Das Lebenswerk von Heiner Eiss ist nicht nur die Umgestaltung des „Hirsch“ zu einem zeitgemäßen, modernen Hotel, sondern auch der Bau der Weinstube „Alt-Eltingen“, ein beliebter Treffpunkt nicht nur Ortsansässiger.

 

Der „Hirsch“ im malerischen Herzen von Eltingen hat eine lange Geschichte. Bereits im 18. und 19. Jahrhundert gab es in Eltingen ein Gasthaus „Hirsch”. Unter den Wirten konnte zwar keiner mit Namen Eiss festgestellt werden, dagegen spielte die Konzession eine besondere Rolle. Denn die übernahm Josef Eiss, als er in den Jahren 1906/07 an der Ecke Hindenburg- und Bergstraße den neuen Gasthof Hirsch baute, das Eiss’sche Stammhaus.

Metzgermeister macht den Anfang

Am 20. Oktober 1907, einem Samstag, machte Metzgermeister Josef Eiss „einer verehrlichen Einwohnerschaft von hier und Umgebung die ergebene Anzeige, daß ich mein neu erbautes Gasthaus zum Hirsch morgen, am Kirchweihsonntag, eröffnen werde“. Nach dem Ersten Weltkrieg entstanden Übernachtungsmöglichkeiten im Gasthaus, sozusagen die Vorläufer des Hotels Hirsch. Der erste Generationswechsel fand nach dem Tod von Gründer Josef Eiss im Jahre 1935 statt. Und jetzt wird es, zumindest was die Namen angeht, kompliziert: Luise Eiss, Josefs Witwe, standen ihre drei Söhne Richard, Erwin und Heinrich zur Seite. Die drei teilten die Arbeit auf, Erwin führte fortan die Metzgerei weiter, Richard das 1951 neu gebaute Hotel und Heinrich Eiss den Stammsitz in der Hindenburgstraße 1. Als 22-Jähriger ging Heiner als Metzger und Koch in die Schweiz, um in den besten Häusern zu hospitieren. Gerne wäre er länger in diesem mondänen Umfeld geblieben, doch das Schicksal wollte es anders. Denn daheim musste die Mutter, die ebenfalls wie seine Großmutter Luise hieß, den Gasthof allein weiterführen.

Foto: Stadtarchiv
Heiners Vater Heinrich war im Alter von nur 48 Jahren gestorben. Der junge Mann wurde gebraucht. Mutter Luise ist in schweren Zeiten die starke Frau im Hause Eiss gewesen. Im badischen Leimen geboren, war sie als 16-Jährige nach Leonberg gekommen, wo sie als Haushaltshilfe arbeitete und in Eltingen ihren späteren Mann kennenlernte. Bis ins hohe Alter – sie ist 2011 im Alter von 91 Jahren gestorben – war die Seniorchefin stets persönlich mit im Betrieb. Hätte sie sich nicht so engagiert, sich um das Gasthaus und das Hotel gekümmert, wäre der Familienbetrieb nicht zur jetzigen Größe angewachsen – da sind sich ihre Kinder einig.
Foto: Archiv
Insgesamt 77 Zimmer für 120 Gäste hat das Hotel Hirsch damit. Die Größe ist nötig, um im hart umkämpften Übernachtungsgeschäft mithalten zu können. Viele der Kunden im Hirsch haben in Stuttgart oder auf der Messe zu tun. Sie schätzen den Komfort und die beschauliche Atmosphäre im Herzen von Eltingen. Und nicht zuletzt auch die gehobene regionale Küche, die im Alt-Eltingen serviert wird. Das gemütliche Restaurant ist nicht nur bei den Übernachtungsgästen beliebt, sondern auch bei den Leonbergern. Hier verkehren Alteingesessene, Lokalhonoratioren und Prominente gleichermaßen.

Erwin Staudt trifft sich im Gewölbe mit seinen Kumpels zum Montagsstammtisch, Stars aus Showgeschäft und Sport, etwa Katja Ebstein, Walter Giller, Hans-Joachim Kulenkampff, Fritz Walter oder Giovanni Trapattoni haben hier schon schwäbische Gastlichkeit genossen. Und bei Politikern ist das Dreieck zwischen Hindenburgstraße und Bergstraße ebenfalls beliebt.

Mitglied in Gemeinderat und Kreistag

Dass diese zumeist der schwarzen Fakultät angehören, dürfte auch mit dem Hausherrn zu tun haben. Heiner Eiss war für die CDU im Gemeinderat und im Kreistag. Und hat sich dort mit seiner klaren Kante nicht nur Freunde gemacht. So wundert es nicht, dass der Hotelier sich nach zehn Jahren wieder ausschließlich seiner Profession widmete. Das politische Taktieren ist seine Sache nicht.

Was nichts daran ändert, dass seine Parteifreunde, und längst nicht nur die, ihm als Gäste die Treue halten. Allen voran Günther Oettinger. Der gebürtige Ditzinger fühlt sich in der Nachbarstadt und besonders im Hause Eiss quasi zuhause. Wenn der EU-Kommissar, wie er angekündigt hat, Brüssel den Rücken kehren wird, ist er gewiss auch wieder öfter in Eltingen zu sehen. Den Seniorchef wird’s freuen.

Der Blick über den Tellerrand

Dabei ist Heiner Eiss, der sein Handwerk in Top-Häusern in der Schweiz gelernt hat, bei Weitem nicht nur auf sein eigenes Geschäft fixiert. Schon seit Jahrzehnten engagiert er sich in führenden Ehrenämtern im Hotel- und Gaststättenverband. Entsprechend weiß Eiss auch, dass die meisten seiner Kollegen ganz ähnliche Probleme haben wie er selbst.

Die bestehen vor allem aus dem fehlenden Personal. Gerade für die Küche wird es immer schwieriger, geeignete Leute zu finden. Die Arbeit ist anspruchsvoll, und das zu Zeiten, in denen die meisten anderen frei haben. „Manche Koch-Azubis treten ihre Stelle erst gar nicht an“, sagt Eiss.

Pause an den ruhigeren Tagen

Die Auswirkungen sind auch im Hotel Hirsch zu spüren. Zum ersten Mal überhaupt hatte das Restaurant in den ersten Januartagen geschlossen. „Durch die Weihnachtszeit und die Feiertage waren sehr viele Überstunden und Sondereinsätze angefallen“, berichtet der Geschäftsleiter Rainer Contala. Um bei der Dienstplanung wieder ins Gleichgewicht zu kommen, wurden die traditionell weniger stark frequentierten Tage am Jahresanfang genutzt. „Unsere Hotelgäste wurden natürlich versorgt“, sagt Contala. „Ab der kommenden Woche starten wir wieder voll durch.“

Rainer Contala, der die Juniorchefin Nadja Eiss in der Geschäftsleitung unterstützt, ist einer von jenen langjährigen Mitarbeitern, die fast Familienstatus haben. Ohne sie, so sagen Hildegard und Heiner Eiss, wäre ein Unternehmen dieser Größenordnung gar nicht mehr zu führen.

Doch mit vereinten Kräften, daran zweifelt in der Hindenburgstraße niemand, werden die Weichen für das nächste närrische Jubiläum des Hauses gestellt: das 222-jährige Bestehen.

Historie: Fleißige Männer und starke Frauen stehen für den Erfolg

Das Lebenswerk von Heiner Eiss ist nicht nur die Umgestaltung des „Hirsch“ zu einem zeitgemäßen, modernen Hotel, sondern auch der Bau der Weinstube „Alt-Eltingen“, ein beliebter Treffpunkt nicht nur Ortsansässiger.

Der „Hirsch“ im malerischen Herzen von Eltingen hat eine lange Geschichte. Bereits im 18. und 19. Jahrhundert gab es in Eltingen ein Gasthaus „Hirsch”. Unter den Wirten konnte zwar keiner mit Namen Eiss festgestellt werden, dagegen spielte die Konzession eine besondere Rolle. Denn die übernahm Josef Eiss, als er in den Jahren 1906/07 an der Ecke Hindenburg- und Bergstraße den neuen Gasthof Hirsch baute, das Eiss’sche Stammhaus.

Metzgermeister macht den Anfang

Am 20. Oktober 1907, einem Samstag, machte Metzgermeister Josef Eiss „einer verehrlichen Einwohnerschaft von hier und Umgebung die ergebene Anzeige, daß ich mein neu erbautes Gasthaus zum Hirsch morgen, am Kirchweihsonntag, eröffnen werde“. Nach dem Ersten Weltkrieg entstanden Übernachtungsmöglichkeiten im Gasthaus, sozusagen die Vorläufer des Hotels Hirsch. Der erste Generationswechsel fand nach dem Tod von Gründer Josef Eiss im Jahre 1935 statt. Und jetzt wird es, zumindest was die Namen angeht, kompliziert: Luise Eiss, Josefs Witwe, standen ihre drei Söhne Richard, Erwin und Heinrich zur Seite. Die drei teilten die Arbeit auf, Erwin führte fortan die Metzgerei weiter, Richard das 1951 neu gebaute Hotel und Heinrich Eiss den Stammsitz in der Hindenburgstraße 1. Als 22-Jähriger ging Heiner als Metzger und Koch in die Schweiz, um in den besten Häusern zu hospitieren. Gerne wäre er länger in diesem mondänen Umfeld geblieben, doch das Schicksal wollte es anders. Denn daheim musste die Mutter, die ebenfalls wie seine Großmutter Luise hieß, den Gasthof allein weiterführen.

Foto: Stadtarchiv
Heiners Vater Heinrich war im Alter von nur 48 Jahren gestorben. Der junge Mann wurde gebraucht. Mutter Luise ist in schweren Zeiten die starke Frau im Hause Eiss gewesen. Im badischen Leimen geboren, war sie als 16-Jährige nach Leonberg gekommen, wo sie als Haushaltshilfe arbeitete und in Eltingen ihren späteren Mann kennenlernte. Bis ins hohe Alter – sie ist 2011 im Alter von 91 Jahren gestorben – war die Seniorchefin stets persönlich mit im Betrieb. Hätte sie sich nicht so engagiert, sich um das Gasthaus und das Hotel gekümmert, wäre der Familienbetrieb nicht zur jetzigen Größe angewachsen – da sind sich ihre Kinder einig.

Der Familienbetrieb gedeiht

Gemeinsam machen Mutter und Sohn Heiner, später auch dessen Ehefrau Hildegard, aus dem Gasthaus einen modernen Hotelleriebetrieb. 1968 wird das Gästehaus eröffnet. Zug um Zug erweitert Eiss den Familienbetrieb. Dass viele Eltinger ihre Landwirtschaft aufgeben, ist für ihn ein Glücksfall. Er kann Nachbargrundstücke erwerben, um neue Parkplätze zu schaffen.

In den 80er Jahren landet er seinen wohl größten Coup: Der Hotelier kauft das benachbarte Schultheißen-Haus aus dem Jahr 1607. Der Erwerb gestaltet sich angesichts komplizierter Besitzverhältnisse schwierig. Doch er lohnt sich. Heiner Eiss lässt das Gebäude im historischen Stil renovieren und eröffnet dort 1985 die Weinstube Alt-Eltingen.