Fehlende Treffpunkt-Möglichkeiten in der Stadt stehen ganz oben auf der Agenda des Renninger Jugendgemeinderats. Alicia Haug und Nils Krawietz sind die neuen Vorsitzenden.

Renningen - Alicia Haug und Nils Krawietz, die seit Juli dem Jugendgemeinderat Renningen als Vorsitzende vorstehen, hatten sich die ersten Monate im neuen Amt mit Sicherheit anders vorgestellt: Doch wie in der „großen“ Politik machte auch den Nachwuchspolitikern die Pandemie einen dicken Strich durch die Rechnung. „Zwei geplante Projekte sind wegen Corona ins Wasser gefallen“, sagt der 16-jährige Nils Krawietz, der dem Jugendgemeinderat schon in der vergangenen Legislaturperiode angehört hat. Die inzwischen 18-jährige Alicia Haug engagiert sich sogar schon seit vier Jahren in der seit 2002 existierenden Jugendversammlung, die im April neu gewählt wurde und seitdem 14 Mitglieder umfasst.

 

Eigentlich verfügt das Gremium, das alle zwei Jahre von Jugendlichen ab der siebten Schulklasse beziehungsweise im Alter von 13 bis 17 Jahren gewählt wird, über 18 Sitze. Doch hatten sich in diesem Jahr nicht genug Kandidaten zur Wahl gestellt. Auch die Wahlbeteiligung war mit knapp zwölf Prozent aller Jugendlichen dieser Altersgruppe auffallend niedrig.

Niedrige Wahlbeteiligung wegen Corona

Für Alicia Haug war aber auch das vor allem der Corona-Epidemie geschuldet: „Sie konnten, anders als sonst, nicht in den Schulklassen für die Wahl werben“, erklärt Alicia Haug den scheinbaren Rückgang an politischem Interesse unter den Renninger Jugendlichen. Auch dass die wahlberechtigten Schüler die Online-Wahl nicht wie bei vergangenen Wahlgängen vornehmlich im Rahmen ihres Schulbesuch vornehmen konnten, hatte, so erklären die Vorsitzende und ihr Stellvertreter, große Auswirkungen auf die Wahlbeteiligung. „Wenn die Jugendlichen zuhause sind, denken sie da oft nicht mehr daran“, sagt Nils Krawietz.

Gleichwohl haben sich die beiden und ihre Mitstreiter im Jugendgemeinderat einiges vorgenommen für die kommenden Monate: „Die JGR-Party soll auf alle Fälle wieder stattfinden“, sagt der Malmsheimer Nils Krawietz. JGR steht für „Jugendgemeinderat“, der die beliebten Partys, zu denen in der Vergangenheit schon mal mehr als 250 Jugendliche gekommen sind, regelmäßig organisiert. Dass das unter Corona-Bedingungen nicht ganz einfach werden dürfte, ist den beiden klar. Aber sowohl Alicia Haug, die die 12. Klasse des Wirtschaftsgymnasiums in Leonberg besucht, als auch Nils Krawietz, der in die 11. Klasse des Renninger Gymnasiums geht, sind schon von Haus aus engagiert und gewohnt, Hürden zu überwinden: In ihren jeweiligen Sportvereinen fungieren beide bereits als Trainer für die Jüngeren.

Kontakt zu den Partnerstädten

Im November soll dann in einer Klausurtagung festgezurrt werden, was die Jugendlichen sich für ihre Legislaturperiode an Projekten vornehmen wollen. Dabei wird sie ein professioneller Teamer unterstützen. „Für mich hat die Arbeit im Jugendgemeinderat neben den Einblicken in die Politik auch den Reiz etwas über Management und Wirtschaft zu erfahren“, sagt der 16-jährige Krawietz. Neben der Pflege des Renninger Dirtparks, einer Cross-Strecke für Radfahrer, steht für die beiden Vorsitzenden ganz oben auf der Agenda, bei der Stadt anzuregen, neue öffentliche Treffpunktmöglichkeiten in Renningen und Malmsheim zu schaffen, an denen sich Jugendliche auch abends aufhalten können.

Anlässlich der 2021 anstehenden Wahlen wollen die Jugendgemeinderäte auch Podiumsdiskussionen mit Lokalpolitikern organisieren. Und ganz wichtig: Wenn im kommenden Jahr die Fußball-Europameisterschaft nachgeholt werden soll, wünschen sich die Jugendlichen Public-Viewing in Renningen. Auch der Kontakt zu den Jugendlichen in den Partnerstädten in Frankreich und Italien soll gepflegt werden. Viel Arbeit also für den Jugendgemeinderat, die aber, so sagen beide unisono, großen Spaß mache.