Die eine Woge ist geglättet, die nächste schwappt hoch: Jetzt geraten die Politiker wegen der Außenflächen aneinander.

Heimsheim - Die Heimsheimer Stadthalle wird längst nicht so teuer, wie viele zunächst befürchtet hatten. Grund genug für die Politiker in Heimsheim, versöhnliche Töne anzustimmen, ganz besonders gegenüber dem zuständigen as-Planungsbüro. Doch der frisch sanierte und erweiterte Gebäudekomplex ist und bleibt ein Zankapfel. In Bezug auf die Außenanlagen gerieten nun die Politiker aneinander.

 

Nach vorläufigem Ergebnis kommt die Sanierung und Erweiterung der Stadthalle aber auf insgesamt rund 4,4 Millionen Euro (inklusive Mehrwertsteuer). Der ursprüngliche Ansatz lag zwar bei 3,6 Millionen. Ein Jahr später, im Juni 2017, erfolgte jedoch eine Kostenanpassung auf knapp über vier Millionen Euro, die vom Gemeinderat abgenickt wurde. Das Endergebnis liegt von der jüngsten Berechnung demnach nicht sehr weit entfernt.

„Bei diesem Objekt und bei einer Sanierung im Bestand eine Kostensteigerung von nicht einmal zehn Prozent, das ist hervorragend“, sagt der Ratsherr Ralf Rüth (CDU) und lobt die „gute Koordination“. Vor nicht einmal einem Jahr klang das noch ganz anders. Im Bereich der Elektrogewerke musste Stefan Voigt von der as-Planungsgesellschaft dem Rat Sitzung für Sitzung neue Nachträge vorlegen, was die Ratsleute gehörig auf die Palme brachte. „Es gibt Punkte, da fehlt bei mir das Verständnis“, hatte Rüth dem Planer damals noch vorgehalten – und war damit nicht allein. Dass die Kosten doch im Rahmen bleiben würden, hatte keiner geglaubt.

Außenanlagen stehen noch aus

Während innen soweit alles erledigt ist, ist die Gestaltung der Außenanlagen noch nicht abschließend geklärt. Und hier rappelt es unter den Politikern noch einmal richtig. Konkret geht es darum, dass mehrere Ratsleute sich einst zumindest im Eingangsbereich für einen glattgemähten Rasen ausgesprochen hatten. Außen herum wurde eine „buntere“ und vielseitige Bepflanzung angeregt. Einen Beschluss zur Gestaltung gab es aber nicht. Im zuletzt vorgelegten Entwurf findet sich der Wunsch mit dem Rasen nicht wieder – aus folgendem Grund: Im Sommer hatte der Gemeinderat einmütig beschlossen, dass sich die Stadt aktiv an einer insektenfreundlichen Bepflanzung beteiligen soll, um dem Bienen- und Insektensterben entgegenzuwirken und ein Beispiel in der Bevölkerung zu setzen. Entsprechend wurden die Pläne für die Außenanlagen entwickelt. „Wir wären in die Planung gerne einbezogen gewesen“, bemerkt zunächst Ralf Rüth, der sich mit dem Ergebnis nicht so glücklich zeigt. Ratsmitglied Martin Häcker von den Bürgern für Heimsheim, der als Fachmann zu der Planung hinzugezogen worden ist, erinnert an den Beschluss vom Juli für eine insektenfreundliche Stadt. „Das war ein Beschluss vom Gemeinderat“, betont er. Dass vor die Stadthalle eben kein kahlrasierter Golfrasen kommt, ist in seinen Augen eine logische Konsequenz. Walter Müller von der Freien Wählervereinigung sieht das anders: „Wir sind damals unterschiedlich auseinandergegangen.“ Sein Argument für einen Rasen: „Da laufen häufig auch Schüler drüber.“

Rüth: „Repräsentative Fläche“

Ralf Rüth spricht von einer „repräsentativen Fläche“ in diesem vorderen Bereich, „das sollte schon ein Rasen werden“. Bei diesen Argumenten kann Martin Häcker nicht länger an sich halten. „Ich bin entsetzt über manche Beiträge hier.“ Diejenigen hätten offenbar keine Ahnung, „was um sie herum vorgeht“, mahnt er. „Dass hier manche Ewiggestrigen immer noch von einer Rasenfläche sprechen, dazu fällt mir nichts mehr ein.“ Darüber hinaus sei das auch noch ein Widerspruch zu dem eigenen Beschluss im Juli. Uwe Braun (CDU) will das nicht auf sich sitzen lassen: „Wir bekommen hier einen neuen Sachstand präsentiert, das muss man diskutieren. Deswegen gleich zu argumentieren, wir wären ewig gestrig, ist komplett überzogen.“ Ein Rasen sei nun einmal schöner und repräsentativer. „Ich finde diese Argumente unter der Gürtellinie.“ Gaby Wulff (BfH) hält dagegen: „Ich fände es gut, wenn man sich von Menschen, die sich auskennen, auch mal etwas sagen lässt, so wie wir es bei anderen Themen ja auch machen.“ Letztlich wurde die Entscheidung zu den Außenflächen noch einmal vertagt.

Kommentar: „. . . aber nicht vor meiner Haustür!“

Von Kathrin Klette

Dass manche Gemeinderäte bei der Präsentation der Außenanlagen erst einmal die Stirn runzeln, ist verständlich. Wenn da plötzlich ein ganz neuer Plan auf dem Tisch liegt, muss es erlaubt sein, darüber zu diskutieren. Schließlich müssen die Ratsleute für ihre Entscheidungen vor den Bürgern am Ende geradestehen. In diesem Fall hat die Diskussion aber eine ganz unglückliche Richtung genommen.

Klimawandel und Insektensterben sind eine traurige Realität, die sich viele Menschen immer noch nicht klarmachen. Mit seinem Beschluss im Juli wollte sich der Gemeinderat dieser Realität stellen und ein Signal für die Bürger setzen. Und nun, wo sich die Chance ergibt, mit geringem Aufwand und minimalen Folgekosten diesen Beschluss in die Tat umzusetzen, tauchen plötzlich wieder Argumente auf wie: „Das sieht doch nicht schön aus!“ oder „Da laufen doch Kinder drüber!“ Nach dem Motto: Insektenschutz: Ja, aber bitte nicht direkt vor der Haustür der Stadthalle. So klein die Fläche auch sein mag, um die es hier geht, und bei allem Verständnis für den berechtigten Wunsch, in Planungen einbezogen zu werden: In Zeiten von immer stärkerem Flächenverbrauch und etlichen Schottergärten ist diese Diskussion das absolut falsche Signal an die Bürger.