Die ehemalige Autobahntrasse durch die Stadt soll zu einer zentralen Wohlfühl-Oase umgestaltet werden.

Leonberg - Die Online-Bürgerbeteiligung zu der Gestaltung der alten Autobahntrasse ist erfolgreich zu Ende gegangen. Dieses Fazit zieht die Stadtverwaltung Leonberg. Coronabedingt konnten die Leonbergerinnen und Leonberger ihre Ideen und Vorschläge zur Neugestaltung aber nur in digitaler Form einbringen – ursprünglich war dafür ein Spaziergang als Beteiligungsformat gedacht.

 

Lesen Sie hier: Alle News zur Coronapandemie

Vor gut 20 Jahren – von einem Tag auf den anderen – ist Ruhe in der seinerzeit lärmgeplagten Stadt eingezogen, als die Autos durch den neuen 2,5 Kilometer langen Engelbergbasistunnel und nicht mehr durch die beiden engen, gut 330 Meter langen Nadelöhre auf der Kuppe des Engelbergs fuhren. Die eigentliche Lärmstrecke sind über Jahrzehnte die etwa 1,5 Kilometer der A 81 gewesen von den Tunnels durch die Stadt zum Autobahndreieck – im heutigen Sprachgebrauch die alte Autobahntrasse.

Die alten Tunnels wurden, bis auf ein kleines Stück für die KZ-Gedenkstätte, zugeschüttet. Sehr zum Leidwesen zahlreicher Leonbergerinnen und Leonberger, die hier gerne eine Umgehungs- und Entlastungsstraße für die viel befahrene Grabenstraße gesehen hätten. Die alte Autobahn wurde renaturiert und ist sich seither weitestgehend selbst überlassen. So richtig zum Aufhalten lädt die eigentlich riesige Fläche nicht ein. Sitzen kann man so gut wie nirgends. Bei der Blosenbergstraße gibt es einen Spielplatz. Lediglich ein Trampelpfad führt über die Wiese.

Klaus Brenner: Es fehlt öffentlicher Raum

Doch das soll sich bis Ende des Jahres ändern. Dazu wurde das Büro zweier Landschaftsarchitektinnen aus Karlsruhe hinzugezogen. Das Ziel ist, die ehemalige Autobahntrasse landschaftlich aufzuwerten – vom Brombeerweg bis auf Höhe der Marienbader Straße. Berücksichtigt werden sollen Aspekte wie Wegeverbindungen, Sport, Spiel, Erholung, Kunst und Kultur sowie Natur und Landschaft. Dabei sollten auch Vorschläge aus der Bürgerschaft eingeholt werden.

Lesen Sie hier: Die Innenstadt verändert ihr Gesicht

Bei einem Rundgang durch das Leonberger Zentrum im Spätherbst vergangenen Jahres mit unseren Lesern hatte der Baubürgermeister Klaus Brenner die Notwendigkeit unterstrichen, dass das alte Autobahnareal Teil der Neuentwicklung der Stadt werden müsse. „Wir haben in den vergangnen Jahren viel gebaut, aber was uns fehlt, ist öffentlicher Raum,“ sagte der Fachmann Die alte Autobahntrasse und der Stadtpark seien für ihn gute Beispiele, die freilich nicht reichen: Deshalb wird auch das Gebiet zwischen Stadthalle und Reiterstadion komplett überplant.

Sport, Streichelzoo oder öffentliche Toiletten?

Bei der Bürgerbeteiligung sind nun rund 280 Vorschläge bei der Stadtverwaltung eingegangen. Die Anregungen reichen von einem Skaterpark, einem Bikepark bis zu Gastronomie.

Auch gingen Vorschläge für einem Trimm-Dich-Pfad, einen sogenannten Calesthenics-Fitnesspark mit mehreren Gerüsten, ein Beachvolleyballfeld, einen Basketballcourt und für eine Boule-Bahn ein. Ebenso wurde vorgeschlagen, auf der ehemaligen Autobahntrasse eine Hundespielwiese, einen Abenteuer- oder Wasserspielplatz sowie einen Streichelzoo oder eine Alpaka-Farm zu errichten. Außerdem wurde angeregt, den Schlittenhang zu erhalten.

Lesen Sie hier: Feierabend-Bier zwischen Enten und Gänsen?

Andere Bürger haben auf die Notwendigkeit von öffentlichen Toiletten, Barrierefreiheit innerhalb des Parks sowie Parkplätze an den Zugängen zum Gelände hingewiesen. Deutlich wird auch der Bedarf an einem Biergarten oder Café in dieser stadtnahen grünen Kulisse. Ebenso auf der Wunschliste der Leonberger: eine Beleuchtung innerhalb des Parks, ausreichend Sitzmöglichkeiten und Mülleimer. Auch eine Grillstelle wurde als Vorschlag eingebracht.

Nicht alle Bürger wollen eine Veränderung

Doch nicht alle wollen, dass auf der Fläche etwas entsteht oder geändert wird. Es sind auch Anregungen bei der Verwaltung eingegangen, in denen die Bürger vorschlagen, die Fläche ohne weitere Gestaltungsmaßnahmen naturnah zu erhalten, sie sich selbst zu überlassen und einfach Insektenhotels aufzustellen. Andere wiederum haben Bedenken, dass im Falle eines Falles das Areal für viele Besucher attraktiv wird, es hier vermehrt zu Vandalismus und Ruhestörungen kommt.

Wie geht es nun weiter? Die Ideen und Vorschläge werden auf ihre Umsetzbarkeit geprüft und mit einer Stellungnahme der Verwaltung und der Fachplaner dem Gemeinderat voraussichtlich in der April-Sitzung vorgelegt. Dabei sollen die bereits vom Gemeinderat beschlossenen Grundzüge der Entwurfsplanung beibehalten und durch die Vorschläge der Bevölkerung ergänzt werden.

Das Projekt muss bis zum Jahresende umgesetzt sein. Dabei sollen insgesamt 725 000 Euro investiert werden. Eine Kofinanzierung erfolgt über Fördermittel des Verbands Region Stuttgart. Eingebettet ist das Vorhaben in eine Grünraumvernetzung zwischen Golfplatz, Autobahntrasse, Stadtpark und Reiterstadion.