Thomas Schreckenberger rechnet im Klösterle mit der Politik und der Gesellschaft ab.

Weil der Stadt - Fünfzig Jahre 1968 – Fünfzig Jahre Thomas Schreckenberger. Und er ist fit wie ein Turnschuh, wie der Kabarettist in seinem gut zweistündigen Programm im Klösterle am Samstagabend unter Beweis gestellt hat. Unlängst, am Ende des vergangenen Jahres, hat der mehrfache Vater, der seinen Kindern angeblich Gute-Nacht-Geschichten mit Klaus Kinski vorlas, damit diese schon am Nachmittag die Schlafanzüge anzogen, seinen runden Geburtstag gefeiert.

 

Ein halbes Jahrhundert auf dieser Erde, Grund genug, ein Fazit zu ziehen und die große Vertrauensfrage zu stellen. Doch bleiben wir noch kurz bei Kinski. Schreckenberger, erfrischend und herzerfreuend politisch unkorrekt, fuhr als Dämon des einstigen Leinwand-Enfant-Terribles in die Bundeskanzlerin während der Eröffnung einer Kabinettssitzung.

Treffsicher und witzig

Ein wahres Kabinettsstückchen des geborenen Heidelbergers. Was man ihm bisweilen anhörte, denn der Epigone eines Dieter Hildebrandts sah gleichzeitig aus wie Merkel und tönte doch mit der leicht irren Stimme des großen Schauspielers dröhnend laut „Sau“ durch den Klostersaal. Schallendes Gelächter begleiteten seine Pointen von Anfang. Anleihen bei etwas älteren Witzen wie die Donald Trump spendierte Cabriofahrt durch Dallas (Internet) oder die laubgesägte Attraktivität einer Heidi Klum (Roger Willemsen) seien bei der ansonsten sprühenden humoristischen Kreativität verziehen.

Spott über den amerikanischen Präsidenten auszulassen, kann sich seit zwei Jahren kein seriöser Kabarettist mehr leisten. Schreckenbergers Einfall: „Ich dachte anfangs die ganze Zeit, irgendwann wird sich Hape Kerkeling schon noch die Maske vom Kopf reißen“. Tosender Applaus. Für den türkischen Staatspräsidenten sei es weitaus effektiver, nicht den Botschafter aus Berlin abzuziehen, sondern die Dönerbudenbesitzer. Allerdings müsse Berlin dann wieder aus der Luft versorgt werden, was die Frage aufwerfe, wo die Flugzeuge landen sollen?

Ein Rundumschlag

Womit er endgültig bei der deutschen Politik gelandet war. „Jens Spahn ist die Rache aller kleinen Jungs, die früher als letzte in die Fußballmannschaft gewählt wurden und als Strafe ins Tor mussten.“ Alice Weidel, eine lesbische Frau, die wohl immer noch in der Schweiz lebt, als Parteimitglied bei der AfD sei so ähnlich, wie wenn man Günter Oettinger zum Leiter eines Fremdspracheninstituts mache. Lachsalven durch den ganzen Saal.

Danach war die handysüchtige Jugend an der Reihe. „Neulich verschickte einer Textnachrichten in der Toilette einer Kneipe. Ich fragte mich, was der wohl geschrieben hat: bei mir läuft’s?“ Überhaupt das Internet. „Man hat eine Frage, geht ins Netz und stellt zwei Stunden später fest: Was war eigentlich die Frage?“ Vor Kurzem habe er eine Seite entdeckt, die Warnwesten für Hühner feilbot: „Neun von zehn Füchsen gefällt das.“ Da lachte auch der Weiler Bürgermeister Thilo Schreiber.

Helikoptereltern bekamen ihr Fett weg, die ihr Kind zu ihrem Projekt erklären würden und schlicht die neue Stasi seien. Nur auf die Kunst sei in der Vertrauensfrage noch Verlass, erklärte Thomas Schreckenberger. Und ergötzte sein Publikum ganz zum Schluss mit einer Aufführung von „Romeo und Julia“, in den Hauptrollen die beiden Unionspolitiker Angela Merkel und Horst Seehofer. Ein denkwürdiger Abend mit einem klugen und feinsinnigen Kabarettisten.