Allein an den Jugendmusikschulen im Südwesten lernen 320 000 Kinder und Jugendliche ein Instrument. Jetzt erhöht das Land die Zuschüsse. Der Löwenanteil der Finanzierung ändert sich dadurch nicht.

Politik/Baden-Württemberg : Bärbel Krauß (luß)

Stuttgart - Pauke, Trompete, Trommel und Pfeife, Geige oder Flöte – wahrscheinlich gibt es kein Instrument, das man an den 241 baden-württembergischen Jugendmusikschulen nicht erlernen kann. Aktuell nutzen laut dem Stuttgarter Kultusministerium 320 000 Kinder, Jugendliche und Erwachsene diese Möglichkeiten. Die Tendenz ist stabil steigend. Laut den Angaben des Landesverbandes der Musikschulen im Südwesten, der 215 Mitgliedsschulen zählt, ist der Zulauf seit den siebziger Jahren ungebrochen. 1975 registrierte der Verband gut 93 000 Schüler; 2010 waren es fast 214 000. 2018 stieg die Zahl auf 304 600 Schüler.

 

Land stockt Zuschüsse um fast fünf Millionen Euro auf

Damit die musikalische Bildung im Südwesten ausgebaut werden kann und damit auch die künstlerische Bildung an den historisch jüngeren und noch nicht so bekannten 28 Jugendkunstschulen des Landes mit derzeit ungefähr 53 000 Schülern gestärkt wird, hat die grün-schwarze Landesregierung die Zuschüsse im Doppelhaushalt erhöht. Der Landeszuschuss für die Jugendmusikschulen steigt von zuletzt 20 auf 24,1 Millionen Euro jährlich. Die Jugendkunstschulen erhalten statt 500 000 Euro ab jetzt 790 000 Euro jährlich – plus 100 000 Euro für Kooperationen mit Schulen und Kindergärten. Das hat Kultusministerin Eisenmann (CDU) zu Beginn des Jahres mitgeteilt.

„Kaum ein Angebot fördert die Persönlichkeitsentwicklung von Kindern und Jugendlichen wie die kulturelle Bildung“, betont die Ministerin, die auch Spitzenkandidatin der CDU bei der Landtagswahl 2021 ist. Tatsächlich sind die Musikschulen im öffentlichen Leben des Landes vielfältig vernetzt. Nach den Angaben des Verbands, der die Erhöhung der Zuschüsse als Beitrag zur Stärkung der Musikschulen begrüßt, kooperieren seine Mitglieder mit mehr als 2100 Kindertagesstätten, 1300 Schulen, 900 Musikvereinen, mehr als hundert Kirchen, gut achtzig Chören und fast ebenso vielen Einrichtungen für Senioren.

Eltern tragen den Löwenanteil der Kosten am Musikunterricht

Dass die Musikschulen nicht nur ein kultureller, sondern auch ein Wirtschaftsfaktor sind, weiß auch Suanne Eisenmann. Mehr als 8400 Lehrkräfte sind nach den Informationen des Kultusministeriums dort beschäftigt. Sie haben mit fast 113 000 Jahreswochenstunden im Jahr 2018 einen Umsatz von 239,8 Millionen Euro erzielt. Die Aufstockung der Fördermittel ist laut Kultusministerin Susanne Eisenmann keine Eintagsfliege. Tatsächlich will das Land dauerhaft 12,5 Prozent der anerkannten Kosten für das pädagogische Personal an den Musikschulen übernehmen; bisher war die Förderung auf 10 Prozent beschränkt.

Wie die Musikschulen finanziert werden, stellt der Verband auf seiner Internetseite dar. Demnach kostet der Unterricht eines Schülers an einer Musikschule pro Jahr im Land durchschnittlich fast 750 Euro. Davon tragen die Kommunen 286 Euro (38 Prozent), das Land bisher 77 Euro (10 Prozent) und die Eltern den Löwenanteil mit 363 Euro (49 Prozent). Der Bund und andere Quellen tragen etwa drei Prozent zur Finanzierung bei.

Wie der Vergleich mit dem Bund zeigt, ist die Tradition der Jugendmusikschulen im Südwesten besonders stark. Laut dem Verband der Musikschulen gibt es in ganz Deutschland 930 solche Einrichtungen, in denen 1,4 Millionen Schüler von mehr als 39 000 Lehrern im praktischen Musizieren unterrichtet werden.