Der Verein der Hundefreunde Weil der Stadt expandiert mit einem kreativen Vorsitzenden.

Weil der Stadt - Benjamin Schöbe ruft laut „Box“ über die Wiese und Duffy rast los, als gelte es, um ihr Leben zu rennen. Auf dem grünen Gras hat Schöbe ein Viereck aus roten Seilen abgesteckt. „Platz“, sagt der junge Mann, und der Hund legt sich hin. „Brav, das hast Du ganz, ganz fein gemacht.“

 

„Wichtig bei dieser Übung ist es, dass der Hund exakt in der Mitte des Vierecks Platz nimmt“, erklärt Benjamin Schöbe. „Das muss sie verstehen.“ Und dann müsse man ihr Verhalten bestätigen, und zwar sofort, damit der Hund versteht, dass er etwas richtig gemacht hat.

Benjamin Schöbe steht auf dem Platz des „Vereins der Hundefreunde Weil der Stadt“, oben auf dem Galgenberg zwischen Gymnasium und Merklinger Sportplatz. Ein bisschen abgelegen, aber idyllisch neben einem großen Wald, hat hier ein großer Verein sein Zuhause gefunden. Einen Ort, den Menschen ohne Tiere oft nicht wahrnehmen, der aber für solche mit einem Tier dafür ganz besonders wichtig ist.

Benjamin Schöbe hat schon Hunde, seit er elf Jahre alt ist. Der Vater habe eines Tages einen Welpen mitgebracht – und da hat es gefunkt. „Nein, seitdem geht es nicht mehr ohne Hund“, sagt er und lächelt dabei ganz glücklich. Seine Freundin ist auch schon immer Hunde-Närrin, und als er mit ihr zusammenkommt, steht die erste gemeinsame Anschaffung fest. Es ist ein Schäferhund aus dem Tierheim Ludwigsburg.

Rund 5000 Mal muss ein Hund eine Tätigkeit wiederholen

2012 sind sie auf der Suche nach einem Platz zum Trainieren und stoßen so auf den Hundesportverein Weil der Stadt, der von ihrem Wohnort Möttlingen nicht weit entfernt liegt. Dann beginnt das Training. 5000 Mal, so schätzt man, muss ein Hund eine Tätigkeit wiederholen, bis er sie richtig gelernt hat. Jeden Tag sind sie aktiv, oft mehrere Stunden am Tag. Der Geländelauf ist Benjamin Schöbes Disziplin beim Turnierhundesport. Dabei gilt es, verschiedene Hindernisse zu überspringen, einen Slalom zu bewältigen und neben dem Hund herzurennen – und das alles zum Beispiel zwei Kilometer lang in fünf Minuten. Der achte Platz bei der süddeutschen Meisterschaft war Benjamin Schöbes größter Erfolg.

Aber warum investiert man da so viel Zeit? „Es macht einfach Spaß, mit dem Hund zu arbeiten“, sagt er. Es sei eine Herausforderung, auf die man dann stolz sein könne, und eine Möglichkeit, konsequent mit dem Hund zu arbeiten.

Seit zwei Jahren ist Benjamin Schöbe nicht nur Mitglied, sondern auch Vorsitzender des Vereins der Hundefreunde Weil der Stadt. Die alte Vorstandschaft ist abgetreten, man war auf der Suche. „Mir gefällt das Vereinsleben“, erinnert er sich an die Diskussion damals. „Und an einem fehlenden Vorsitzenden sollte es nicht scheitern.“

Das Interesse am Verein ist groß

200 Mitglieder hat der Verein, davon sind 120 aktiv. Und das expandiert, anders als bei vielen anderen Vereinen. Es gibt sogar einen Aufnahme-Stopp und eine Warteliste.

Schöbe hat das Angebot auch ein bisschen überarbeitet. Die Angebote sind vielseitiger, es gibt mehr Trainer, die alle kreativ sind. Neu ist zum Beispiel das „Mantrailing“, bei dem ein Spürhund einen bestimmten Menschen sucht. Dabei muss das Tier verschiedene menschliche Gerüche voneinander unterscheiden und nur den Geruchsmerkmalen der gesuchten Person folgen. Wenn nicht gerade wegen Corona der Platz gesperrt ist, ist er jeden Tag mit etlichen Trainings belegt. „Die Stimmung im Verein ist wirklich gut“, ist Benjamin Schöbe zufrieden.

Duffy hechelt während des Gesprächs ungeduldig, sie will endlich weiter trainieren. „Ja, wenn sie nicht ausgepowert ist, ist sie unausstehlich“, sagt der 37-Jährige und kümmert sich wieder um den Hund.

Zeit ist das Stichwort für alle, die überlegen, einen Hund anzuschaffen. Es gibt Meldungen, dass das gerade im Lockdown viele Menschen erwägen. Benjamin Schöbe kann zwar noch keinen Anstieg der Nachfragen nach einer Mitgliedschaft feststellen. Dennoch hat er Tipps. „Neben der Zeit braucht man den Willen, sich mit dem Hund zu beschäftigen“, sagt er. Der Hund wolle gefördert werden. „Und man sollte überlegen, welche Rasse zu einem passt“, erklärt der Hunde-Experte.