Die Gemeinde trennt sich von den Bauhof-Planern. Die neuen ersetzen viele verbliebene Unbekannte durch klare Zahlen. 6,5 Millionen Euro wird das gesamte Projekt demnach kosten.

Heimsheim - Wie werden aus 3,5 Millionen Euro auf einen Schlag 5,4 Millionen Euro? Durch viele offene Kostenpunkte, die erst jetzt durch konkrete Zahlen ersetzt wurden. Das heißt: Zwar wird nicht der Heimsheimer Bauhof selbst plötzlich um zwei Millionen Euro teurer. Doch mit der Erschließung, der Entwässerung und ähnlichen Punkten kommt das Gesamtprojekt nun unverhofft auf diese hohe Summe.

 

Dieser Erkenntnis voran gingen mehrere Unstimmigkeiten mit dem bisherigen Architekturbüro Wohn-art Architekten, von dem sich die Stadt mittlerweile – einvernehmlich, wie es heißt, – getrennt hat. „Die Arbeitsweise des Büros hat nicht zu unseren Vorstellungen gepasst“, formuliert es der Bürgermeister Jürgen Troll vorsichtig.

Zusammenarbeit anfangs gelobt

Lange Zeit wurde die Zusammenarbeit mit dem Büro gelobt, vor allem die Einbeziehung des Bauhofs und des Musikvereins in die Planung. In den neuen Bauhof werden nämlich auch Räume für den Musikverein integriert. Tatsächlich wird sich an den Plänen für den Neubau selbst nur wenig ändern. „Bis zur Baugenehmigung war die Zusammenarbeit gut“, berichtet Jürgen Troll. Dieser Eindruck änderte sich, als es an die Bauarbeiten ging: Der Spatenstich war bereits im Dezember, trotzdem sollten die Bauarbeiten erst im März beginnen. Das Thema Entwässerung war bis dahin aber immer noch nicht geklärt. Dann lagen die ersten Nachträge auf dem Tisch der Verwaltung: mehr als eine Viertelmillion Euro für zusätzlichen Bodenaushub und dessen Entsorgung. Zu allem Überfluss fielen die Probleme in die Hochphase der Corona-Pandemie, sodass auch keine Gemeinderatssitzung zu dem Thema stattfinden konnte.

Die weiteren Verzögerungen und Kostensteigerungen veranlassten die Verwaltung, ein Controlling zu beauftragen, damit ein Sachverständiger das gesamte Projekt überprüft und überwacht, Kostenrisiken aufzeigt und die Kostenkalkulation anpasst. Das Controlling brachte einige Dinge zutage, die man in der bisherigen Konstellation nicht hätten lösen können, so Troll. Oder anders gesprochen: „Die Erwartungen der Stadt waren mit den Planungen des Büros nicht in Einklang zu bringen.“ Man habe sich daher einvernehmlich voneinander getrennt.

Konkret ging es beispielsweise um die Erschließung. In den Zeichnungen des Planungsbüros waren Erschließungsstraßen zwar abgebildet, und auch der Punkt Zuwegung war als Teil der Kostenberechnung angegeben. Nur war dieser Punkt im Entwurf anscheinend nur auf das unmittelbare Gelände bezogen. Die Pläne und Kosten für die Straßen außerhalb des Geländes waren in den Entwurf nicht eingerechnet. „Einiges hätte man schon früher merken können“, gesteht der Bürgermeister zu. „Aber nicht viel früher.“ Zudem habe man sich auf die Ausführungen des Büros verlassen.

Keine ganzheitliche Planung

Zwar war bekannt, dass es noch ein paar offene Kostenstellen gab wie beispielsweise für die Entwässerung. Mit dieser Endsumme hätte aber wohl niemand gerechnet, wie sich in der Sitzung des Gemeinderats am Montagabend deutlich zeigte. Wobei die Endsumme nicht ganz so hoch sein wird, wie im Gremium erst angenommen wurde. Hier ging man noch von 6,5 Millionen Euro aus, da die Kosten für den Bauhof (rund fünf Millionen Euro) und die Kosten für die Außenanlagen (1,5 Millionen Euro) in der Präsentation gesondert aufgelistet waren. Tatsächlich waren Teile der Kosten für die Außenanlagen aber schon in die Bauhofkosten von fünf Millionen Euro eingerechnet, wie der Bürgermeister Jürgen Troll später mitteilte. Wieder andere dieser Kosten gehören zum Projekt Bauhof gar nicht dazu. Letztlich kommt das Projekt nach jetzigem Stand auf rund 5,4 Millionen Euro, so Jürgen Troll.

Wie sich herausstellte, sah das bisherige Büro die genannten Punkte nicht als Teil seiner Zuständigkeit, sagt Jürgen Troll. „Wir möchten aber jemanden, der ein solches Projekt ganzheitlich betrachtet.“ Schließlich gehöre die Entwässerung untrennbar zu solch einem Projekt dazu. „Und ebenso die Erschließung. Der Bauhof kann ja nicht einfach auf der grünen Wiese stehen.“

Die Stadt hat nun den Architekten Michael Gruner vom gleichnamigen Architekturbüro aus Straubenhardt beauftragt. „Wir haben eine Schnittstelle in der Honorierung gefunden“, so Troll. Rechtsstreitigkeiten wurden also vermieden. Das Büro Wohn-art erhält die Bezahlung für seine bisherigen Planungen, Michael Gruner für die weiteren. Das Ingenieurbüro ist zuständig für die Planung der Entwässerung, der Landschaftsarchitekt Dietmar Klenske kümmert sich um die Themen Außenbereich und Erschließung.

Michael Gruner brachte zu dem bestehenden Entwurf noch einige Vorschläge ein. Manches davon sind kleinere Änderungen, zum Beispiel alternative Anordnungen von Räumen. Andere Punkte sollen die Kosten senken. Dazu gehört eine Fotovoltaikanlage anstelle einer Dachbegrünung – das Dach muss dafür leicht geneigt sein – sowie das Weglassen einer geländeeigenen Tankstelle.

Große Diskussionen

Dieser Punkt sorgte für die meisten Diskussionen im Gemeinderat, manche Ratsleute wollten an dieser Einrichtung gerne festhalten. Die Entscheidung hierzu ist noch nicht gefallen.

Das Projekt lag seit der Misere im Frühjahr auf Eis. Der Architekt Michael Gruner stellte einen Beginn der Erdbauarbeiten für August in Aussicht. Ein Einzug könnte im Herbst 2021 erfolgen.