Die 15 Millionen teure Modernisierung des Bahnhofareals gilt in der Stadt als Jahrhundertprojekt. Vieles wird neu, doch der alte Aufzug bleibt. Und mit ihm die Probleme.

Ditzingen - Ein Bahnhof mit zwei Aufzügen ist vermutlich nichts Besonderes. Zwei nebeneinander liegende Aufzüge aber, aus denen man im Notfall unterschiedlich schnell gerettet wird – das ist ungewöhnlich. Doch just mit dieser Besonderheit werden die Ditzinger aufwarten, wenn sie den Bahnhof umgestaltet und einen neuen Aufzug gebaut haben werden.

 

Den bestehenden Aufzug verantwortet die Bahn. In ihm ist eine analoge Notruftechnik eingebaut. Im neuen Aufzug kommt die moderne, digitale Notruftechnik zum Einsatz. Drückt man den Notruf im Bahnaufzug, wird man an einen Bahnverantwortlichen weitergeleitet. Im neuen Aufzug hingegen wird der Hilferuf in der Notrufzentrale des Anbieters landen. Mit diesem wird die Stadt einen Wartungsvertrag abschließen. „Weil die Rettung schneller kommt, sollte man bei uns stecken blieben“, scherzte der Bürgermeister Ulrich Bahmer deshalb jüngst im Ausschuss für Technik und Umwelt. Grundlos sagte Bahmer dies nicht: Die Ditzinger Feuerwehr wird häufig an den Bahnhof gerufen, wenn der störanfällige Aufzug stecken geblieben ist. Die Wehr hatte deshalb laut ihrem Sprecher Andreas Häcker unmittelbar nach einem Einsatz auch schon selbst die Notrufe überprüft – doch „in vielen Fällen keine Erklärung erhalten, warum der Eingeschlossene noch nicht befreit worden war“.

Weitere Bauabschnitte beschlossen

Die Stadträte schafften mit ihren Beschlüssen in der letzten Sitzung vor der Weihnachtspause die rechtlichen Rahmenbedingungen für die weiteren Bauabschnitte am Ditzinger Bahnhof. Dabei ging es neben dem neuen Aufzug auch um eine Brücke über die Gleise und um ein Fahrradparkhaus. Strittig war bei diesem rund fünf Meter breiten und 7,5 Meter hohen Radhaus eine zwei Meter breite Rampe. Vor allem Ulrich Steller (Grüne) hatte sich für eine Verbreiterung auf 2,5 Meter mit dem Argument für mehr Platz stark gemacht, mit dem Argument, mehr Platz zu haben. Das aber lehnte die Verwaltung ab unter anderem mit dem Verweis auf die Mehrkosten von einer halben Million Euro und der starken Steigung der Rampe. Die Radfahrer sollten allein deshalb ihr Fahrrad schieben und nicht durch viel Platz zusätzlich zum Fahren animiert werden.

Das Radparkhaus wird 108 Stellplätze für Zweiräder haben, sowie weitere 14 Boxen im Erdgeschoss. Der Gemeinderat stimmte sowohl für den Entwurf der Fußgängerbrücke als auch des Fahrradparkhauses nach den Plänen des Stuttgarter Büros Knippers Helbig. Mit ihren Beschlüssen genehmigten die Räte auch Ausgaben in Höhe von 2,6 Millionen Euro .

Alter Aufzug bleibt bestehen

Der bisherige Aufzugsturm bleibt bestehen, auch wenn die Räte die störanfällige Anlage gerne – wenn nicht abgerissen – so doch versetzt hätten. Doch in beiden Fällen hätte die Bahn eine viertel Million Euro verlangt. Künftig wird deshalb also der neue beim alten Aufzugsturm stehen.

Fahrradparkhaus, Brücke und Aufzug sind Bestandteil einer 15 Millionen teuren Umgestaltung des Bahnhofsareals. Das Einkaufszentrum mit Discounter, Drogerie und weiteren Ladengeschäften ist bereits eröffnet, ebenso das Parkhaus. Weitere Bauabschnitte sind mit den Entschlüssen auf den Weg gebracht. Der Aufzug soll nach Auskunft der Stadt im Oktober 2018 gebaut werden, 2019 entsteht das Fahrradparkhaus, Ende März 2020 ist der Baubeginn für die Brücke über die Gleise. Bekannt ist der Baustart schon heute, weil die Arbeiten laut der Stadt weit im voraus mit der Bahn abgestimmt werden müssen. Während der Bauarbeiten werden die Gleise wohl an mehreren Tagen teilweise voll gesperrt werden. Stattdessen werden Busse fahren.