Eine Menschenkette von Norddeutschland bis zum Mittelmeer soll als unübersehbares Zeichen auf die gefährliche Situation von Flüchtlingen aufmerksam machen.

Leonberg/Rutesheim/Gerlingen - Mit einer grenzüberschreitenden Menschenkette von Norddeutschland über Österreich und Italien zum Mittelmeer – die auch durch Leonberg, Rutesheim und Gerlingen führt – soll am 18. September ein unübersehbares Zeichen für eine humane Flüchtlingspolitik gesetzt werden: gegen das Vergessen des Leids und des Sterbens vieler Menschen, die sich in der Mehrzahl aus purer Not auf den gefährlichen Weg über das Mittelmeer begeben.

 

Das Sterben im Mittelmeer und auf anderen Fluchtrouten gehe weiter, auch wenn es in Zeiten der Pandemie oft in Vergessenheit gerate, sagen die Veranstalter. Mehr als 1200 Menschen seien in diesem Jahr bis Mitte August bei der Flucht über das Mittelmeer ertrunken, dreimal mehr als im gleichen Zeitraum 2020. Die nächste Bundesregierung solle daran erinnert werden, sich auf EU-Ebene für ein neues Seenotrettungsprogramm einzusetzen. Gefordert wird zudem ein Ende der Kriminalisierung der zivilen Seenotrettung, die Schaffung sicherer Fluchtwege und der Einsatz der EU für die Bekämpfung der Fluchtursachen.

Lokale Menschenketten und andere Aktionen

Die „Rettungskette für Menschenrechte“ findet als Groß-Event am Samstag, 18. September, statt. Von 12 bis 12.30 Uhr soll sie mithilfe von alten Langarmhemden, Transparenten oder Bändern coronakonform geschlossen werden. „Diese Menschenkette wird keine durchgehende Kette sein, sondern eine Reihe von lokalen Menschenketten oder Veranstaltungen entlang einer Route von der Nordsee zum Mittelmeer“, sagt Fritz Schlicher. Der Grünen-Stadtrat aus Rutesheim wird mit Manfred Pauschinger vom örtlichen Freundeskreis Flüchtlinge eine Menschenkette durch die Stadt organisieren.

„Das ist natürlich etwas Besonderes für unsere drei Städte. An allen drei Orten werden Aktionen stattfinden“, sagt Schlicher. Die Kette führt über Hamburg, Hannover, Bielefeld, Dortmund, Köln, Koblenz, Mainz, Mannheim, Karlsruhe, Stuttgart, Ulm nach Reutte und von dort aus dann nach Österreich und Norditalien bis nach Chioggia. Im Altkreis Leonberg führt sie durch Rutesheim, Leonberg und Gerlingen.

„Keine Aktion politischer, sondern humanitärer Natur“

Der Verein Seebrücke im Landkreis Böblingen, der Freundeskreis Flüchtlinge Rutesheim, der Arbeitskreis Asyl Leonberg, der Freundeskreis Asyl Gerlingen und der AK Interkulturelle Vielfalt Gerlingen koordinieren die Streckenabschnitte vor Ort. Sie appellieren an Vereine, Parteien, Kirchen und Einzelpersonen für die Menschenrechte aufzustehen, sich auf den Weg zu machen und sich lautstark zu beteiligen.

„Die Aktionen sind nicht parteipolitischer, sondern humanitärer Natur und sollen möglichst alle Menschen ansprechen, ungeachtet der Herkunft, des Alters, der Religion und was uns sonst noch so alles trennt“, sagt Fritz Schlicher. Natürlich sei die Flüchtlingsdebatte auch immer eine politische Frage, daher auch der Termin kurz vor der Wahl. Egal, wer nach dem 26. September in Berlin regieren werde, das Signal, das von dieser Menschenkette ausgeht, sei ein Zeichen dafür, dass es in diesem Land viele gibt, die auf eine menschliche Lösung drängen.

Menschenkette bewusst vor der Bundestagswahl

„Auch wir haben eine Stimme, auch wenn sie oft leiser klingt als die der Gegner von Migration und einer offenen Gesellschaft“, sagt der Rutesheimer Kommunalpolitiker. „Abschotten, Abschrecken und Verdrängen sind für uns keine guten Wege.“ Neben der Menschenkette denken die Organisatoren auch über Informationsstände zur Situation der Geflüchteten oder Gottesdienste nach. Die Planungen vor Ort sind noch nicht abgeschlossen. „Zurzeit sind wir dabei, möglichst viele Unterstützer und Teilnehmer zu motivieren“, sagt Fritz Schlicher.

Interessierte werden um vorherige Anmeldung gebeten. In Leonberg ist das bei Henry Müller-Späth von der Seebrücke im Landkreis Böblingen möglich per E-Mail an seebruecke_kreisboeblingen@posteo.de. In Rutesheim werden sich die Teilnehmer vor der Christian-Wagner-Bücherei treffen und sich zu einer Menschenkette aufreihen.

Nähere Infos unter www.rettungskette.eu.