Wie abwechslungsreich Blasmusik sein kann, zeigt die Stadtkapelle bei ihrem Jahresabschlusskonzert.

Heimsheim - Einen Ausflug in fantastische Welten hat der Musikverein Stadtkapelle Heimsheim seinen Gästen zum Jahresabschlusskonzert versprochen. Doch zunächst betritt der Vereinsvorsitzende Klaus Wiedemann die Bühne. Über seinem Musiker-Outfit mit schwarzem Hemd und weißer Krawatte trägt er einen orange-farbenen Bauhelm und eine gelb-graue Sicherheitsweste. Die Gäste wissen, worum es geht. Es ist die erste Veranstaltung in der sanierten – und noch nicht ganz fertigen – Stadthalle. Shakespeares „Sein oder Nicht sein“ wandelt Wiedemann in seiner Begrüßung um in „Fertig oder nicht fertig, das war hier die große Frage, denn die Fertigstellung des Eingangsbereiches rechtzeitig vor dem Konzert war eine Punktlandung.“

 

Filmmusik aus dem „Herrn der Ringe“

Der Musikverein startet seine Fantasiereise mit dem Nachwuchs: Die jungen Musiker aus Tiefenbronn, Mühlhausen und Heimsheim beginnen mit Filmmusik aus dem „Herrn der Ringe“. Die Moderatorin des Abends, Anita Dworschak, lädt ein zu einer musikalischen Reise in das Fantasieland Mittelerde und zu einem Ausflug ins Disneyland. Besonders spannend ist das Stück „As the moon whispers“. Unter Leitung des Dirigenten Alexander Heinz wird das musikalische Bild eines schlafenden Kindes lebendig, das friedlich unter einem Fenster ruht und dem Flüstern des Mondes lauscht. Mit großer Klangfülle von Querflöte, Klarinette, Saxofon und interessanten Percussioneffekten zeigen die Jugendlichen ihr Können.

Jetzt sind die Erwachsenen an der Reihe: Rund fünfzig Musiker der Stadtkapelle bauen ihre klanggewaltigen Instrumente auf. Sie starten mit einem großen Auftritt in den Abend, der „Fanfare for a new horizon“ von Thomas Doss. Die Thematik des Strebens nach neuen Horizonten unter Beibehaltung traditioneller Werte wird hörbar musikalisch umgesetzt und ist zugleich symbolisch für den weiteren Konzertabend.

Ein furioser Auftakt der Stadtkapelle. Die musikalische Reise geht weiter zu dem Musical „Mary Poppins“ und dem Evergreen Chim Chim Cheree, des Kaminkehrers Glücksmelodie. Der Hit aus dem Jahr 1964 wird spielerisch ordentlich dargeboten, allein es fehlt dem Arrangement für Blasorchester die bekannte Spritzigkeit des Originals. Es ist ein anspruchsvolles Konzert, das der Musikverein hier abliefert und mit dem er die Zuhörer begeistert. Das wird auch deutlich an einem Medley zu den Star-Wars-Filmen. John Williams’ Filmmusik gehört zu den bestverkauften Soundtrackalben der Filmgeschichte und steht in der Version des Holländers Johan de Meij auch für Blasorchester zur Verfügung. Sein Arrangement stellt hohe Ansprüche an die Musiker und den Dirigenten. Es ist eine echte Herausforderung, die von der Stadtkappelle gut gemeistert und vom Publikum mit Begeisterungsstürmen bedacht wird.

Song vom Erzbistum als unmoralisch verurteilt

Mit dem „Wizard of Oz“, „Fantasy“ von Earth, Wind and Fire und dem „Winter Wonderland“ von Felix Bernhard nähert sich die musikalische Fantasiereise ihrem Höhepunkt. In „I saw mommy kissing Santa Claus“ schleicht ein Kind am Heiligen Abend die Treppe hinunter und sieht entsetzt, wie sich dessen Mutter und der Weihnachtsmann küssen. In der ersten Woche nach der Veröffentlichung 1952 wurde der Song vom Erzbistum Boston als unmoralisch verurteilt. Der Nikolaus würde durch das Lied als Ehebrecher dargestellt. Was keiner verstanden hatte: Es handelte sich um ein Missverständnis, das Kind hatte seinen Vater in der Verkleidung des Nikolaus nicht erkannt. Das Stück wird von der Stadtkapelle nicht nur musikalisch, sondern auch theatralisch umgesetzt: Der Nikolaus und seine Frau verteilen während des Stücks Süßigkeiten im Publikum.

Und so kurz vor Weihnachten gibt es am Ende für das begeisterte Publikum noch eine sehr stimmungsvolle Zugabe: Die Stadtkapelle und die Jugendkapelle spielen und singen gemeinsam mit den Besuchern „Stille Nacht, heilige Nacht“.