Das besondere Backwerk bringt 3500 Euro fürs Hospiz. Die Einrichtung in Leonberg steht derzeit vor großen Herausforderungen, will aber anderen weiterhin helfen.

Leonberg/Weil der Stadt - Wenn Zusammenhalt und Miteinander im Fokus stehen, unterstützen wir von Herzen“, sagt Hermann Diefenbach. Der Betriebsleiter der gleichnamigen Bäckerei und Konditorei mit Hauptbetrieb in Weil der Stadt hat sich deshalb an der Aktion „Zusammenhaltsbrezel“ beteiligt, zu der die Landesregierung in Kooperation mit den Bäckerinnungen Baden-Württemberg aufgerufen hatte. Ein Teil des Verkaufserlöses für die zwei ineinander verschlungenen Brezeln geht an gemeinnützige lokale Initiativen.

 

Silvia und Hermann Diefenbach haben sich mit ihrer Teilnahme für die Unterstützung des Hospiz Leonberg entschieden. Die Aktion sei richtig gut bei den Kunden angekommen. Und so konnten sie jetzt einen Scheck über 3500 Euro ans Hospiz überreichen. Dessen Arbeit sei ein wertvoller Beitrag für die Gesellschaft.

Die Hospizarbeit geht weiter

Und die macht auch in der derzeitigen Situation keine Pause. „Uns ist es wichtig, auch in dieser besonderen Zeit Unterstützung für Hilfesuchende gewährleisten zu können“, sagt Monika Friedrich, die Koordinatorin des ambulanten Hospizdienstes für Kinder und Jugendliche, die den Scheck gemeinsam mit dem stellvertretenden Vorsitzenden, Günther Wöhler, entgegennahm. Als Dankeschön gab es für das Bäcker-Ehepaar aus Weil der Stadt eine Collage mit Fotos der Hospiz-Mitarbeiter, die herzhaft in eine Zusammenhaltsbrezel beißen.

Die Zusammenhaltbrezel Foto: privat

Das Coronavirus hat indes auch die Arbeit des Hospiz-Vereins stark verändert – und zwar in allen Bereichen: dem stationären Hospiz, dem ambulanten Hospizdienst mit seinen Trauerangeboten oder den ehrenamtlichen Begleitern und auch beim Dienst für Kinder und Jugendliche.

Stationäres Hospiz: Weniger Betten

Im stationären Hospiz in der Seestraße geht es derzeit sehr viel ruhiger zu als sonst. Viele Betten sind leer. „Wir standen vor der Alternative, das Hospiz wegen der Corona-Epidemie zu schließen“, erzählt die Leiterin, Ute Kompatscher. Einerseits müsse man Mitarbeiter und Bewohner schützen. Andererseits sei es eine ganz besondere Arbeit, Menschen auf ihrem letzten Weg zu begleiten. Eine Aufgabe, für die sich die Mitarbeiter bewusst entschieden hätten. „Deshalb haben wir unsere Arbeit angepasst, aber nicht beendet. Wir haben die Patientenzahl reduziert, um die räumlichen Möglichkeiten zu haben, jeden Neuankömmling für 14 Tage in Quarantäne zu betreuen“, erklärt Kompatscher. Alle neuen Patienten würden getestet, ebenso die Mitarbeiter.

Nur die ehrenamtlichen Helfer, die etwa bei den Mahlzeiten unterstützen oder einfach nur für etwas Abwechslung sorgen, habe man freigestellt. Angehörige dürfen dagegen bei Beachtung besonderer Vorsichtsmaßnahmen besuchen. „Gerade in der Sterbephase ist für Betroffene und ihre Angehörigen die Nähe und das Abschied nehmen wichtig“, erklärt die Leiterin des stationären Hospizes.

Hospiz-Verein: Einnahmen fehlen

Finanziell stellt dies den Trägerverein vor große Herausforderungen. „Vor allem die Reduzierung unserer Bettenzahl wirkt sich aus. Grob geschätzt fehlt uns fast die Hälfte unserer Einnahmen“, berichtet der Vereinsvorsitzende, Dieter Burr. Für einen Verein mit ehrenamtlichen Wurzeln sei die Situation schwerer zu bewältigen als für große Organisationen. Von den Krankenkassen wird nur die rein medizinische Betreuung bezahlt. Spezielle Ausrüstung oder die anderen Betreuungsangebote finanziert der Verein über Spenden. „Optimistisch stimmt mich allerdings, dass wir eine engagierte Stiftung haben, die hinter uns steht und auch der große Rückhalt, den wir in der Bevölkerung der ganzen Region haben. Gemeinsam werden wir das schaffen“, sagt Burr.

Mit Kindern und Jugendlichen reden

Der Hospizdienst für Kinder und Jugendliche kümmert sich nicht um erkrankte Kinder selbst, sondern wenn diese mit dem Tod oder dem anstehenden Ableben eines Elternteils oder Geschwisterkindes kämpfen. „Bei den von uns betreuten Familien und Kindern gehen wir differenziert vor“, berichtet Monika Friedrich. Bei dringendem Bedarf besuchen die Ehrenamtlichen die betroffenen Familien oder verabredeten sich mit ihrem Schützling zu einem Spaziergang, um zu reden. „Neue Begleitungen können wir derzeit nicht annehmen, und auch unsere Gruppen mit Kindern und Angehörigen können leider momentan nicht stattfinden“, bedauert Friedrich.

Hospizdienst über Telefon und Web

Schwierig ist auch die Situation des ambulanten Hospizdienstes. Hier kümmern sich beispielsweise ehrenamtliche Begleiter um Menschen, die daheim sterben möchten, oder entlasten Angehörige. Persönliche Besuche und andere direkte Kontakte sind derzeit aber nicht möglich. „Da tut es weh, Patienten und ihre Angehörigen in ihrer schweren Zeit nicht zuhause zu unterstützen, sie nicht in den Arm nehmen zu können“, sagt Daniela John, die den ambulanten Hospizdienst leitet. Man habe aber die Möglichkeit, über die sozialen Medien zu beraten, zuzuhören und zu trösten. „Das nutzen wir ganz intensiv.“ Auch in der Trauerarbeit, ein weiterer wichtiger Teil der Arbeit im Leonberger Hospiz. „Wir rufen auch gerne an und halten regelmäßigen Telefonkontakt“, sagt John. „Es bleibt aber eine schwierige Aufgabe, aus der Ferne das Gefühl von Nähe zu geben.“ Deshalb freue man sich darauf, wenn die anstehenden Lockerungen Hausbesuche wieder möglich machen.

Wann das sein wird, ist derzeit nicht klar. Man warte auf konkrete Empfehlungen des Hospiz-Dachverbandes. Aktuell aber auch in Zukunft könne die Hospizarbeit nur funktionieren, wenn sich alle beteiligten an die Hygiene- und Abstandsvorgaben hielten. „Gemeinsam werden wir das schaffen“, ist sich Dieter Burr, der Vorsitzendes des Trägervereins, sicher. „Wenn diese Krise ein Gutes haben wird, dann die Tatsache, dass sie den Blick wieder mehr auf das lenkt, was unser Leben wirklich wertvoll macht.“