Der Beigeordnete Jürgen Katz verteidigt die Marktplatz-Pläne. Er ist überzeugt, dass davon auch der Handel profitiert.

Weil der Stadt - Seit einem Jahr ist Jürgen Katz im Amt und leitet als Beigeordneter das Bauamt. Die elf Jahre alten Pläne zur Umgestaltung des Marktplatzes hat er übernommen und treibt sie jetzt voran. Als Landschaftsarchitekt war er auch bei seinen früheren beruflichen Stationen mit solchen Freiluftplanungen befasst. Katz widerspricht damit auch den Befürchtungen der Einzelhändler.

 

Herr Katz, warum müssen die Autos unbedingt runter vom Marktplatz?

Wir wollen unsere gute Stube nicht mit Blech vollstellen. Wir erhoffen uns Impulse für die Innenstadt, wenn wir den Marktplatz hochwertig gestalten. Darüber hinaus gibt es hierzu einen einstimmigen Gemeinderatsbeschluss.

Die betroffenen Weil der Städter Händler sehen das anders.

Alle Experten, die sich mit der Zukunft des Handels beschäftigen, sagen uns: Der stationäre Handel wird nur dann überleben, wenn er in einer qualitätsvollen Atmosphäre nicht nur Dinge verkauft, sondern ein Einkaufserlebnis bietet. Es muss mehr Service geben als im Internet. Deswegen halte ich es für eine Pflichtaufgabe der Stadt, dass wir jetzt diese Qualität im öffentlichen Raum herstellen.

Wie meinen Sie das?

Ich habe das selbst oft erlebt: Wenn der öffentliche Raum gut gestaltet ist, steigt die Investitionsbereitschaft bei den Eigentümern der dortigen Immobilien. Das hat uns auch ein Fachbüro bestätigt.

Was war das Ergebnis dieser Untersuchung?

Wir haben die Weil der Städter Altstadt von einem Fachbüro unter die Lupe nehmen lassen. Das Ergebnis war, dass es in der Altstadt derzeit eine mangelnde Investitionsbereitschaft, aber keine mangelnde Investitionsfähigkeit gibt. Deswegen sind wir zuversichtlich, dass von den Maßnahmen am Marktplatz ein positiver Impuls ausgehen wird.

Für dieses Einkaufserlebnis braucht es aber auch Cafés und Restaurants. Kann da die Stadt einwirken, dass so was kommt?

Ja, wir werden uns in der kommenden Zeit mit dem Thema Gastronomie und auch mit dem Hotel Krone Post intensiv beschäftigen.

Die Marktplatz-Pläne sind schon elf Jahre alt. Gab es jetzt nochmals Überlegungen, doch noch einen Parkplatz in den neuen Marktplatz zu integrieren?

Nein, ich stehe hinter den Plänen. Ich halte es für zwingend, dass wir die Autos weitgehend vom Marktplatz verbannen. Der Platz wird aber nicht völlig autofrei sein. Die Durchfahrt von der Pforzheimer in die Herrenberger Straße ist weiterhin möglich. Dort wird es auch sechs Kurzzeitparkplätze geben.

Wie lange darf man auf diesen Kurzzeitparkplätzen stehen?

Das steht noch nicht fest. Derzeit ist eine Stunde im Gespräch.

Einige Ladenbesitzer befürchten massive Umsatzeinbußen.

Ich selbst war vor etwa 20 Jahren als Landschaftsarchitekt bei einem ähnlichen Projekt in Rottenburg beteiligt. Auch dort haben wir den Marktplatz umgestaltet und vom Autoverkehr befreit. Als es bei den Händlern die gleichen Befürchtungen wie jetzt in Weil der Stadt gab, haben wir damals versprochen, uns die Situation nach einem Jahr nochmals anzuschauen. Aber schon nach einem halben Jahr haben alle Ladenbesitzer gesagt: Lasst es bitte so, es ist besser als vorher. Dieses Verfahren könnte ich mir auch für Weil der Stadt vorstellen.

Die Weil der Städter Händler kritisieren auch, dass sie in die Planungen nicht einbezogen wurden.

Wir laden Ende Januar die Gewerbetreibenden und die Gastronomen ein.

Hätten diese Gespräche nicht erfolgen müssen, bevor der Gemeinderat die Pläne festzurrt?

Wir reden nicht erst seit gestern über die Marktplatz-Umgestaltung. Der Entwurf dafür ist elf Jahre alt. Und wir sind regelmäßig mit den Gewerbetreibenden und dem Gewerbeverein in Kontakt – nicht nur, wenn wir einen Marktplatz umgestalten. Wir werden während der eineinhalb Jahren Bauzeit auch ein aktives Baustellenmarketing machen: Die Botschaft soll sein: Meidet die Innenstadt nicht, sondern kommt zu uns – eben, weil gebaut wird. Das ist interessant, hier passiert was!

Betroffen sind auch Ärzte und Apotheker. Ein Arzt sagte uns: Wenn fußkranke Patienten nicht mehr mit dem Auto zu ihm fahren dürfen, könne er die Praxis nicht mehr betreiben.

Wir werden sicherstellen, dass wir für die Arztpraxen Lösungen finden.