Bis zum 19. Dezember wird in der ehemaligen Frachtposthalle werktags geimpft. Es läuft sehr ruhig und geordnet ab.

Leonberg - Sabine Weigand sitzt im einstigen Frachtraum der früheren Leonberger Hauptpost ganz hinten und schaut erleichtert aus. Die Frau aus Renningen, die ihren richtigen Namen lieber nicht in der Zeitung lesen möchte, hat die Impfung hinter sich. Es ist ihre erste.

 

„Ich bin keine Impfgegnerin. Bisher hatte ich aber mehr Angst vor den möglichen Folgen der Impfung als vor den Folgen des Virus“, berichtet die Frau. Doch die Zuspitzung der gesamten Situation habe bei ihr ein Umdenken eingeleitet. „Ich bin sehr froh, dass es in der Nähe eine Impfmöglichkeit gibt und hoffe, dass ich auch meine Zweitimpfung hier machen kann.“

Infrastruktur erhalten

Dieses Lob hört Martin Georg Cohn (SPD) gerne. Der Oberbürgermeister schaut sich am Donnerstagnachmittag in der alten Post um. Das Gebäude gehört der Stadt, die dort vom kommenden Jahr an ein neues Quartier entwickeln will und jetzt die Räume zum Impfen nutzt. Bereits im März hatte hier der städtische Veranstaltungsmanager Nils Strassburg ein temporäres Impfzentrum eingerichtet. Damals bekamen ältere Menschen ihre Spritze. „Im Gegensatz zu vielen anderen Kommunen haben wir unsere Impf-Infrastruktur danach nicht wieder abgebaut“, sagt Cohn. „Es war ja schnell absehbar, dass zumindest geboostert werden muss.“

Drei Kabinen fürs Impfen

Und deshalb sind in der unteren Etage der alten Post, dort wo vor einigen Jahren noch die Pakete für den ganzen Altkreis verteilt wurden, jetzt drei Kabinen für das eigentliche Impfen aufgebaut. Davor ist ein großer Wartebereich, in dem die Abstände problemlos eingehalten werden können. Der Zugang und der Ausgang erfolgen ausschließlich über den früheren Posthof.

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Am Eingang sitzt Gisela Trautmann, die die Anmeldelisten überprüft, den Besuchern einen Anamnese-Bogen, ein Aufklärungsblatt und die Einverständniserklärung überreicht. All das ist Vorschrift.

Die Angst vor der Spritze

Die Patienten können im Wartebereich in Ruhe die Informationen lesen und die Formulare ausfüllen, bis sie von Gisela Trautmann aufgerufen werden. Sie ist eins von rund 300 Mitgliedern des mobilen Impfteams aus Tübingen, das in ganz Baden-Württemberg unterwegs ist, um den Menschen zu helfen. In Leonberg sind an diesem Nachmittag fünf Menschen im Einsatz, ein Arzt ist immer dabei.

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In Kabine 2 stehen Florian Dartmann und Tilly Feige bereit. Der Medizinstudent verabreicht die Spritze, die Fachschwester für Anästhesie ist zur Stelle, sollte es Probleme geben. Aber das ist selten der Fall. Nur ein kleines Problem gibt es immer wieder: „Einige haben Angst vor der Spritze“, meint Florian Dartmann. „Aber die meistens sind cool. Wer hierher kommt, der will geimpft werden. 90 Prozent holen die Booster-Impfung.“

Terminbuchung im Internet

Frank Hermanutz gehört dazu. Der Leonberger bekommt seine Drittimpfung und ist froh, dass es direkt in seiner Stadt möglich ist. „Die ersten Impfungen hatte ich in Stuttgart“, berichtet er. „Jetzt hat die Terminbuchung im Internet recht gut geklappt. Ich hatte 15 Minuten gewartet.“ Andere Erfahrungen haben Carola und Herbert Schrof gemacht. „Ich hatte bei der Stadt angerufen, um meine Frau zur Drittimpfung anzumelden“, erzählt der Eltinger. „Da wurde mir gesagt, man müsse das über das Internet machen. Doch was ist mit denen, die keinen Computer haben?“

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Stadt bietet zusätzliche Terminhotline an

Der Oberbürgermeister kennt die Probleme, die auch wegen der Terminknappheit bestehen. „Ich habe einige Beschwerden wegen der Wartezeiten bekommen“, sagt Martin Georg Cohn. „Ich bitte deshalb um Verständnis. Die Nachfrage ist ausgesprochen groß, wir versuchen alles zu ermöglichen, um möglichst alle Bedürfnisse zu erfüllen. Deshalb bin ich froh, dass wir dieses Angebot noch mindestens bis zum 19. Dezember bei uns in der alten Post haben.“ Der OB schließt nicht aus, dass es womöglich bis Jahresende verlängert wird.

Terminbuchungen erfolgen zentral über die Seite des Landratsamtes www.lrabb.de. Die Stadt Leonberg hat aber eine Sondernummer zur Impfaktion geschaltet: 0 71 52 / 9 90 58 92.