Wegen der sich häufenden Flut- und Starkregenereignisse braucht die Gemeinde Mönsheim ein Regenrückhaltebecken Grenzbach. Zuschüsse vom Land bekommt sie dafür aber nicht.

Mönsheim - Das massive Hochwasser 2013 ist im Gedächtnis der Mönsheimer immer noch präsent. Auch im Juli dieses Jahres bedrohten heftige Regenfälle den im Tal gelegenen Ort, durch den der Grenzbach fließt. Der Paulinensee fing das von Wurmberg her kommende Regenwasser jedoch auf und bestand damit seine erste große Bewährungsprobe als Rückhaltebecken.

 

Wären die Regenfälle ein Stück weiter, etwa über Wimsheim, niedergegangen und in den Grenzbach geflossen, hätte es möglicherweise wieder in der Ortsmitte zu Überschwemmungen kommen können. Denn ein Regenrückhaltebecken gibt es für dieses Gewässer in Mönsheim nicht. Deswegen forderte die Unabhängige Bürgerliste Mönsheim (UBLM) jetzt per Antrag, dass das Fachbüro Wald+Corbe, das bereits ein Hochwasserschutzkonzept ausgearbeitet hat, noch einmal detailliert darstellen soll, welchen Risiken die Gemeinde ausgesetzt ist, wenn das Hochwasser-Rückhaltebecken Grenzbach am Lerchenhof nicht gebaut werden kann.

Kein Zuschuss vom Land

Dieses Becken ist seit Längerem im Gespräch und würde laut den Planern sicheren Schutz vor Hochwasserschäden im Ort bieten. Doch das millionenschwere Vorhaben kann die Gemeinde finanziell allein nicht stemmen. „Wenn mir ein Fachmann ausrechnet, dass ich unter Einbeziehung der sozial-ökonomischen Aspekte auf 0,6 komme, brauche ich keinen Antrag stellen“, sagte der Bürgermeister Thomas Fritsch zur Zuschusspraxis des Landes. Denn Landesmittel gibt es nach derzeitigem Stand nicht, wenn die Kosten-Nutzen-Rechnung kleiner als 1 ist.

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Nach Ansicht des Bürgermeisters ist die entsprechende Verwaltungsvorschrift des Landes wegen der sich häufenden Starkregen- und Überschwemmungsereignisse überholt. Dies kritisierte Thomas Fritsch auch in einem Schreiben an das Stuttgarter Umweltministerium. Er betonte, „dass Mönsheim über kurz oder lang nicht um den Bau des Hochwasserrückhaltebeckens Grenzbach herumkommen wird“. Man wisse allerdings nicht, wie die Gemeinde dies ohne Zuschüsse finanzieren solle.

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Er kritisierte „das Festhalten an nicht mehr zeitgemäßen Zuschusskriterien“, was zu einer erheblichen Zunahme der Gefahr von Sach- und Personenschäden führe. Denn die sogenannten 100-jährigen Regenereignisse passierten nicht mehr nur alle 100 Jahre, sondern deutlich häufiger, so Thomas Fritsch. Das 2,2 Millionen Euro teure Rückhaltebecken Paulinensee finanzierte die 2800-Einwohner-Gemeinde zum großen Teil per Darlehen. Dadurch beträgt die Pro-Kopf-Verschuldung 600 Euro.

Auch ein deutlich teureres, weil größeres Rückhaltebecken Grenzbach müsste Mönsheim nach den aktuellen Zuschusskriterien aus eigenen Mitteln finanzieren. Der Bürgermeister legte gegenüber dem Umweltministerium dar, dass durch ein solches Vorhaben die Gesamtverschuldung der Gemeinde so sehr steigen würde, dass der Haushalt nicht mehr genehmigungsfähig wäre und auch die Erfüllung der Pflichtaufgaben nicht mehr gewährleistet sei.

Gemeinderat fordert Druck auf Politik

Der Gemeinderat Hans Kuhnle (UBLM) wies in der jüngsten Gemeinderatssitzung auf die Projekte zum Hochwasserschutz hin, in die die Gemeinde bereits viel Geld investiert habe, nämlich den Paulinensee und die Renaturierung des Grenzbachs im Gewerbegebiet. „Wir sollten nicht lockerlassen und versuchen, weitere Maßnahmen zu realisieren“, forderte er. Weil Mönsheim das Rückhaltebecken Grenzbach nicht allein finanzieren könne, solle man entsprechende Forderungen „in die politische Landschaft tragen und Druck machen“.

„Nach meinem jetzigen Kenntnisstand würde ich sagen, dass wir das Fachbüro Wald+Corbe mit der Vorplanung beauftragen“, sagte Thomas Fritsch. Er schlug vor, das Thema bei den anstehenden Haushaltsberatungen zu besprechen. Erst im Jahr 2020 war dies wegen der Kosten von rund 50 000 Euro abgelehnt worden.