Den Anfang des neuen Jahres nutzen wir, um mit den Bürgermeistern in der Region Bilanz zu ziehen. Heute: Jürgen Troll aus Heimsheim, der die neuen Häuser in Lailberg II schon gar nicht mehr zählen kann.

Heimsheim - Mit dem Schleglerschloss, der Stadtkernsanierung und dem Lehrschwimmbecken hat die Stadt Heimsheim ein paar große Projekte auf dem Schirm. Doch auch die Feuerwehr und die Kinderbetreuung beschäftigen die Verwaltung.

 

Herr Troll, hat das Land den symbolischen Euro für den Schleglerkasten schon angenommen?

Wir haben ein solches Angebot abgegeben. Ich finde immer noch, dass das sehr großzügig ist in Anbetracht dessen, dass die Sanierung mindestens eine Million Euro kosten wird. Die Verhandlungen sind aber seither nicht weitergegangen. Ich denke, das Amt für Vermögen und Bau wird unseren Vorschlag an das zuständige Ministerium leiten, dann sehen wir weiter.

Wird das dann noch mal anderthalb Jahre dauern, wie die Erstellung des Gutachtens?

Ich hoffe nicht. Aber das haben wir leider nicht selbst in der Hand.

Dafür gibt es gute Nachrichten in Bezug auf das Graevenitzsche Schloss.

Ja, für die Restaurierung des Deckengemäldes haben wir jetzt einen Zuschuss in Höhe von 35 000 Euro überreicht bekommen von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Die kannte ich bis dahin selbst noch nicht. Und wir erwarten auch noch einen Zuschuss vom Landesdenkmalamt, da rechne ich ebenfalls mit 35 000 Euro. Insgesamt kostet die Restaurierung im Schlosssaal 145 000 Euro.

Ein anderes Sorgenkind der Stadt: das marode Lehrschwimmbecken. Wo stehen wir da mittlerweile?

Wir hatten ja die Planungen erweitert, weil sich direkt über dem Schwimmbecken eine Turnhalle befindet. Der Gemeinderat hat zu Recht gesagt: Bevor wir Geld für die Schwimmhalle in die Hand nehmen, sollten wir die Turnhalle gleich mitprüfen auf Aspekte wie den Brandschutz und anderes. Es gibt dort auch keine gescheite Umkleide, die Lagermöglichkeiten sind sehr eingeschränkt. Die Turnhalle soll deshalb gleich mit gerichtet werden. Im Vorentwurf für beides stehen jetzt 2,1 Millionen Euro. Die Planungen werden wir dieses Jahr vertiefen.

Kann man hier schon Näheres sagen, wie es zeitlich weitergehen wird, also wann die Arbeiten tatsächlich losgehen?

Dadurch, dass wir hierfür auch einen Zuschussantrag stellen wollen, lässt sich das ganz schwer sagen, weil wir nicht wissen, wann wir eine Zusage bekommen. Allerdings haben wir in Zukunft drei große Projekte auf dem Schirm: Ins Schwimmbecken muss investiert werden, wir haben den Schleglerkasten, und das Feuerwehrhaus muss für die Zukunft fit gemacht werden. Diese drei Projekte werden wir nicht auf einmal stemmen können. Die Priorisierung wird dem Gemeinderat hier sicher nicht leichtfallen.

Wenig zu sehen ist ebenfalls noch beim Thema Stadtkernsanierung. Wann geht es da weiter?

Wir hatten vier Büros beauftragt für einen städtebaulichen Wettbewerb. Der Siegerentwurf steht mittlerweile fest, er wird jetzt im Gemeinderat noch modifiziert. Auch beim Erwerb von Schlüsselgrundstücken waren wir recht erfolgreich. Im Mai stellen wir den Entwurf der Öffentlichkeit bei einer Bürgerversammlung vor.

Sind die Inhalte des Entwurfs alle noch geheim? Oder gibt es schon etwas, das man sagen kann?

Was man sicher verraten darf, ist, dass das Projekt mit einem Hochbau im Lunapark beginnen wird. Das wird sicher nächstes Jahr schon beginnen.

Steht die Stadt zeitlich unter Druck, was Förderungen angeht?

Die Uhr tickt seit 2018, aber wir haben insgesamt zehn Jahre Zeit. Dinge wie Planungen und Grunderwerb sind zu 100 Prozent förderfähig, bei allem anderen hängt es von der Art des Projekts ab, ob und wie viel Zuschuss es gibt, zum Beispiel, ob es der Allgemeinheit dient oder ob es „nur“ um den Bau von Mietwohnungen geht.

Sehr viel schneller geht es gerade im Baugebiet Lailberg II voran. Haben Sie die Häuser aktuell mal gezählt?

Am Anfang habe ich das tatsächlich noch gemacht. Aber inzwischen sind es so viele, dass man eher dazu übergehen müsste, die Baulücken zu zählen statt die Häuser, das wäre einfacher. Einige sind sogar schon eingezogen, man sieht schon viele Vorhänge und Pflanzen vor den Haustüren.

Die Ganztagsplätze in der neuen Kita in Lailberg II waren so begehrt, dass diese jetzt sogar ein reiner Ganztagskindergarten ist. Hätten Sie mit diesem Ansturm gerechnet?

Dass der Kindergarten voll wird, das dachten wir schon. Im Nachhinein war es klug, dass wir ihn gleich darauf ausgelegt haben, dass er auch komplett als Ganztagseinrichtung funktioniert. Wir waren vorbereitet, und das war gut.

Wird dieser Run auf Ganztagsplätze Einfluss auf die weitere Planung in Heimsheim haben?

Was Ganztagsbetreuung angeht, sind wir jetzt erst mal an unserer Grenze, unsere anderen Kindergärten wären dafür nur eingeschränkt geeignet. Wir haben mit dem neuen Kindergarten aber jetzt fünf Ganztagsgruppen, zwei für U3- und drei für Ü3-Kinder. Damit sind wir, denke ich, gut aufgestellt.

Gibt es Erhebungen, ob es noch weiteren Bedarf an Ganztagsplätzen gibt?

Außer einem zentralen Anmeldeverfahren haben wir keine speziellen Erhebungen. Aber die Gesamtkindergartenleiterin und die Bildungsamtsleiterin arbeiten kontinuierlich an der Bedarfsplanung. Deshalb haben wir einen guten Überblick. Jetzt erst mal sind wir gut aufgestellt. Wenn sich später herausstellt, dass weiterer Bedarf besteht, müssen wir eben über einen weiteren Neubau oder einen Umbau nachdenken.

Ein Neubau ist die eine Sache. Mitarbeiter dafür zu finden, eine andere. Zwischen den Kommunen ist inzwischen ein regelrechter Konkurrenzkampf um Erzieher entbrannt, manche Städte loben sogar Prämien aus. Wie will Heimsheim die Erzieher für sich gewinnen?

Prämien werden wir keine zahlen. Uns ist es dafür gelungen, eine Marke „Kinderbetreuung in Heimsheim“ zu schaffen, die Fachkräfte anzieht. Damit sind wir erfolgreich.

Inwiefern eine Marke, was kann man sich darunter vorstellen?

Wir haben in allen Einrichtungen stellvertretende Leitungen, eine Gesamtkindergartenleiterin und im Rathaus eine Amtsleiterin, in deren Amt sich alle pädagogischen Aufgaben bündeln. Diese besondere Struktur wird von den pädagogischen Fachkräften durchaus als Entlastung und Wertschätzung ihrer Arbeit empfunden. Wir nennen es das „Heimsheimer Modell“. Außerdem gibt es Fortbildungsmöglichkeiten, auch teambezogene, Weiterqualifizierungsmöglichkeiten und Einbeziehung in die Konzept- und Qualitätsentwicklung der Einrichtungen. Das ist alles sicher nicht selbstverständlich.

Ein sehr umstrittenes Thema ist der Waldkindergarten in Heimsheim. Vor allem von der Freien Wählervereinigung und der CDU hagelt es zum Teil harsche Kritik. Zum Beispiel werden die Kosten der Einrichtung kritisiert im Verhältnis zu anderen. Ist der Waldkindergarten denn wirklich so teuer?

Nein, eher im Gegenteil. Der Betrieb ist zwar genauso aufwendig wie in jedem anderen Kindergarten, was die laufenden Kosten angeht. Allerdings spart man hier die Investition in ein Betriebsgebäude. Bei einem Neubau rechnet man pro Gruppe mit rund 800 000 Euro Investitionskosten. Da ist ein Waldkindergarten natürlich interessant. Wir haben einen Zuschuss für beide Bauwagen gegeben, das waren um die 70 000 Euro.

Zum Abschluss eine kleine Schnellraterunde: Für welches Thema haben Sie 2019 die meiste Zeit aufgewendet?

Oh, da gibt es vieles. Der Neubau des Kindergartens Eulenstraße ist sicher dabei, aber das war nicht das einzige Thema.

Und welches Thema wird Sie 2020 am meisten beschäftigen?

Da bin ich mir relativ sicher, dass es die Stadtmitte sein wird. Da kommen wir jetzt von der Vorbereitungs- in die ersehnte Realisierungsphase. Und, wie gesagt, die Uhr tickt.