dem Thema „Vera Ikon – Das Schweißtuch 2019 entsteht“ in die Stadtkirche ein.

 

Nach dem gut besuchten Gottesdienst, der bewusst wegen der Trauer um das Leiden Christi ohne Eucharistie blieb, bleiben Interessierte, andere finden sich erst ein. „Eine ganz besondere Gruppe von Leuten kommt zu diesem Ereignis, es hat inzwischen schon eine Art Tradition“, sagt der besonnene Maler erfreut. Eigentlich ist er ja Karikaturist, also dem satirischen und vor allem ironischen Humor verbunden. Oberflächlich gesehen also ein Mensch, der sich vielleicht eher spöttisch mit dem Glauben auseinandersetzt. Humor, Geist und Herz gehören zusammen, das eine ist ohne das andere nicht denkbar.

Das „Atelier auf Zeit“

Allein der ihm eigene Strich lässt die Herkunft des Künstlers aus der Karikatur bei den Schweißtuchbildern erkennen: Die Thematik ist zutiefst christlich. In seinem „Atelier auf Zeit“ in der kleinen Ecke der großen gotischen Kirche mit den zarten Spitzgewölben beeinflussen sich Publikum und Meister gegenseitig in meditativer Atmosphäre. So wie die einen still in ihre Gedanken vertieft der Genese eines Kunstwerks zuschauen, so nimmt der andere ihre bedächtige Anwesenheit und die leise Musik in sich auf. „Das Wichtigste ist das Tun, die Beschäftigung mit dem Thema. Daher bin ich getragen von meiner Umgebung, es ist wahrscheinlich meine Art von Beten“, sagt Dieter Groß.

Dabei schwingt stets ein gewisses Risiko zum Gelingen der Arbeit mit. Schließlich kann er nur einen kleinen Bestand seiner Farben mitnehmen, hat kein ausreichendes Licht in seiner temporären Werkstatt. „Ich tue das mit allen Risiken in einem Prozess, der nicht wiederholbar ist“, versichert er. Stets auf der Suche nach Wahrheit, wie sich in seinem anderen Langzeitprojekt, seinen täglichen Selbstbildnissen, abzeichnet, muss er sich auch hier mit den Gegebenheiten der Realität auseinandersetzen. Zwei Tücher hat er sich für die eine Stunde von 21 bis 22 Uhr vorgenommen: Ein leidender Christus in Verzweiflung auf dem Ölberg und eines, das den gerade auferstehenden Herrn zeigt. Das zweite Tuch wird in der vorgegebenen Zeit nicht fertig, das muss er nun noch in seinem Daueratelier fertigstellen. Doch für den Karfreitag ist erst einmal ein anderes Ritual im Hause Groß angesagt – das Bemalen von vierzig Eiern mit der Familie.