Die JVA Heimsheim bietet neue Kurse für Freiwillige an, die sich ehrenamtlich für Gefangene engagieren möchten.

Heimsheim - Wie hart es sein kann, wenn lieb gewonnene Freizeitbeschäftigungen plötzlich nicht mehr möglich sind, das haben in anderthalb Jahren Coronapandemie viele am eigenen Leib erfahren. Im Gefängnis ist eine sinnvolle und sinnstiftende Freizeitgestaltung von besonderer Bedeutung. Und zwar nicht nur, um dem Alltagstrott zu entkommen. „Nur wer lernt, seine Freizeit sinnvoll zu gestalten, wird auch in der Lage sein, dies später in Freiheit wieder umzusetzen“, sagt der Leiter der Justizvollzugsanstalt (JVA) Heimsheim, Frank Jansen. Auch der Kontakt mit Menschen außerhalb des Gefängnisses ist ein wichtiger Baustein in der Resozialisierung.

 

Die JVA Heimsheim sucht deshalb nach weiteren ehrenamtlichen Helfern, die sich regelmäßig in der Betreuung und Gestaltung von Freizeitgruppen einbringen oder Gefangene auf andere Weise unterstützen möchten, zum Beispiel bei Entlassvorbereitungen. Für Interessierte wird im Oktober ein Basiskurs angeboten, in dem die wichtigsten Grundkenntnisse dafür vermittelt werden.

Lesen Sie aus unserem Angebot: Wie eine eigene kleine Stadt

Frank Jansen ist überzeugt davon, dass das Erlernen einer geordneten Tagesstruktur und auch ein sinnvolles Freizeitverhalten das Rückfallrisiko enorm verringern. Neben den Mitarbeitern vor Ort und externen Fachkräften „leisten diverse ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich im Strafvollzug engagieren, einen überaus wichtigen Beitrag, da auch nicht alle Angebote durch die vorgenannten Stellen abgedeckt werden können“, sagt Johannes Späth, der Vollzugsabteilungsleiter und das Mitglied der Anstaltsleitung der JVA Heimsheim. Der Kontakt zu zuverlässigen Personen, die keine unmittelbaren Berührungspunkte zum Strafvollzug haben, sei eine enorme Bereicherung für die Insassen, ergänzt Frank Jansen.

Die Ehrenamtlichen können sich in der Einzelbetreuung, in der Gruppenarbeit, bei der Entlassungsvorbereitung und im Anstaltsbeirat einbringen. In der JVA gibt es schon seit langem ein breit gefächertes Gruppenangebot von einer Theatergruppe über eine Malgruppe bis hin zu Bibelgruppen. Auch zahlreiche Gesprächsgruppen sowie ergänzende schulische Angebote finden statt. Die Einzelbetreuung ist beispielsweise für Gefangene wichtig, die bindungslos sind und keinen Besuch von Angehörigen bekommen. Sie beugt der Vereinsamung vor, und die Gefangenen verlieren nicht gänzlich den Kontakt nach „draußen“. „Und die Nachfrage nach Einzelbetreuungen ist groß“, weiß Frank Jansen.

Lesen Sie aus unserem Angebot: Nach der Impfung fällt die Trennscheibe

Wegen der Pandemie mussten in den vergangenen Monaten auch in der JVA Heimsheim das Freizeitangebot für Gefangene sowie der Zutritt zum Gelände stark begrenzt werden, um die Gefahr eines Ausbruchs zu verringern. Ehrenamtlich geleitete Freizeitangebote waren lange Zeit gar nicht möglich. „Umso mehr gilt es nun, wieder ein möglichst umfassendes Freizeitangebot anbieten zu können“, sagt Frank Jansen. Möglich wird das durch die inzwischen sehr hohe Impfquote der Insassen von 75 Prozent.

Der nächste Grundkurs für Neueinsteiger findet an den Samstagen am 9. Oktober und 6. November statt, jeweils von 9 bis 15.30 Uhr. Voraussetzung zur Teilnahme ist unter anderem, dass eine vollständige Impfung gegeben ist oder ein aktuelles negatives Testergebnis vorliegt, das nicht älter als 24 Stunden ist. Weitere Informationen gibt es telefonisch unter 0 70 33 / 3 00 11 62 oder per E-Mail an freizeit-h@jvaheimsheim.justiz.bwl.de. Über diese Kontaktdaten ist auch eine Anmeldung möglich. Anmeldeschluss ist der 30. September.