202 mobile Luftfilter hat die Stadt Leonberg bestellt. Doch die Lärmpegel sind teilweise zu hoch. Laut Hersteller könnte ein Software-Fehler dahinterstecken.

Leonberg - Die gute Nachricht: Die Luftfilter, die in den Leonberger Schulen und Kitas für eine möglichst virenfreie Luft sorgen sollen, sind eingetroffen und in Betrieb. Die schlechte Nachricht: Sie sind zu laut. Hersteller, Vertreiber und die Stadtverwaltung suchen nun nach Abhilfe.

 

202 Luftfilter für 84 schlecht belüftbare Räume

Noch vor Weihnachten wurden insgesamt 202 Luftfilter geliefert, die auf 84 Räume in Schulen und Kitas aufgeteilt wurden. Die Gesamtkosten belaufen sich derzeit auf etwa 200 000 Euro, wovon etwa 120 000 Euro aus staatlicher Förderung finanziert werden. Mobile Luftfilter werden in solchen Räumen eingesetzt, in denen die Gefahr besonders groß ist, sich mit dem Coronavirus zu infizieren. Durch die Filter soll die Sicherheit der Kinder und Jugendlichen erhöht werden. Grundsätzlich ist aber regelmäßiges Lüften auch weiterhin oberstes Gebot.

Lesen Sie aus unserem Angebot: Eltern-Odyssee auf dem Weg zu Luftfiltern

Ursprünglich ist man davon ausgegangen, dass in jeden in Frage kommenden Raum jeweils ein großes Gerät aufgestellt wird. Darum hieß es seinerzeit, dass 84 Luftfilter bestellt werden. Weil diese aber nun kleiner sind und für einen kleinen Raum eines reicht, während in größeren Klassenzimmer bis zu drei aufgestellt werden müssen, liegt die gelieferte Zahl bei 202 Geräten.

Bei der ersten Inbetriebnahme lief noch alles

Die Leonberger Schulen und Kitas haben derzeit etwa 500 Räume. Davon entfallen etwa 270 auf Kitas und Klassenräume für Kinder der Klassen 1 bis 6. In insgesamt 34 Kita-Räumen und Klassenzimmern bis zur Jahrgangsstufe acht werden Filter eingesetzt, weil diese Räume besonders schwer belüftet werden können – etwa weil die Fenster hier zu klein sind oder gar nicht geöffnet werden können. In 50 weiteren Kita-Räumen und Klassenzimmern, die zwar besser belüftbar sind, werden auch Filter installiert.

„Bei der Inbetriebnahme der neuen Luftfilter wurde im Johannes-Kepler-Gymnasium der Schalldruckpegel gemessen und für in Ordnung befunden“, sagt Stadtsprecher Sebastian Küster. Die Firma, die die Luftfilter vertreibt – sie werden nicht direkt beim Hersteller geordert – versicherte, dass die Geräte korrekt in Stufe 3 betrieben werden.

Lesen Sie aus unserem Angebot: Alle News zur Coronapandemie

Doch schon bald haben mehrer Lehrkräfte festgestellt, dass einige der ausgelieferten Geräte nicht korrekt laufen. Diese Geräte befinden sich nicht wie vorgesehen in Stufe 3 sondern in einem Automatikbetrieb. Da dennoch auf dem Display der Filter die Zahl 3 angezeigt wurde, ging man bisher von einer korrekten Einstellung aus. Im Automatikmodus sind die Luftfilter angenehm leise, werden die Geräte jedoch von Hand auf Stufe 3 gestellt – das ist eine Bedingung der Ausschreibung – ist der Lärmpegel um ein Vielfaches höher. Noch am selben Tag wurde der Lieferant darüber in Kenntnis gesetzt.

Neue Schallmessung ergibt fast doppelten Wert

Daraufhin hat ein Mitarbeiter der Stadtverwaltung eine Schalldruckpegelmessung in einem Klassenraum des Albert-Schweitzer-Gymnasiums vorgenommen. „Das Ergebnis ist nicht gut gewesen. In einem Meter Abstand zum Luftfilter erzeugte er 60 Dezibel auf der Stufe 3“, schildert Küster.

Lesen Sie aus unserem Angebot: Gratwanderung zwischen Wunsch und Förderung

Die Anforderungen von maximal 35 Dezibel in den Unterrichts- und Aufenthaltsräumen können somit also nicht eingehalten werden. Der Hersteller gibt an, dass die Geräte diesen Wert auf Betriebsstufe 3 einhalten. Vertreiber und Hersteller haben sich inzwischen zurückgemeldet. Beide gehen – Stand heute – davon aus, dass die Geräte möglicherweise mit einem falschen Ventilator und einer falschen Software ausgestattet sind.

Hersteller und Vertreiber sollen Lösung finden

Die Stadt hat die Vertriebsfirma und den Hersteller nun schriftlich auf den Mangel hingewiesen und um Behebung bis spätestens 31. Januar gebeten. Eines der Luftfiltergeräte wird derzeit von der Firma überprüft. „Die Luftfilter bleiben bis auf Weiteres in Betrieb. Vom Hersteller wird empfohlen, die Geräte bis dahin auf Stufe 2 zu betreiben“, sagt der Stadtsprecher.

Die Stadtverwaltung sowie der Hersteller und die Vertriebsfirma würden sich nun um eine gemeinsame Lösung bemühen. „Möglich wäre zum Beispiel, dass die Luftfilter ein Software-Update erhalten oder alle Luftfilter durch den Hersteller ausgetauscht werden“, zeigt Sebastian Küster die möglichen Szenarien auf.

Das Land gibt Zuschüsse

Filter und Ampel
 Raumluftfilter und Kohlendioxid-Ampel (508 kommen in Leonberg zum Einsatz) sind Teil der Präventionsstrategie des Landes Baden-Württemberg, um das Corona-Infektionsgeschehen in Schulen und Kitas gering zu halten. Neben den Tests und den Masken spielt die Raumlufthygiene eine zentrale Rolle.

Förderung
 Die Landesregierung unterstützt die öffentlichen und freien Träger der Schulen und Kitas bei der Anschaffung entsprechender Geräte mit einem Förderprogramm in Höhe von 70 Millionen Euro, davon sind zehn Millionen für die Kitas vorgesehen. Das Land trägt 50 Prozent der Anschaffungskosten pro Gerät, die Förderung je mobiles Gerät ist bei 2500 Euro gedeckelt.