Dirk Riedl ist der letzte seiner Art. Nämlich der letzte hauptberufliche Schäfer im Enzkreis. Doch er braucht dringend einen neuen Schafstall, der alte ist zu klein. Die Kosten betragen allerdings 388 000 Euro – was manchen in Heimsheim zu viel ist.

Heimsheim - Dirk Riedl ist der letzte seiner Art. Nämlich der letzte hauptberufliche Schäfer im Enzkreis. Inzwischen hat er 450 Muttertiere und ist im Winter als Wanderschäfer aktiv. Doch um damit genug zu verdienen, braucht er mehr Platz. Übernommen hat Riedl die Herde mit 260 Wolltieren, nun wird es schlicht zu eng in seinem Stall auf dem Betzenbuckel, wo er gut 100 Hektar beweidet. Die Stadt überlegt, ein völlig neues Gebäude zu errichten. Ob das im Gemeinderat eine Mehrheit findet, ist allerdings auch nach einem Ortstermin beim Schäfer noch offen.

 

Dirk Riedl jedenfalls hat massive Platzprobleme – das hat er den Gemeinderäten kürzlich auch erzählt. „Es wird schon ziemlich eng mit den 450 Schafen, und es ist auch zu dunkel“, erklärt er gegenüber der LKZ. Vor allem muss er die Tiere immer wieder komplett dort einschließen – als Wanderschäfer hat er noch andere Weiden zu betreuen. Außerdem kann er Futter und Stroh nicht lagern. „Wir müssen etwas tun, wenn wir den letzten Schäfer erhalten wollen“, erklärt daher Martin Häcker. Der Gemeinderat der Fraktion „Bürger für Heimsheim“ kennt Riedl und die Situation gut. Häcker verweist auf hohe Landeszuschüsse, die man für den Stall bekäme. Auch der Bürgermeister Jürgen Troll sagt: „Wir sollten froh sein, dass wir noch einen Schäfer in Heimsheim haben.“ Man könne den Stall nach 30 Jahren nicht mehr einfach so lassen. Häcker ergänzt: „Er ist in einem erbärmlichen Zustand.“

So ganz einfach ist die Lage allerdings nicht. Problem eins: der Betzenbuckel liegt in einem sogenannten Flora-Fauna-Habitat-Gebiet, also einer Naturschutzzone. Daher entscheidet das Karlsruher Regierungspräsidium mit, ob dort ein weiteres Gebäude errichtet werden darf. „Wir haben bislang keine belastbare Aussage bekommen“, erklärte Andreas Nagel von der Stadtverwaltung kürzlich im Gemeinderat. Auch Troll spricht von einem „ewigen Herumgeeiere“, man wolle jetzt endlich eine klare Aussage von der Behörde. Daher hat die Stadt auch eine Bauvoranfrage gestellt – das Regierungspräsidium muss sich jetzt verbindlich zu dem Plan äußern.

Problem zwei: die Kosten. Ursprünglich sind einmal 150 000 Euro im Haushalt eingestellt worden. Da aber wegen des Naturschutzgebietes nicht einfach neben den alten Schafstall ein neuer gebaut werden kann, soll der alte abgerissen und wieder neu aufgebaut werden. Und das kostet summa summarum 388 000 Euro. Was im Gemeinderat für Stirnrunzeln sorgt.

Zumindest bei CDU und Freien Wählern. „Das sind mehr als 100 Prozent Zuschlag auf die bisherigen Kosten“, erklärte etwa der Unions-Fraktionschef Uwe Braun. So einfach könne er eine solch großen Steigerung nicht mittragen. Auch Ralf Rüth (CDU) äußerte Zweifel und regte einen Ortstermin an – der inzwischen bereits stattgefunden hat.

Aber auch danach gehen die Ansichten auseinander. Martin Häcker findet: „Aus meiner Sicht muss dringend gehandelt werden.“ Bei dem alten Stall fehlten zum Teil die Scheiben. Außerdem regt er an, auch die Nachbargemeinde Friolzheim an den Kosten zu beteiligen – schließlich ist ein Teil der beweideten Flächen auch auf deren Markung. Bei der CDU gibt man sich zurückhaltend. „Ich denke, man muss das noch einmal beraten“, erklärt Uwe Braun auf Anfrage, „ob eine Sanierung möglich ist oder ein Neubau.“ Eine einfache Modernisierung des alten Stalls würde 42 000 Euro kosten, wäre deutlich günstiger als ein Neubau. Allerdings zweifelt die Stadt daran, dass dies reicht.

Das Thema wird wohl im Herbst noch einmal beraten werden müssen. Für Dirk Riedl ist jedenfalls klar, dass seine Mutterschafherde eine gewisse Größe braucht. „Sonst reicht ist es nicht wirtschaftlich“, erklärt er, „ich muss ja davon leben können.“ Der neue Stall wäre luftiger und auch tiergerechter, auch die Lämmer und die kranken Tiere könnten dort untergebracht werden. Außerdem brauche er dringend Lagerflächen für das Heu. Aus seiner Sicht ist Eile geboten: „Meine Herde ist schon viel zu groß geworden für das alte Gebäude.“