Bei einem Sizilien-Segeltörn befreien ein gebürtiger Leonberger und seine Freunde eine Karett-Schildkröte.

Leonberg - Aus dem Sizilien-Segeltörn des gebürtigen Leonbergers Michael Weinmann und seinen Freunden ist unverhofft eine Rettungsaktion für eine vom Aussterben bedrohte und unter Artenschutz stehende Karett-Schildkröte geworden. Das Tier hatte sich in einer Angelleine verfangen und konnte sich alleine nicht mehr befreien. „Es war am letzten Tag unseres Törns. Erst dachten wir, da schwimmt ein Stück Holz im Wasser“, erzählt Michael Weinmann. „Wir haben dann gewendet, um es genauer anzuschauen.“

 

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Beim Näherkommen entpuppte sich das vermeintliche Treibgut als noch lebende Schildkröte, die aber nicht mehr abtauchen konnte. Um sie zu retten, hat die fünfköpfige Crew des Segelbootes die rund 25 Kilogramm schwere, einen halben Meter große und etwa 25 Jahre alte Schildkröte auf die Badeplattform gehoben. „Es war ein schwieriges Manöver, sie überhaupt an Bord zu holen. Wir haben dann gesehen, dass sie eine Angelleine verschluckt hatte. Das Tier war bereits sehr schwach, Eile war also geboten.“

Karett-Schildkröte wird getauft

Die Crew hat einen Funkspruch an die Küstenwache abgegeben und gleichzeitig die Erste-Hilfe-Station für Schildkröten und andere Meerestiere auf der Insel Filicudi kontaktiert. „In der Zwischenzeit haben wir die Schildkröte immer wieder mit Wasser begossen, bis das Speedboot der Küstenwache bei uns längsseits ging“, erzählt Michael Weinmann. „In einer gemeinsamen Kraftanstrengung haben wir die Schildkröte von unserem Segelboot auf das Schnellboot gehoben.“

Die Küstenwache hat das Tier mit feuchten Tüchern bedeckt und es zur Auffangstation gebracht. Eine dortige Meeresbiologin hat die Schildkröte erstversorgt und auf den Namen „Pasqualina“ getauft, weil sie kurz vor Ostern gerettet wurde. Auf den Röntgenbildern zeigte sich später, dass sie auch einen Angelhaken verschluckt hatte. In Neapel wurde Pasqualina erfolgreich operiert. Sie wird nun aufgepäppelt, bis sie wieder in die Natur entlassen werden kann.

Gebürtiger Leonberger mit Segelleidenschaft

Michael Weinmann geht jährlich ein- bis zweimal auf einen Segeltörn. Die Leidenschaft zu diesem Wassersport begann mit einem Segelschein als Weihnachtsgeschenk 2010. Damals lebte er in Leonberg, war hier bei der Feuerwehr und im Tauchclub aktiv. 2014 zog es ihn beruflich nach Hamburg, wo er in die Regattaszene eingetaucht ist. „Mich hat dort die Segelleidenschaft gepackt, und ich habe auf Nord- und Ostsee an zahlreichen Mittel- und Langstreckenregatten teilgenommen.“

Foto: Michael Weinmann

Ende 2018 siedelte der heute 34-Jährige der Liebe wegen in das niederbayerische Landshut um. „Meine Passion ist das Segeln auf dem Meer. Da in Bayern leider nur Binnengewässer zu Verfügung stehen, fahre ich mittlerweile ein- bis zweimal im Jahr zum Segeln ans Mittelmeer.“ 2017 war er erstmals auf der Insel Stromboli. „Der Vulkan hat mich in seinen Bann gezogen. Er ist der aktivste Vulkan Europas und versprüht circa alle 15 Minuten Lava.“

Mit negativem Test: Segeltörn trotz Pandemie

Dass die Crew während der Coronakrise überhaupt die Reise antreten konnte, ist der Tatsache geschuldet, dass die nach dem ersten Lockdown für März 2021 geplante Reise gebucht wurde, als das Fortschreiten der Pandemie noch nicht absehbar war. „Wir haben im Oktober die Medien in Sachen Corona beobachtet und waren eng mit dem Vercharterer im Gespräch.“ Mit negativem Coronatest, der Erfüllung sämtlicher Hygienebestimmungen und nach zahlreichen Formalitäten konnte die Crew die Reise schließlich antreten.

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Nach der abenteuerlichen Rettung von Pasqualina setzte die Crew wieder die Segel in Richtung Ausgangshafen Portorosa. „Wir hatten super schönes Segelwetter und wurden durch eine Delphinschule belohnt, die unser Boot eine ganze Weile lang begleitet hat. Das waren sehr emotionale Stunden für uns, und wir haben beschlossen, uns auch künftig für Tiere in Not einzusetzen“, sagt Michael Weinmann.

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Ihre Rettungsaktion hat die Crew so bewegt, dass die fünf Segler gerade dabei sind, einen Verein zu gründen, um Spenden für die Auffangstation in Filicudi zu sammeln und auch andere Tierschutzprojekte finanziell zu unterstützen.