Leonberg hat sich von Anfang an ein wohlüberlegtes Bezugsrecht für Wasser aus dem Bodensee gesichert.

Leonberg - Die Sommer werden immer heißer und trockener und die Leonberger Bevölkerung wächst und wächst. Beides Gründe für den Grünen-Stadtrat Sebastian Werbke, bei der Stadtverwaltung anzufragen, wie es um die Wasserversorgung in der Stadt steht. Das auch vor dem Hintergrund, dass Leonberg den Großteil seines Trinkwassers von der Bodensee-Wasserversorgung bezieht.

 

Von so mancher Kommune im Südwesten heißt es, sie sei steinreich, aber wasserarm. Und das ist wörtlich gemeint. Das Nass versickert im steinigen Untergrund schnell und macht sich rar. Man stelle sich einmal vor, fast 50 000 Menschen und eine blühende Wirtschaft müssten sich in Leonberg mit dem Wasser der Glems und einiger spärlicher Quellen begnügen.

Wasserknappheit gab den Anstoß

Wasserknappheit war auch im wachsenden Leonberg der 50er Jahre ein akutes Problem, so wie in zahlreichen anderen Kommunen auch. Doch es gab kluge und weitsichtige Köpfe im Rathaus und im Gemeinderat unter dem Engelberg. Als eine Studienkommission im Februar 1953 den Bodensee zur Trinkwasserversorgung vorschlägt, zögern sie nicht.

Am 25. Oktober 1954 wird der Zweckverband Bodensee-Wasserversorgung von 13 Städten und Gemeinden unter dem Motto „Südwest braucht Wasser“ gegründet. Gründungsmitglieder waren Stuttgart, Leonberg, Kornwestheim, Böblingen, Sindelfingen, Reutlingen, Tübingen, Hechingen, Villingen, Schwenningen, Rottweil, Ebingen und Tailfingen. Vier Jahre später gehen in Sipplingen am Bodensee das erste Seepumpwerk und eine Aufbereitungsanlage in Betrieb. Das Rohrnetz war 265 Kilometer lang und reichte bis Ludwigsburg.

Heute hat der Verband 183 Mitglieder. Er versorgt vier von elf Millionen Menschen in 320 Kommunen in Baden-Württemberg. Das Leitungsnetz erstreckt sich über mehr als 1700 Kilometer. Im Jahr werden etwa 135 Millionen Kubikmeter Wasser an die Verbandsmitglieder abgegeben. Damit wurde die gute Wasserversorgung zu einem der entscheidenden Faktoren für die Entwicklung des Mittleren Neckarraums. Aus dem Bodensee fließen im Jahr etwa 2,2 Milliarden Liter Wasser aus den Hähnen in Leonberg, geht aus der Antwort der Stadtverwaltung auf die Anfrage von Sebastian Werbke hervor.

Für die Antwort hat die Verwaltung die Statistik der vergangenen zehn Jahre zurate gezogen. In dieser Zeit ist die Bevölkerung in Leonberg um fast 4300 Einwohner auf gegenwärtig mehr als 48 700 Personen angestiegen. Der Jahresverbrauch der Gesamtstadt hat in diesem Zeitintervall zwischen 2,059 Millionen und 2,309 Millionen Kubikmeter gelegen. Ein Kubikmeter bedeutet 1000 Liter Wasser.

Immer weniger wurde Jahr für Jahr das Wasser, das aus eigenen Quellen und Brunnen dem Bodenseewasser beigemengt wird. Sind es 2010 noch rund 300 000 Kubikmeter gewesen, so waren es 2019 noch lediglich 176 000 Kubikmeter. Den höchsten Wasserverbrauch verzeichnete die Stadt 2018, als 2,57 Millionen Kubikmeter Wasser aus dem Bodensee und den eigenen Quellen verbraucht wurde. Ein Ausrutscher nach unten in der Statistik ist 2019. Ein großer Wasserverbraucher lag trocken – das Leobad.

Pro-Kopf-Verbrauch fast identisch

Der Pro-Kopf-Verbrauch ist in den zehn Jahren fast identisch geblieben. Er liegt zwischen 51 und 53 Kubikmeter im Jahr und zwischen 142 und 145 Liter am Tag. Im Jahr 2019 sind es 50 Kubikmeter im Jahr und 138 am Tag gewesen.

Was den Bezug von Bodenseewasser betrifft, gebe es einen erheblichen Puffer, informierte die Verwaltung. Lediglich 60 Prozent des Bezugsrechtes von Leonberg werde ausgenutzt, nur an einzelnen Tagespitzenlasten kann es auch mehr sein. Mit den zur Verfügung stehenden 120 Litern Wasser in der Sekunde könnten nach heutiger Rechnung rund 70 000 Einwohner versorgt werden.