Die Stube für Demenzkranke feiert ihr fünfjähriges Bestehen mit einem kleinen Empfang.

Leonberg - „Rein in die gute Stube“ sagen Menschen gerne, wenn ein Besucher überraschend vor der Tür steht. Eine gute Stube der besonderen Art gibt es in Leonberg in der Seestraße: Dort werden Demenzkranke tagsüber kreativ und liebevoll gepflegt, damit deren Kinder ihrem Job nachgehen oder ihren Haushalt machen können. Am Freitag wurde das fünfjährige Bestehen mit einem kleinen Empfang gefeiert, in der das Team um Stubenleiterin Ute Meister viel Lob erhielt.

 

„Es geht einem das Herz auf, wenn man sieht, wie viel Engagement die Mitarbeiter an den Tag legen – ein Engagement, das keine Arbeitszeit kennt“, sagte Leonbergs Erster Bürgermeister Ulrich Vonderheid. Und es sei ebenso ergreifend zu sehen, wie gut das bei den Besuchern ankomme. Mit der Stube habe man eine Marktlücke erschlossen. Es sei ein Quantensprung für die Sozialstation als Trägerin gewesen, die aus der klassischen mobilen Altenpflege komme und nun eine Tagesstätte als eine Art stationäre Betreuung anbiete.

Rund 200 Besucher kommen stetig

Leonberg kümmere sich nicht nur um rund 2500 Kinder in Kitas, um Eltern zu entlasten und ihnen ihre Lebenspläne zu ermöglichen. „Es entspricht auch dem Selbstverständnis der Stadt, sich um die ,großen Kinder’ zu kümmern, auch wenn wir dafür keine gesetzliche Verpflichtung haben“, so Vonderheid weiter. Statistiken zufolge litten etwa zwei Prozent der Wohnbevölkerung einer Stadt an demenziellen Erkrankungen. Das seien in Leonberg etwa 1000 Bürger, von denen rund 200 mehr oder weniger regelmäßig in die Stube kämen. „Hier wird nach dem buddhistischen Sprichwort gearbeitet: Das Rendezvous mit dem Leben findet in diesem Moment statt“, lobte der Erste Bürgermeister.

Scheck aus der Glückstulpenaktion

Reinhard Ernst, der Geschäftsführer der Sozialstation, erklärte, die Mitarbeiter der Stube arbeiteten nach dem Prinzip „Menschen für Menschen“. „Hier findet Leben statt und keine Funktionspflege“, sagte er. Zudem seien alle Mitarbeiter auf das Krankheitsbild Demenz geschult. Mit neun Betreuern für maximal neun Besucher am Tag habe man darüber hinaus einen erstklassigen Betreuungsschlüssel. „Bei uns gilt Qualität vor Quantität“, stellte Ernst klar. Dieses Konzept einer „Wohnform, in der die Nacht nicht enthalten ist“ sei einzigartig in ganz Baden-Württemberg. Mit einem Sträußchen bedankte er sich bei allen seinen neun Fachkräften.

Da wollte auch Klaus-Peter Regler, der Manager des Leo-Centers, seinen Beitrag leisten. Er überreichte einen Scheck über 1200 Euro, die bei der Aktion „Glückstulpen pflanzen“ erwirtschaftet wurden. Die Besucher konnten Tulpenzwiebeln kaufen. Je nachdem, in welcher Farbe ihre Tulpe erblühte, konnten sie einen bestimmten Geldbetrag gewinnen. „Die roten und damit die meisten waren allerdings Nieten“, sagte Regler. Gewinner gab es dennoch: die Besucher und Mitarbeiter der Stube.