Mit einem Erinnerungsweg beteiligen sich Diakoniestation und Samariterstiftung am fünfzigjährigen Jubiläum des Zusammenschlusses von Weissach und Flacht.

Weissach - Gerade noch erzählt Dorothea Wiggenhauser, wie nachhaltig die ausgeschnittenen Zahlen aus alten Kalenderblättern sind – da fallen die ersten dicken Tropfen vom Himmel auf den Weg entlang des Strudelbachs zwischen Flacht und Weissach. „Gut, dass wir die Blätter laminiert haben“, kommentiert Wiggenhauser und rettet sich unter ihren Schirm. Das sei zwar weniger nachhaltig – hat sich mit Blick in Richtung der grauen Wolkendecke aber schon gelohnt, bevor das Projekt am Strudelbach überhaupt richtig starten konnte.

 

Jubiläumsfeier in kleinen Teilen

Fast genau 50 Jahre ist es her, dass Weissach und Flacht im Zuge der Gemeindegebietsreform zusammengewachsen sind. Eine große Feier ist dieses Jahr coronabedingt nicht möglich, die Festlichkeiten sollen im Frühjahr 2022 stattfinden. Ein kleines Programm gibt es 2021 aber doch, eine der ersten Aktionen startete diese Woche am Strudelbach – ein treffender Platz, verbindet das Flüsschen doch die beiden Ortsteile miteinander. Hier, entlang des betonierten Feldwegs, hat die Samariterstiftung, die in Weissach und Flacht jeweils ein Pflegeheim betreibt, nun einen „Mitmach- und Erinnerungsweg“ geschaffen. Mitgewirkt hat außerdem die Diakoniestation in Flacht.

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Entlang einer Strecke von rund 150 Metern hängen die von den Heimbewohnern liebevoll ausgeschnittenen Papierzahlen, welche die 50 Jahre seit der Gemeindereform symbolisieren. Dazwischen haben immer wieder Stationen zum Mitmachen ihren Platz gefunden. Auch der örtliche Bauhof hat ordentlich angepackt, die Holzpfeiler, an denen die Schnüre und Zahlen befestigt sind, in den Boden gerammt, zwei „Jubiläums-Vogelhäuschen“ aufgehängt – und sogar eine bunt bemalte Jubiläums-Sitzbank am Ende des Pfades aufgestellt.

Es gibt auch Stationen zum Mitmachen

Am Anfang des Weges – in den 70er-Jahren – können Spaziergänger mit den typischen, bunten Mustern des Jahrzehnts bemalte Schraubdeckel ihrem passenden Marmeladenglas zuordnen. An weiteren Stationen wollen Fotos aus Weissach und Flacht ihrem jeweils passenden Ortsteil zugeteilt werden. Ebenfalls von den Heimbewohnern bemalte Holzstäbe entlang des Weges tragen Buchstaben – wer diese in die richtige Reihenfolge bringt, erhält ein zum Jubiläum passendes Lösungswort.

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Über den verbindenden Charakter des Projekt freut sich auch Valeria Mendes-Siebert, Leiterin der Diakoniestation in Flacht. „Es ist so besonders, dass Weissach und Flacht zusammengewachsen sind“, findet sie. „Wir haben ein Rathaus, die gemeinsame Strudelbachhalle in der Mitte.“ In der Mitte liegt nun auch: der neue Erinnerungsweg.

Heimbewohner haben gehäkelt

Mit dem Mitmach- und Erinnerungsweg haben Samariterstiftung und Diakoniestation nicht nur ein Stückchen „goldenen Weg“ zur goldenen Hochzeit geschaffen – sondern auch den Heimbewohnern etwas Gutes getan. „Es war schön, dass unsere Bewohner wieder etwas hatten, auf das sie hinarbeiten konnten“, sagt Angelika Wenning von der Samariterstiftung. Das stärke auch das Gefühl von gesellschaftlicher Teilhabe, weil so die vielzähligen Beiträge der Senioren in die Öffentlichkeit getragen werden. Von gehäkelten Bändern, mit denen die laminierten Zahlen an der Schnur befestigt sind, hat Wenning noch ein ganzes Bündel. „Viele sagen, sie könnten auch noch mehr häkeln.“

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Und noch einen Pluspunkt hat das Projekt für die Senioren: Bewegung, die wichtig ist, um weiterhin mobil und selbstständig zu bleiben. „Das Projekt motiviert sie, vielleicht mal wieder woanders hinzugehen, als vor die eigene Haustür“, hofft Wenning. Ihr Plan ist es, in den nächsten Wochen mit drei Vierteln der rund 60 Bewohner beider Häuser einen Ausflug zum Erinnerungsweg zu machen. „Und in Weissach gibt es dann noch ein Eis.“