Vor vollem Haus in der Stadthalle erhält Naemi Vösand den Jugendmusikpreis.

Leonberg - Menschen, die in und um Leonberg wohnen, lieben schöne und hochwertige Musik. Das zeigt sich beim Jugendmusikpreis gleich doppelt. Denn zum einen wird der Preis, der nun zum neunten Mal verliehen worden ist, von Bürgerinnen und Bürgern der Stadt sowie einer Reihe von Sponsoren gestiftet. Zum andern hat die ausverkaufte Stadthalle gezeigt, dass sich die Musikbegeisterten diesen Konzertgenuss nicht entgehen lassen.

 

Dirigent steht im Stau

Zur Preisverleihung kommen traditionell nicht nur die Preisträger, sondern stets auch das Landesjugendorchester Baden-Württemberg. Und das beeindruckt durch das herausragende Niveau seines Spiels ebenso wie durch die Begeisterung, die Lebendigkeit und den Schwung, mit dem es musiziert. Kleine Besonderheit in diesem Jahr: Die Preisträgerinnen 2018, Chiara Holtmann, Cecilia Kaiser und Désirée Krems, waren auch am Freitag auf der Bühne – als Orchestermitglieder.

Dass Musiker im Allgemeinen und Dirigenten im Besonderen manchmal auch nur Menschen sind, zeigte sich am Freitag in einer spontanen Umstellung des Programms. Da der Dirigent Nabil Shehata im Stau steckte, begann der Abend mit dem Beitrag der Preisträgerin Naemi Vösand. Ein wunderbarer Auftakt! Die aus Kornwestheim stammende 17-Jährige spielte auf der Querflöte die Fantasie über „Der Freischütz“ von Claude Taffanel, begleitet von Andreas Kersten am Flügel. Eine unglaublich breite und fein nuancierte Palette an Klangfarben breitete sie dabei vor den Ohren des begeistert lauschenden Publikums aus. Dramatisch und erregt wand sich die Melodie bis in höchste Höhen, flocht dann flink feine Girlanden, um hernach romantisch-verträumte Sehnsucht in Flötentöne zu fassen.

Der Ton bleibt fein, sauber und deutlich

Geheimnisvolle, dunkle Timbres des Instrumentes stimmte sie ebenso souverän und sensibel an wie die weichen, lyrischen Klänge, mit denen sie eine schlichte, sonnige und gemütvolle Melodie Gestalt annehmen ließ. Übermütig perlende Läufe wechselten mit virtuosen Figuralvariationen. Dabei blieb der Ton stets fein, sauber und deutlich. Niemals trübte Hast das Klangbild, stets war die musikalische Ausgestaltung schlüssig und verständlich.

Vor dem Hintergrund, dass Naemi Vösand schon früh bei der ehemaligen Solo-Flötistin des SWR-Symphonieorchesters Gaby Pas-Van Riet Unterricht hatte, mit 13 als jüngstes Mitglied ins Bundesjugendorchester aufgenommen wurde und bereits etliche renommierte Preise gewonnen hat, verwunderte das hohe Niveau ihrer Darbietung nicht. Über den Preis freute sie sich sichtlich sehr. Vielleicht spielte da auch ein bisschen mit, dass sie wohl als Zehnjährige auf der Empore gesessen hatte, als Nina Walter für ihr Querflötenspiel die Leonberger Auszeichnung erhielt. „Da möchte ich auch einmal stehen“, hat sie damals wohl gesagt. Am Freitag ist aus diesem Wunsch – mehr als verdient – Wirklichkeit geworden.

Wucht und Weichheit nebeneinander

Ein großer Genuss waren auch die weiteren Programmpunkte des Abends. Das Landesjugendorchester brachte zusammen mit dem Solo-Pianisten Frank Dupree die Rhapsodie über ein Thema von Paganini (op. 43) aus der Feder von Sergej Rachmaninow zu Gehör. Das bot sowohl für das Orchester als auch für den Solisten viele großartige Gelegenheiten, den transparenten, bisweilen fast kristallinen, Klang in allen Schattierungen zur Geltung zu bringen. Präzise setzten sie Wucht und Weichheit nebeneinander: glasklar und glockenhell, dabei von großer Intensität. Homogen mischte sich dabei das Spiel des Solisten mit dem des Orchesters.

„Pomp and Circumstance“ als Zugabe

Sorgte diese ebenso abwechslungsreiche, kurzweilige und überaus virtuose Darbietung schon für stürmischen Applaus, so wollte der Jubel nach der Zugabe gar nicht enden. „Caravan“ von Duke Ellington stimmte der Pianist zusammen mit dem Trompeter Jakob Bänsch und einigen Percussionisten an und griff dazu schon auch mal direkt in die Saiten seines Flügels. Das groovte ordentlich. Kein Wunder, hat Frank Dupree doch zunächst einmal eine Ausbildung als Jazz-Schlagzeuger gemacht, ehe er sich fürs klassische Klavierspiel entschied. Auch das Orchester durfte nicht ohne Zugabe von der Bühne: „Pomp and Circumstance“ von Edward Elgar war das – und Frank Dupree ließ es sich nicht nehmen, inmitten der Schlagzeuger das Schellentamburin zu schlagen.