Der Calwer Landrat sieht die Express-Bahn skeptisch. Die Einigung mit  dem Nabu steht  unmittelbar bevor.

Calw - Im Streit um die Anbindung Calws an das Stuttgarter Bahnnetz hat sich der Calwer Landrat erneut für die bisherigen Hesse-Bahn-Pläne stark gemacht. „Wir setzen das um, was wir vereinbart haben“, sagte Helmut Riegger (CDU) bei einer Sitzung des Zweckverbands Hermann-Hesse-Bahn am Dienstag. „Wer uns sagt, dass wir etwas anderes machen sollen, soll auch sagen, wer es bezahlt.“

 

Hintergrund ist ein Vorschlag des Verbands Region Stuttgart (VRS). Der VRS als Betreiber des Stuttgarter S-Bahn-Netzes schlägt eine Verlängerung der S-Bahn nach Calw vor. Gleichzeitig arbeitet der Verband an Plänen für eine Express-S-Bahn, die zwischen Feuerbach und Weil der Stadt pendeln soll – und später dann eventuell bis nach Calw weiterfahren könnte.

Gleichzeitig war das Ergebnis einer Studie bekannt geworden, wonach sich eine S-Bahn-Verlängerung nach Calw rechnet und wirtschaftlich wäre. Bei einem Spitzengespräch in Stuttgart mit allen Beteiligten stellte der Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) aber in Aussicht, dass sich das Land im Fall einer durchgehenden Expresslinie bis nach Calw an den laufenden Betriebskosten beteiligt.

Zwischen Weil der Stadt und Feuerbach schneller unterwegs

In Calw lehnt man diese Pläne aber auch nicht ab. „Die Express-S-Bahn hat durchaus Potenzial für eine Stufe Zwei“, sagte Michael Stierle, der Nahverkehrs-Abteilungsleiter im Calwer Landratsamt und Geschäftsführer des Hesse-Bahn-Zweckverbands. „Sie hätte durchaus den Charme, dass wir auf dem Stück zwischen Weil der Stadt und Feuerbach schneller unterwegs wären.“

Das betreffe aber allenfalls eine zweite Ausbaustufe der Bahnlinie. Als nächsten Schritt halte man an den bisherigen Plänen fest. „Und das bedeutet in Stufe Eins die Hesse-Bahn bis Renningen“, betonte Stierle gegenüber den Mitgliedern der Zweckverbands-Versammlung.

Nachdem die Studie grünes Licht für die S-Bahn-Verlängerung bis Calw gegeben hatte, warfen Politiker im Kreis Böblingen die Frage auf, ob es nicht sinnvoller wäre, die Diesel-Hesse-Bahn schon in Weil der Stadt enden zu lassen. Niemandem könne man erklären, für drei Millionen Euro den Renninger Bahnhof umzubauen – eine Infrastruktur, die wenige Jahre später schon wieder unnötig werde, sagte zum Beispiel der Renninger Bürgermeister Wolfgang Faißt (Freie Wähler). Der Böblinger Landrat Roland Bernhard hatte schon im Dezember im Gespräch mit einer Bürgerinitiative kundgetan, dass er das durchaus vertretbar fände, die Hesse-Bahn schon in Weil der Stadt enden zu lassen. Er hatte damals eine juristische Überprüfung vorgeschlagen, da die dieselbetriebene Hesse-Bahn ohnehin nur eine begrenzte Zeit fahre.

In Calw argumentiert man, dass den Gutachten zufolge nur die Verbindung Calw-Renningen wirtschaftlich ist, und es deshalb nur für diese Linie Fördergelder gibt. „Ganz klar Ja, das gilt“, sagte der Calwer Landrat am Dienstag zur Frage, ob man wirklich bis Renningen fahren wolle. „Wir machen das, was wirtschaftlich und vernünftig ist.“

Seit Calw bis Renningen plant, interessieren sich alle für das Thema

Helmut Riegger erinnerte erneut an 2012, als schon einmal die S-Bahn-Verlängerung nach Calw diskutiert worden war. „Damals hieß es vom Verband Region Stuttgart: Sie wollen das nicht.“ Das habe sich erst jetzt geändert. „Erst, seitdem wir die Hesse-Bahn bis Renningen geplant haben, interessiert sich plötzlich jeder für das Thema.“ Er fühle sich seinen Bürgern verpflichtet, die Stufe Eins endlich umzusetzen. Riegger hatte in der Sitzung des Zweckverbands die Unterstützung der anderen Mitglieder sicher. „Bei der Stufe Eins erreichen wir die Ziellinie“, sagte Volker Schuler (Freie Wähler), der Kreisrat und Bürgermeister von Ebhausen. „Und wer die Stufe Zwei will, soll sie bezahlen.“

Unterdessen laufen die Bauarbeiten zur Reaktivierung der Schienen zwischen Calw und Weil der Stadt an. „Wir sind auf einem sehr guten Weg“, berichtete Riegger. Die Einigung mit dem Nabu sei quasi „antragsreif“ und kurz vor dem Abschluss. Damit könnten bald beide Klagen gegen die Hesse-Bahn wegfallen, denn am kommenden Dienstag steht das Thema auch auf der Tagesordnung des Weil der Städter Gemeinderates. Weil der Nabu und Weil der Stadt Klage eingereicht hatten, war ein richtiger Baubeginn bislang nicht möglich.

Seit einiger Zeit schon baut der Zweckverband Hesse-Bahn aber an der Eisenbahnbrücke in Calw-Heumaden. Kommende Woche beginnen dort die Arbeiten an der West-Seite. Am 13. Mai beginnt der Zweckverband zudem, am Tunnel „Forst“ zwischen Ostelsheim und Althengstett die Böschung abzusichern.