Nur wenige Jahre, nachdem die Besiedlung des Baugebiets Schnallenäcker II abgeschlossen ist, rollen die Bagger im benachbarten Neubaugebiet Schnallenäcker III.

Renningen - Insgesamt 768 Bewerbungen für 31 Grundstücke. Das sind 25 Bewerber für jedes einzelne Grundstück, das die Stadt Renningen im neuen Baugebiet Schnallenäcker III für Einfamilienhäuser zu vergeben hatte. Die Zahl der Grundstücksbewerbungen übersteigt um ein Vielfaches die für das vorige Baugebiet Schnallenäcker II. Bei aller Kritik an weiterer Aufsiedlung auf der grünen Wiese ist eines unbestreitbar: Der Bedarf ist da. Seit Sommer dieses Jahres rollen die Bagger – nur wenige Jahre nach der Besiedelung des benachbarten Wohngebiets Schnallenäcker II.

 

Konkret wurden die Pläne für Schnallenäcker III, das nördlich der Nelkenstraße liegt, im Jahr 2017. Mit 8,3 Hektar soll das neue Baugebiet deutlich kleiner werden als sein direkter „Nachbar“ mit 14,4 Hektar. Die Zahl der künftigen Einwohner wird sich aber nicht sehr unterscheiden. Denn während im ersten der beiden Baugebiete etwa 90 Einwohner pro Hektar leben, werden es in Schnallenäcker III etwa 125 sein.

Die höhere Dichte entsteht vor allem durch den kleineren Stadtteilpark, die besiedelte Fläche ist so im Verhältnis deutlich größer. Damit bietet das Neubaugebiet Platz für 1000 bis 1100 neue Bewohner.

Rasante Aufsiedlung in Schnallenäcker II

„Wir haben in Schnallenäcker II eine rasante Aufsiedlung erlebt“, erklärte der Bürgermeister Wolfgang Faißt damals. Stets erinnerte er daran, dass in einigen Jahren fortwährend mehr Menschen in Rente gehen werden, als junge Generationen nachkommen, Stichwort: Fachkräftemangel. Daher sei es wichtig, den nötigen Wohnraum für neue Arbeitskräfte und Familien zu schaffen. Die Notwendigkeit von mehr Wohnraum wird auch vom Gemeinderat nicht infrage gestellt. Dennoch sind die Pläne immer wieder Anlass für intensive Diskussionen.

Fast aus allen Fraktionen sind kritische Stimmen zu hören, ob man mit hauptsächlich zwei- oder dreigeschossigen Häusern dem Druck auf dem Wohnungsmarkt überhaupt gerecht werden könne. Mehr in die Höhe bauen, um damit weniger Fläche für die gleiche Zahl an Bewohnern versiegeln zu müssen: So lautet der Vorschlag. Die Grünen fordern außerdem strengere Auflagen, was energieeffizientes Bauen angeht.

Kritische Stimmen bleiben

Letztlich bleibt es dabei, dass die Häuser maximal viergeschossig werden, dazu gibt es weiterhin viele Bauplätze für Einfamilienhäuser. Die Besiedelung sei ohnehin schon sehr dicht in dem Gebiet, argumentiert die Stadtverwaltung. Beim Baustandard entscheidet man sich, zum Unmut der Grünen, nur für „KFW 55“. Dieser Wert bezeichnet eine Erneuerbare-Energien-Klasse oder Nachhaltigkeits-Klasse bei Neubauten. Je niedriger der Wert, desto energieeffizienter ist ein Haus im Gegensatz zu einem vergleichbaren Referenzgebäude. KFW 55 heißt: Das Gebäude weist 55 Prozent des üblichen Energieverbrauchs auf, noch besser sind Häuser mit KFW 40 oder 40 plus.

Ebenso bleibt die Stadt dabei, auf ihr Vorkaufsrecht sämtlicher Grundstücke zu verzichten. Der Vorteil: Es gibt keine langen Grundstücksverhandlungen mit den bisherigen Grundstückseigentümern, das Baugebiet kann daher sehr zeitnah besiedelt und so dem Druck auf dem Wohnungsmarkt schnellstmöglich begegnet werden. Der Nachteil ist allerdings: Der Stadt gehört nur ein Bruchteil der Grundstücke, nur bei diesen kann sie über Verkaufspreis und Vergabekriterien entscheiden.

Viele Sozialwohnungen werden entstehen

Bei der Vergabe ihrer eigenen Grundstücke hat die Stadt Renningen darauf geachtet, bestimmten Bewerbern einen Vorzug geben zu können. Bei den Flächen für Einfamilienhäusern beispielsweise hatten vor allem Familien mit Kindern sowie Menschen, die bereits in Renningen leben, einen Vorteil bei der Bewerbung.

Bei den Plätzen für die großen Mehrfamilienhäuser hatten Anbieter von gefördertem Mietwohnungsbau die besten Chancen. Und das Konzept geht auf: Auf den fünf Grundstücken für Mehrgeschosser wird es ausschließlich Sozialwohnungen geben. Je nach Bauweise werden das etwa 50 bis 60 Wohneinheiten.

Im Juni 2021 ist es schließlich soweit: Hinter den großen Bauzäunen rollen die ersten Bagger für die Erschließung des Gebiets. Im Laufe des kommenden Jahres soll diese abgeschlossen werden, sodass die ersten Häuser gebaut werden können.

Auch im Stadtinneren gibt es Veränderungen

„Das Neubaugebiet Schnallenäcker III wurde wegen des enormen Wohnraumbedarfs notwendig“, erklärt der Bürgermeister Wolfgang Faißt. Mit Platz für mehr als 1000 neue Bewohner „ermöglicht es zum einen jungen Renninger Familien, ihre Zukunft in ihrer Heimatstadt zu planen, und zum anderen Menschen von auswärts, die ihren Arbeitsplatz bei uns finden, auch hier wohnen zu können“, so Faißt. Besonders hebt er den Erfolg im Hinblick auf den sozial geförderten Mietwohnraum hervor, „was in der heutigen Zeit mehr denn je wichtig ist für Menschen mit mittleren und niedrigen Einkommen“.

Parallel zu diesem Neubaugebiet im Schnallenäcker ist die Stadt Renningen seit vielen Jahren und auch ganz aktuell dabei, Grundstückseigentümer zu beraten, um die Entwicklungsmöglichkeiten ihrer Grundstücke im bebauten Innenbereich aufzuzeigen. Dies soll den künftigen Bedarf an Neubaugebieten bremsen.

Die Entwicklung des Kerngebiets rings um die Bahnhofstraße ist ein wesentlicher Teil dieses Vorhabens. Die Stadt möchte dafür in ein Städtesanierungsprogramm des Landes aufgenommen werden.