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Leiterin der Stabsstelle „Innovative und intermodale Mobilität“ managt künftig den Verkehr in der fünftgrößten Stadt Baden-Württembergs.

Leonberg - Die Höfinger müssen sich eine neue Ortsvorsteherin suchen. Und die Gesamtstadt Leonberg muss die Lösung ihrer Verkehrsprobleme in andere Hände legen. Bärbel Sauer wird künftig in Heidelberg das Amt für Verkehrsmanagement leiten. Der Gemeinderat hat die 54-Jährige in nichtöffentlicher Sitzung zur Chefin gewählt. Der bisherige Stelleninhaber ist als Baubürgermeister nach Ludwigshafen gewechselt, vermeldet die „Rhein-Neckar-Zeitung“.

 

„Wir danken Frau Sauer sehr herzlich für die stets kompetente und engagierte Arbeit als Ortsvorsteherin in Höfingen und als Leiterin der Stabsstelle für innovative und intermodale Mobilität. Die neue Aufgabe ist für sie ein großer Karrieresprung, für den wir ihr alles Gute wünschen“, beglückwünschte Leonbergs Oberbürgermeister Martin Georg Cohn seine Mitarbeiterin. Bärbel Sauer selbst war am Montag für eine Stellungnahme am Montag nicht zu erreichen.

Damit bekommen die Heidelberger die Leiterin der vor zwei Jahren in Leonberg geschaffenen Stabsstelle für „Innovative und intermodale Mobilität“. Außerdem steht die Mutter zweier erwachsener Kinder kurz vor dem Abschluss des berufsbegleitenden Masterstudienganges „Mobilität und ÖPNV“ an der Universität Kassel.

Stabsstelle beim Oberbürgermeister

Die Leonberger Stabsstelle ist direkt bei Oberbürgermeister Martin Georg Cohn (SPD) angesiedelt. Damit will der Rathauschef umsetzen, dass die Verkehrsplanung, Stadtplanung und öffentliche Nahverkehrsplanung in Einem gedacht und umgesetzt werden soll. Bärbel Sauer hatte mit einem Stellenanteil von 50 Prozent diese Aufgabe übernommen, zu 50 Prozent hatte sie weiterhin die Funktion der Ortsvorsteherin von Höfingen inne.

Ihre Aufgabe in der Stabsstelle war, im Planungsamt alle am Thema Mobilität Arbeitenden zielbezogen zusammenzuführen und so Synergien zu erzielen. Mit dem Thema Verkehr war Bärbel Sauer vom ersten Tag ihres Amtes als Ortsvorsteherin in Höfingen konfrontiert. Denn der Leonberger Teilort liegt links und rechts einer Ortsdurchfahrt, was mit einer hohen Verkehrs- und Lärmbelastung verbunden ist. Probleme, für die seit Jahrzehnten, mehr oder weniger erfolgreich, um Lösungen gerungen wird.

Seit 2007 in Höfingen im Amt

„Höfingen hat eine neue Ortsvorsteherin“, hieß es am 1. März 2007. Die Enzweihingerin Bärbel Sauer begann mit ihrer Arbeit im Rathaus des Leonberger Stadtteils. Das war nicht selbstverständlich, denn lange Diskussionen waren dem vorausgegangen. Erst eine Arbeitsgruppe aus Gemeinde- und Ortschaftsräten sowie Verwaltungsvertretern hatte im Oktober 2006 entschieden, dass die Stelle wieder öffentlich ausgeschrieben wird. Drei weitere Möglichkeiten hatte die Arbeitsgruppe zu untersuchen, wie die Vakanz im Höfinger Rathaus zu beenden sei. Im Gespräch war, die Stelle aus der Stadtverwaltung heraus zu besetzen. In Betracht war auch gezogen worden, die beiden anderen Ortsvorsteher – damals Christina Hoefling in Warmbronn und Wolfgang Kühnel in Gebersheim – mit der Amtsführung in Höfingen zusätzlich zu betrauen. Die dritte Möglichkeit: ein ehrenamtlicher Ortsvorsteher.

Die Leonberger hatte es kalt erwischt, weil die Weissacher seinerzeit Druck machten – die hatten seit mehr als einem Jahr einen leeren Chefsessel im Rathaus und deshalb wollten sie die neu gewählte Bürgermeisterin Ursula Kreutel zügig im Amt haben. Vier Jahre lang hatte es Kreutel in Höfingen gehalten, bevor sie den Schritt in Richtung Weissach machte.

Ein Amt als Sprungbrett

Kreutel hatte das Amt in Höfingen gerade angetreten, als 2003 der Gemeinderat laut darüber nachdachte, die Stelle einzusparen. Doch die Bürger und der Ortschaftsrat liefen Sturm. Monate später versuchte die Stadtverwaltung, die Ortschaftsverfassung und die Ortschaftsräte abzuschaffen. Wieder kochte die Bürgerseele hoch und Hunderte Höfinger protestierten lautstark vor dem Rathaus. Man einigte sich auf eine reine 50-Prozent-Stelle. Während die Vorgänger auch andere Aufgaben in der Stadtverwaltung innehatten, war Bärbel Sauer anfangs ausschließlich im Höfinger Rathaus beschäftigt.

Das Amt des Höfinger Ortsvorstehers hat sich in den 45 Jahren seines Bestehens stets als ein Sprungbrett in das Bürgermeisteramt erwiesen. Nach der Eingemeindung wurde der Höfinger Bürgermeister Heinz Schultheiß Erster Bürgermeister der Gesamtstadt. 1975 trat Helmut Noë das Amt des Höfinger Ortsvorstehers an, bis er im April 1993 in Leonberg zum Finanz- und Sozialbürgermeister gewählt wurde. Ins Amt des Ortsvorstehers trat damals Dieter Girrbach. 1995 kandidierte dieser erfolgreich für das Bürgermeisteramt in der 1700-Seelen-Gemeinde Schlaitdorf im Kreis Esslingen.

2009 bereits Kandidatur angestrebt

Ihm folgte in Höfingen Ekkehardt Fauth, der sich 2000 in Richtung Bürgermeisteramt in Aidlingen verabschiedet hat. Ein kurzes Zwischenspiel eingelegt hatte auch Dieter Hofmann auf dem Weg zum Chefsessel im Rutesheimer Rathaus. Vom 1. April 2001 bis zum 31. März 2002 hatte er in Höfingen Station gemacht.

Fast hätte auch Bärbel Sauer diesen Werdegang eingeschlagen: 2009 kandidierte sie als Bürgermeisterin in Deckenpfronn. Doch nur fünf Tage vor der Wahl hat sie per E-Mail ihre Bewerbung aus „persönlichen Gründen“ zurückgezogen.

Das Thema Verkehr war stets präsent

Aufgewachsen ist Bärbel Sauer in Reutlingen. Nach dem Fachhochschulstudium für den gehobenen Dienst fing die Diplom-Verwaltungswirtin Anfang der 90er Jahre im Landratsamt Ludwigsburg in der Eingliederungsbehörde an und kümmerte sich als Behördenleiterin um die Belange der Vertriebenen. Einige Jahre später sammelte sie im Sozialdezernat weitere berufliche Erfahrungen.

Für fünf Jahre verabschiedete sich Bärbel Sauer in den Erziehungsurlaub, um sich um die beiden inzwischen erwachsenen Kinder zu kümmern. Wieder im Landratsamt zurück, arbeitete sie sich in die Nahverkehrsplanung ein. Von hier aus bewarb sie sich 2006 um das Amt der Höfinger Ortsvorsteherin.