Im Frühjahr haben die jungen Menschen in Renningen ihre Vertreter gewählt. Ihre Premiere haben sie geschafft.

Renningen - Eigentlich hätten sich frischgebackenen Jugendgemeinderäte schon früher zusammenfinden sollen. Doch Corona hat den Terminplan durcheinandergewirbelt. Und so fand die erste Sitzung, die eigentlich für Mitte Mai vorgesehen war, in dieser Woche statt.

 

15 Jugendliche hatten für 18 mögliche Sitze in dem Gremium, das es seit 2002 in Renningen gibt, kandidiert. Alle 15 erhielten Stimmen und waren damit gewählt. Eine Schülerin jedoch trat ihr Amt nicht an, sodass der Jugendgemeinderat mangels Nachrückern jetzt aus nur 14 Jugendlichen besteht. Von diesen waren 13 zur konstituierenden Sitzung am Donnerstag im Bürgerhaus erschienen.

„Rekordzahl zum Negativen hin“

Bürgermeister Wolfgang Faißt, der als beratendes Mitglied ohne Stimmrecht dabei ist, nannte die niedrige Zahl der Kandidaten für diesen 10. Jugendgemeinderat, der alle zwei Jahre gewählt wird, eine „Rekordzahl zum Negativen hin“. 2018 gab es immerhin 35 Kandidaten und 2012 sogar 49. „Ich hoffe“, sagte Wolfgang Faißt, „dass das kein Signal der Gleichgültigkeit ist.“ Auch die Beteiligung an der Online-Wahl sei „unterirdisch“ gewesen, so der Bürgermeister, der das zum Teil auf die Corona-Bedingungen zurückführte. Insgesamt waren es 11,85 Prozent der Renninger Jugendlichen, die ihren neuen Gemeinderat wählten. Wahlberechtigt und wählbar waren Schülerinnen und Schüler ab der siebten Klasse oder von 13 bis 17 Jahren.

Zu ihrer Vorsitzenden wählten die Jugendlichen unter vier Kandidaten die 17-jährige Alicia Haug. Sie ist bereits zum dritten Mal im Jugendgemeinderat vertreten. Stellvertreter wurde Nils Krawietz, auch er hat bereits Erfahrung im Gremium, ebenso wie Greta Lang, die Schriftführerin wurde. Jan-Luca Haug, ebenfalls schon im vorherigen Gremium dabei, ist für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig, Kassenwartin wurde Sophie Schobel. 5000 Euro haben die Vertreter der Renninger Kinder und Jugendlichen jährlich für ihre Aktivitäten zur Verfügung.

„Die Politik von heute betrifft oft die Generationen von morgen“, sagte der Bürgermeister. Deswegen müsse die Jugend an Entscheidungen beteiligt sein. So werde etwa die geplante Riedwiesensporthalle die Sportlandschaft in der Stadt verändern. „Ihr seid das Sprachrohr der Jugend“, schrieb der Bürgermeister den jungen Gemeinderäten ins Aufgabenheft. Durch die Beteiligung junger Menschen solle deren Interesse am Geschehen in der Stadt geweckt werden.

Der Renninger Gemeinderat stehe „voll und ganz“ hinter dem Jugendgemeinderat. Dies bestätigten auch Ann-Sophie Schautt und Luise Haberland vom seitherigen Jugendgemeinderat. „Die Stadtverwaltung und der Gemeinderat haben uns super unterstützt“, betonten sie. „Lasst euch nicht entmutigen, wenn etwas nicht auf Anhieb klappt. Wenn ihr zusammenhaltet, schafft ihr alles“, rief Ann-Sophie Schautt ihren Nachfolgern zu.

Klausurtagung im November

Was die jungen Kommunalpolitiker konkret tun wollen, darüber müssen sie noch diskutieren. Einige Ideen standen rasch im Raum: eine bessere Öffentlichkeitsarbeit, vielleicht ein neues T-Shirt, das Projekt „Sonnenschein“ zugunsten hilfsbedürftiger Renninger fortführen, oder – wie der Renninger Jugendsozialarbeiter Tim Dietterle anregte – den Skaterpark erneuern und eventuell einen Platz schaffen, wo Leute legal sprayen können.

Die Hauptthemen sollen aber bei einer Klausurtagung Ende November erarbeitet werden. „Ihr könnt eigene Schwerpunkte setzen“, sagte der Bürgermeister Wolfgang Faißt. „Denkt aber daran, andere miteinzubinden, zum Beispiel die Schülermitverwaltungen an den Schulen. Das erleichtert eure Arbeit“, gab der Rathauschef ihnen mit auf den Weg.